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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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Ihnen, zurückhaltend zu sein, wenn auch nicht gerade
liebevoll.«
    Annie zögerte und blickte zu Tom
hinüber.
    Erstaunlicherweise zwinkerte er ihr
zu und deutete auf die Tür.
    Widerstrebend verließ Annie das
Lazarett. Zwei Frauen aus dem Dorf, die bei den restlichen Fieberpatienten
ausgeholfen hatten, folgten ihr still.
    Das Klopfen der Hämmer dröhnte in
Annies Ohren und in ihren Gliedern. Obwohl das Geräusch sie abstieß, zog es sie
auch auf unerklärliche Weise an, und sie folgte ihm wie ein Kind dem Klang
einer Zauberflöte. In der großen Halle hatten die Vorbereitungen für das
Hochzeitsfest bereits begonnen — lange Holztische wurden hereingeschleppt,
während Dienstboten mit Staubwedeln und Besen herumhantierten.
    Annies Magen zog sich krampfhaft
zusammen.
    Draußen schien hell die Sonne, und
die Luft war frisch und roch nach Salz und Meer. Der Galgen, dem Annie bisher
erfolgreich ausgewichen war, ragte vor dem azurblauen Himmel auf, ein häßliches
Monument all der schlechten Eigenschaften, die die Menschheit noch nicht
abgelegt hatte.
    »Es sieht schrecklich aus, nicht
wahr?«
    Annie fuhr zusammen, wandte den Kopf
und erkannte Lucian neben ihr. Seine Fähigkeit, sich unbemerkt heranzuschleichen,
jagte ihr immer wieder Schrecken ein. »Ja«, antwortete sie nur leise.
    Sie erschauerte, als sie oben auf
dem Schafott Rafael und einen anderen Mann entdeckte. Beide knieten auf dem
Holzboden, um die Falltür zu inspizieren, die sich unter Peter Maitlands Füßen
öffnen würde.
    »Ironisch, nicht?« fragte Lucian
selbstgefällig. »Daß Rafael den Bau dieser Monstrosität befohlen hat, meine
ich. Er ist ein intelligenter Mann, mein Bruder - es müßte ihm doch bewußt
sein, daß er sehr bald selbst dort oben stehen könnte, mit einer Schlinge um
den Hals.«
    Annie schlug eine Hand vor den Mund,
denn das Bild, das Lucians Worte heraufbeschworen hatten, war sehr lebendig,
und eine heftige Übelkeit packte sie. Sie erholte sich schnell davon, aber
Lucian hatte schon ihre Reaktion bemerkt und schenkte ihr ein bitteres kleines
Lächeln.
    »Dies ist kein Spiel und auch kein
Märchen, Annie. Früher oder später werden Sie aufhören müssen, Krankenschwester
zu spielen und so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre. Denn das ist es
nicht. Bavia ist zum Untergang verdammt, und Rafael mit ihm.« Er zeigte auf
die Burg und die Mauern, die sie umgaben. »All das ist nichts als eine
Illusion. Fliehen Sie, Annie, bevor all dies über Ihnen zusammenbricht.«
    Tränen füllten Annies Augen. »Ich
kann es nicht«, sagte sie leise.
    »Dann sind Sie eine Närrin.«
    Sie straffte die Schulter. »Das mag
schon sein.«
    »Lieben Sie Rafael so sehr? Mehr als
Ihr eigenes Leben? Mehr als die Kinder, die niemals geboren würden, weil Sie
Ihr Leben unbedingt auf Rafaels Altar opfern wollen?«
    Annie wollte nicht sterben, und
einen vorübergehenden Moment bedauerte sie den Verlust der Kinder, die Lucian
erwähnt hatte, so heftig, als ob sie tatsächlich existierten, Fleisch und Blut
gewordene Beweise ihrer Liebe zu dem Prinzen. »Ich brauche Ihnen nichts zu
erklären«, sagte sie ganz unverblümt. »Und ich werde es auch nicht tun.«
    »Sehr praktisch«, erwiderte Lucian
seufzend, »da Sie es vermutlich nicht einmal sich selbst erklären können.«
    Annie hielt den Blick auf Rafael
gerichtet und verspürte die übliche prickelnde Erregung tief in ihrem
Innersten, als er ihren Blick fühlte und den Kopf hob, um sie anzusehen.
    Und da begriff Annie, warum sie
für immer und ewig an diesen Mann gebunden war, aber das Gefühl war noch zu
überwältigend, zu wundervoll und unbegreiflich, als daß sie es in Worte hätte
fassen können. Ihre einzige Antwort an Lucian war ein Achselzucken.
    Rafael machte keine Anstalten, zu
ihr zu kommen, sondern nahm sein Gespräch mit dem anderen Mann wieder auf.
    »Vielleicht sollte ich Sie entführen,
wenn Sie schon nicht auf mich hören wollen«, sagte Lucian.
    Die Bemerkung traf Annie mit der
Wucht eines Steins aus einer Schleuder und raubte ihr fast den Atem. »Was haben
Sie gesagt?«
    »Sie haben es gehört«, erwiderte
Lucian gleichmütig. Er stand steif wie ein Soldat, die Hände hinter dem Rücken
verschränkt. »Falls Sie sich nicht selber retten wollen, könnte ich mich
gezwungen sehen, es für Sie zu tun.«
    Ein wilder, nervöser Zorn stieg in
Annie auf, der ihr Blut erhitzte und sie schwindeln ließ. »Ich warne Sie,
Lucian«, sagte sie, als sie wieder Worte fand. »Versuchen Sie so etwas

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