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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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schickte sich an, die Wunde zu desinfizieren. »An
Ihrer Stelle würde ich mir im Augenblick nicht den Kopf zerbrechen über etwas
so Melodramatisches wie Tod durch Erschießen oder Erhängen. Sie haben auch so
schon genug Probleme, scheint mir«, sagte sie seufzend. »Und jetzt nehmen Sie
sich zusammen und versuchen Sie, stark zu sein, Josiah. So leid es mir tut — es
wird jetzt höllisch weh tun.«
    Josiah biß die Zähne zusammen und
schloß die Augen. Annie ließ Whisky auf die Wunde träufeln.
    Josiah schrie auf und verlor das
Bewußtsein.
    Bevor Annie sich von ihrem Schreck
erholt hatte, sprang der Mann auf der angrenzenden Pritsche auf, schwankte
einen Moment und brüllte: »Was haben Sie ihm angetan? Was haben Sie mit ihm
gemacht?«
    Zum Glück hielten sich noch einige
von Rafaels Soldaten in der Kammer auf, und der aufgebrachte Rebell wurde
überwältigt, bevor er Annie erreichen konnte.
    »Tut ihm nicht weh!« schrie sie, als
zwei Soldaten ihn so grob auf seine Pritsche stießen, daß diese fast zusammenbrach.
»Er hat versucht, seinem Freund zu helfen!«
    Ein wenig unwillig traten die
Soldaten zurück, aber Annie sah einen Drang nach Gewalttätigkeit in ihren
Augen, der ihr jähe Angst einflößte. Als sie sich zurückzogen, wandte sie sich
zu Josiah um und stellte erleichtert fest, daß er bereits wieder zu sich kam.
Vorsichtig trat sie an das Bett des anderen Mannes.
    Er war mittleren Alters, im
Gegensatz zu Josiah, ein robuster, bärenstarker Mann mit ungepflegtem rotem
Bart und buschigem Haar. »Er ist noch jung«, sagte er mit rauher Stimme. Seine
Brust war bandagiert, und er atmete nur mühsam. »Er wußte nicht, was er tat,
als er sich mit uns verbündete.«
    Annies Herz verkrampfte sich vor
Mitleid, aber da sie wußte, daß Josiahs Kamerad ein solches Gefühl nicht schätzen
würde, hielt sie es verborgen. »Er hat nichts von mir zu fürchten«, versicherte
sie ruhig. »Ich bin nur ein Gast in diesem Haus — ich habe keine Macht.«
    Er schloß einen Moment die Augen,
und als er wieder sprach, klang seine Stimme so zerrissen wie seine Kleidung.
»Sie wollten nur helfen«, sagte er. »Ich hörte ihn schreien und glaubte ...«
    »Sie hatten die Orientierung
verloren und dachten, ich würde Ihren Freund verletzen. Ich werde keinen Groll
gegen Sie hegen, wenn Sie es gegen mich auch nicht tun.«
    »Tom?« fragte Josiah schwach vom
nächsten Bett. »Laß sie dir bloß keinen Whisky über die Wunde schütten.«
    Tom strengte sich sichtlich an,
gesund und munter zu erscheinen. »Wenn sie es tut«, brummte er, »wirst du mich
nicht ein solches Theater machen hören, wie du es veranstaltet hast.«
    Annie lächelte im stillen und fuhr
fort, Josiahs Wunde zu versorgen. Kathleen kümmerte sich in der Zwischenzeit um
Tom, und eine der Frauen aus dem Dorf sah nach dem dritten Soldaten, der
ebenfalls erwacht war.
    Sie alle hatten gute Arbeit
geleistet an diesem Morgen, und als Annie mit der Absicht, sich ein wenig neben
dem Brunnen in die Sonne zu setzen, die Kammer verließ, summte sie leise vor
sich hin.
    Das Geräusch erstarb jedoch in ihrer
Kehle, als sie aus der großen Halle trat. Peter Maitlands Galgen erhob sich
bereits auf dem Hof, ein Skelett aus frischgesägtem Holz.

Achtzehn
    Drei Tage lang beherrschten das Klopfen
der Hämmer und das Kreischen der Sägen die sommerliche Luft und zerrten an
Annies Nerven. Verbissen arbeitete sie in dem neuen Lazarett hinter der Küche
weiter, kühlte Gesichter und löffelte Wasser und Suppe in erhitzte Münder,
wechselte Verbände und desinfizierte Wunden. Nichts konnte sie jedoch lange
von den grausigen Geräuschen draußen ablenken.
    »Ist es für uns?« fragte Josiah am
Nachmittag des dritten Tages. »Das Schafott, das sie im Hof errichten?« Er war
noch immer blaß und hager, doch seit Annie seine Wunde gereinigt und Kathleen
sie genäht hatte, befand er sich auf dem Weg der Besserung..
    Annie gab ihm seinen letzten Löffel
Hühnerbrühe. »Natürlich nicht«, sagte sie. »Es ist für einen Mann
namens Peter Maitland bestimmt. Er hat in Morovia einen jungen Studenten
erschossen und ist zum Tode verurteilt worden.«
    Josiah musterte sie aus schmalen
Augen. Er und Annie waren keine Freunde, und obwohl sich eine gewisse Sympathie
zwischen ihnen entwickelt hatte, blieb der Junge wachsam und mißtrauisch. »Ist
er ein Rebell, dieser Maitland?«
    »Nein. Er gehörte zur königlichen
Garde. Der Student war ein Rebell.«
    Josiah schien überrascht. »Sind Sie
sicher,

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