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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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frisieren, bevor sie zum Essen in den Speisesaal
hinunterging.
    Rafael besetzte seinen gewohnten
Platz am Kopfende der langen Tafel, und obwohl er gequält und unruhig aussah,
erwies er sich als aufmerksamer, charmanter Gastgeber. Annie hätte unsichtbar
sein können, so wenig Beachtung schenkte er ihr, aber sie war zu müde, um
gekränkt zu sein. Tatsächlich nickte sie sogar zweimal ein, bevor das Hauptgericht
serviert wurde, und hätte sich schrecklich blamiert, wenn Phaedra ihr nicht
einen diskreten Stoß versetzt hätte.
    Beim zweitenmal entschuldigte Annie
sich, was ihr zum ersten Mal Rafaels Aufmerksamkeit eintrug, und verließ den
Speisesaal. Sie war bereits wieder in ihrem .Zimmer und ließ sich von Kathleen
ihr langes Haar bürsten, als ein Klopfen an der Tür ertönte.
    Annies Herz machte einen Sprung,
denn sie wußte, noch bevor Kathleen öffnete, daß der Besucher Rafael war.
    Falls Kathleen irgendwelche Bedenken
über die Schicklichkeit der Sache hatte, behielt sie sie für sich. »Guten
Abend, Hoheit«, sagte sie mit einem tiefen Knicks, statt jedoch den Raum zu
verlassen, warf sie Annie einen fragenden Blick zu.
    Rafael, einfühlsam wie immer,
deutete den Blick richtig. »Bleib ruhig«, sagte er zu dem Dienstmädchen.
    Annie, die vor dem Spiegel ihrer
Kommode saß, drehte sich nicht zu ihm um, als er langsam zu ihr herüberkam,
aber sie fühlte den Puls an ihrer Kehle heftig pochen.
    Endlich stand Rafael neben ihr und
legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich weiß es zu schätzen, wie du im Dorf ausgeholfen
hast«, sagte er wohlwollend, »aber ich fürchte, daß du dich ein bißchen
übernommen hast. Du warst so erschöpft beim Essen, daß du dich kaum noch
aufrecht halten konntest.«
    Annies erster Impuls war, ihre Hand
auf Rafaels zu legen, aber sie widerstand ihm tapfer. Zuviel körperlicher
Kontakt mit diesem Mann war gefährlich, und er berührte sie auch so schon,
versengte ihre Haut mit seinen Blicken.
    »Ich weiß nicht, woher du das wissen
willst, denn schließlich hast du mich den ganzen Abend nicht einmal angeschaut.«
    Rafael lachte und verschränkte die
Finger um ihre Schulter. »Du irrst dich, meine schöne Yankeeprinzessin. Ich
habe dich nicht aus den Augen gelassen.«
    Annie schaute ihn prüfend an und
entdeckte unendlich viel in seinen schiefergrauen Augen — Humor, Sorge, Mitgefühl,
Enttäuschung und sogar einen gewissen Grad an Zuneigung, wenn auch vielleicht
keine Liebe.
    »Ich verstehe jetzt, warum du darauf
bestehst, in Bavia zu bleiben«, sagte sie ruhig. »Mir ergeht's nicht anders,
Rafael ich kann diese Leute nicht im Stich lassen, jedenfalls nicht, solange
ich etwas tun kann, um ihnen beizustehen.«
    Rafael ließ ihre Schulter los und
berührte ihre Wange. Annie konnte sehen, daß ihn irgendein Gefühl bewegte, und
es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder sprach. »Ich freue mich, daß du es
verstehst — ich glaube nicht, daß sonst noch jemand Verständnis für mich
aufbringt. Aber deine Lage ist nicht mit meiner zu vergleichen — ich schulde
meinem Volk Treue, während du nur zu Gast hier bist. Es obliegt nicht deiner
Verantwortung, unsere Kranken zu pflegen.«
    »Das stimmt schon«, gab Annie zu,
und es kostete sie Mühe, einen gelassenen Tonfall zu bewahren, weil sie das
Gefühl hatte, unter Rafaels Berührung dahinzuschmelzen. »Ich weiß, daß ich die
Welt nicht retten kann, aber mein Gewissen würde mir keine Ruhe lassen, wenn
ich nichts unternähme, und ich helfe, weil ich helfen will.«
    »Aber die Risiken, die du dabei
eingehst, Annie...«
    Sie seufzte. »Was soll ich denn
deiner Ansicht nach tun?« fragte sie nachsichtig. »Im Solarium sitzen und den
ganzen Tag die Harfe spielen? Ich brauche Beschäftigung, Rafael; es
liegt nicht in meiner Natur zu faulenzen.«
    Ein Muskel zuckte an seinem Kinn,
und Annie wußte, daß sie sich behauptet hatte, obwohl es ihm nicht leichtfiel,
es zuzugeben. »Sei wenigstens vorsichtig«, warnte er, um dann etwas leiser
hinzuzusetzen: »Ich habe im Hinblick auf dich schon genug auf dem Gewissen, und
wenn dir etwas geschähe, würde ich es mir nie verzeihen.«
    Annie ergriff seine Hand. »Ich
möchte dir beistehen, Rafael, und nicht deine Sorgen vergrößern. Ich
verspreche dir, keine unnötigen Risiken einzugehen.«
    Rafael drückte ihre Hand und
schenkte ihr den Ansatz eines Lächelns. »Ich denke, damit werde ich mich
zufriedengeben müssen«, sagte er und küßte sie auf den Scheitel. »Aber jetzt
gehe ich besser zu meinen

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