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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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daß Sie das richtig verstanden haben, Miss?«
    Lind ob, dachte Annie. Ich habe es
schließlich selbst mit angesehen, und meine Aussage war entscheidend für die
Verurteilung des Mannes.
    »Ja«, antworte sie schlicht. »Hören
Sie auf, sich zu sorgen, und versuchen Sie, zu schlafen.«
    »Sie sollten Ihren eigenen Rat
befolgen«, bemerkte Tom, der Mann mit dem buschigen Bart, von der nächsten Pritsche.
Wie Josiah wurde auch er täglich kräftiger, obwohl der dritte Mann immer schwächer
wurde. »Wenn ich es einmal sagen darf, Miss — Sie haben dunkle Ränder unter
Ihren Augen, und Sie sind leichenblaß.«
    »Wer ist hier die Krankenschwester?«
fragte Annie mit erzwungener Munterkeit und lächelte Tom an, der ihr sehr ans
Herz gewachsen war, trotz seiner schroffen Manier und wilden äußeren
Erscheinung. »Sie oder ich?«
    Tom lachte, aber seine Augen blieben
freundlich-ernst. »Sie sind eine richtige Florence Nightingale, Miss. Wenn Sie
nur für sich selbst so gut sorgen würden wie für uns. Sie sehen aus, als ob Sie
kurz vor dem Zusammenbruch stünden. Sie brauchen jemand, der sich um Sie
kümmert.«
    Annie schaute sich verzagt in dem
großen Raum um. Die meisten der Fieberpatienten hatten sich genug erholt, um
wieder an dem chaotischen Leben in St. James teilnehmen zu können, doch vier
Kranke waren noch geblieben. Außer den drei verwundeten Rebellen natürlich.
    »Es geht mir gut«, log sie. Ihre
Knie fühlten sich an, als müßten sie jeden Augenblick nachgeben, und ihr Magen
war so schwach, daß sie den ganzen Tag lang keinen Bissen Essen
heruntergebracht hatte. Der beständige Lärm auf dem Burghof ging ihr durch
Mark und Bein.
    »Tut er Ihnen wirklich leid?« fragte
Tom mit fast unheimlicher Einfühlsamkeit. »Dieser Soldat, meine ich, den sie
hängen werden?«
    Galle stieg in Annies Kehle auf, und
sie schluckte. »Ja«, sagte sie. »Aber ich bedauere auch den Mann, den er
getötet hat.« In Gedanken sah sie wieder den ersten jungen Mann mit schauriger
Grazie in das Becken unter dem Springbrunnen stürzen und sein Blut das Wasser
färben.
    »Sie ist reich«, warf Josiah trotzig
ein. »Und sie ist eine der ihren. Wahrscheinlich wünscht sie bloß, sie würden
den armen Kerl weit fortbringen, um ihm das Lebenslicht auszublasen, damit sie
es weder mit ansehen noch hören muß.«
    Das Blut schoß Annie in die Wangen,
in einem so heftigen Anfall von Zorn, daß sie für einen Moment das Bewußtsein
zu verlieren glaubte. Sie begann zu protestieren, doch Tom kam ihr zuvor.
    »Hast du vergessen, du junger Narr«,
dröhnte er, »daß du von der Frau sprichst, die dir das Leben gerettet hat?«
    Josiah errötete, doch der Trotz auf
seinen Zügen veränderte sich nicht. »Nein«, erwiderte er. »Und ich habe auch
nicht vergessen, daß sie mich dabei fast umgebracht hat.«
    Etwas ruhiger jetzt, weil Toms
Einwand ihr Zeit verschafft hatte, sich zu sammeln, stand Annie hocherhobenen
Kopfes auf und ging zum Bett des dritten Mannes. Er war bemitleidenswert dünn,
alte Narben bedeckten seinen Körper wie ein Spinnennetz, und zwischen diesen
Narben war seine Haut merkwürdig graublau unterlaufen. Obwohl seine Wunden
verhältnismäßig unbedeutend waren, hatte er sich nicht von seinen Verletzungen
erholt wie seine Kameraden.
    Das plötzliche Schweigen, das sich
im Raum ausbreitete, lenkte Annie ab und ließ sie zur Tür hinüberschauen.
    Mr. Barrett trat ein und ging, ohne
Annie auch nur eines Blicks zu würdigen, zu Toms und Josiahs Pritschen.
    »Ich glaube, daß ihr beide jetzt
gesund genug seid, um Rede und Antwort zu stehen für euren Verrat«, sagte er
und
    fügte nach einem Blick auf den
bewußtlosen Mann auf dem dritten Bett hinzu: »Euer Freund hat nicht dieses
Glück, scheint mir.«
    Annie stockte der Atem. »Mr.
Barrett!« sagte sie entsetzt.
    Die Strapazen der letzten Wochen
standen Rafaels Freund deutlich im Gesicht geschrieben; er hatte Gewicht
verloren, und Annie sah die Anspannung in seinem Kinn und seinen Augen, als er
sich zu ihr umwandte. »Sie möchten uns vielleicht lieber für eine Weile allein
lassen, Miss Trevarren«, sagte er mit untadeliger Höflichkeit.
    Und doch kam Annie sich entlassen
vor. »Diese Männer sind immer noch sehr krank«, klärte sie Barrett mit zitternder
Stimme auf. »Ich möchte Ihre Zusage, Sir, daß ihnen bei dem Verhör kein Schaden
zugefügt wird.«
    Mr. Barrett zog eine Augenbraue
hoch. »Also gut, Miss Trevarren«, sagte er nach einer nachdenklichen Pause.
»Ich verspreche

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