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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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nicht,
nicht einmal in Gedanken, denn falls Sie auch nur auf die Idee kämen,
würde ich Ihnen die Leber herausreißen und sie den Hunden zum Fraß vorwerfen.
Ich bin nicht halb so hilflos, wie ich aussehe!«
    Lucian lachte, aber es klang kein
Humor in seiner Stimme mit. »Hilflos? Sie? Ich mag mich vielen Täuschungen hingeben,
Annie, aber dieser ganz bestimmt nicht!« Sein Blick glitt zurück zu Rafael, der
noch immer am Galgen stand, in eine Aureole des Sonnenlichts getaucht. »Aber
selbst die Stärksten unter uns besitzen ihre Schwächen.«
    Die Feststellung jagte Annie einen
kalten Schauer über den Rücken. »Soll das eine Drohung sein?«
    Lucian zuckte die Schultern. »Eher
eine Prophezeiung«, sagte er. »Halten Sie nach Entführern Ausschau.«
    »Und passen Sie auf Ihre Leber auf«,
versetzte Annie, als Lucian sich abwandte.
    Sie schaute noch eine Zeitlang zu
Rafael auf und wünschte, weit entfernt von diesem Ort zu sein. Schließlich ging
sie zur Burg zurück. Mr. Barrett hatte das Lazarett bereits verlassen, als sie
dort ankam, und Tom und Josiah hatten keinen Schaden bei dem Verhör
davongetragen.
    »Er hat uns an den Fersen aufgehängt
und uns ausgepeitscht«, scherzte Tom, als er die Erleichterung auf Annies
Zügen sah. »Wir haben ihm all unsere Geheimnisse verraten.«
    Josiah, der flach auf den Kissen
lag, schien erhitzt und mürrisch. »Dir mag es vielleicht wie ein Spaß
erscheinen, Tom Wallcreek, aber ich freue mich nicht darauf, die nächsten
zwanzig Jahre in den Kerkern dieser Burg zu vermodern.«
    »Das wirst du auch nicht«, sagte Tom
mit ruhiger Überzeugung.
    Annie enthielt sich eines
Kommentars. Falls Tom und Josiah bei einem Angriff der Rebellen befreit wurden,
wie Tom zu erwarten schien, würde sie sich für sie freuen. Gleichzeitig jedoch
erfüllte die Aussicht sie mit Angst und Schrecken, weil sie den beinahe
sicheren Tod für Rafael bedeutete.
    Sie beschäftigte sich noch eine gute
Stunde im Lazarett, und als Kathleen kam, um sie abzulösen, machte sie sich auf
den Weg in die Küche, in der emsige Aktivität herrschte.
    Ohne die geringste Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen in ihren schlichten Kleidern und dem aufgesteckten Haar
blieb sie sehr oft unbemerkt —, ging Annie zum Waschtisch und schrubbte ihre
Hände mit heißem Wasser und starker Seife. Dann holte sie sich einen Kanten
braunes Brot und ein Stück Käse aus der Speisekammer und schenkte sich eine
Tasse von dem starken Tee ein, der in einer Kanne auf dem Tisch stand.
    »Sie haben die arme Miss Covington
heute morgen fortgebracht«, erzählte eine der Mägde einer anderen.
    Annie schaute nicht in die Richtung
der Sprechenden, obwohl sie aufmerksam zuhörte, während sie ihren Käse aß.
    »Verrückt wie eine Bettwanze«,
bemerkte ein bemitleidenswert häßliches Mädchen, das ein Tablett mit kleinen
Kuchen hielt, die mit weißem Zuckerguß überzogen waren.
    Der Anblick erinnerte Annie an den
morgendlichen Schnee auf den Feldern in Puget Sound, wenn die Welt noch so
still und wunderschön war, daß einem fast das Herz stehenblieb bei ihrem
Anblick. Die Sehnsucht, jetzt dort zu sein, sicher und warm unter einer der
farbenfrohen Häkeldecken ihrer Großmutter, war so überwältigend, daß ihr Magen
sich schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Ein Schiff hatte an der Küste
angelegt, genau wie Rafael vorausgesagt hatte, und Miss Covington war an Bord
gebracht worden. Das Schiff konnte jedoch nicht der Trevarrenschen Flotte
angehören, denn Patrick hätte Bavia nie ohne Annie verlassen. Und selbst wenn
der Kapitän bereit gewesen wäre, Annie zurückzulassen, hätte Rafael es nicht
erlaubt — er war begierig, sie loszuwerden.
    »Wißt ihr, welches Schiff es war?«
hörte Annie sich fragen. Sie hatte überhaupt nichts sagen wollen und ärgerte
sich jetzt über sich selbst.
    »Irgendeins aus England, das
Hochzeitsgäste und Vorräte herbrachte«, antwortete die Gehilfin der Köchin, die
es gewohnt war, Annie in der Küche anzutreffen. »Wahrscheinlich liegen sie
jetzt draußen vor Anker, um all die vornehmen Leute mitzunehmen, wenn das Fest
vorbei ist.«
    Annie nickte und beschäftigte sich
wieder mit ihrem Essen. Es erstaunte sie noch immer, daß Freunde und Verwandte
der St. James' bereit waren, ihr Leben für die Teilnahme an einer Hochzeit zu
riskieren, selbst wenn es eine fürstliche war. Und dieser Gedanken wiederum
erinnerte sie daran, daß Phaedra gar nicht beabsichtigte, an der Trauung teilzunehmen,
und sie selbst in die unmögliche

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