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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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erwischt wird, bekommt ein einjähriges Fahrverbot und eine saftige Geldstrafe aufgebrummt. Wer noch mehr getankt hat, kann sogar hinter Gittern landen.
    Wenn Sie morgens zerzauste Menschen in gestreifter Kleidung hinterm Steuer sehen, sind das freilich keine entflohenen Häftlinge, sondern Eltern in Schlafanzügen, die ihre Kinder zur Schule fahren. School runs nennt man diese Sitte, die noch gar nicht so alt ist und sich möglicherweise deshalb eingebürgert hat, weil die britischen Medien der Bevölkerung seit Jahren weismachen, dass jeder Mann, der älter ist als 16, ein Kindsentführer sein könnte und man nicht einmal mehr den Fahrern von Schulbussen über den Weg traut. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Engländer trotz aller Herausforderungen wahnsinnig gerne Auto fahren und das, wann und wo sie nur können. Achten Sie darauf, wenn Sie durch England reisen: Sie werden überall Familien sehen, die am Wochenende ins Grüne fahren und selbst in atemberaubender Umgebung – zum Beispiel in Hampstead Heath, Devon oder Stonehenge – direkt neben ihren Autos picknicken, den Blick unverwandt aufs Fahrzeug gewandt. Andere steigen gar nicht erst aus, sondern kurbeln die Fenster hoch und machen auf den Wagensitzen zusammen gepfercht ein Nickerchen. Was sie dann „ a lovely day in the open“ nennen: „einen wunderschönen Tag in der Natur“.
    Autofahrer sollten für alle Fälle ein paar grundlegende Vokabeln kennen, wenn Sie sich an der Tankstelle oder bei der Verkehrspolizei nicht blamieren wollen:
    boot: „Stiefelraum“ heißt in England der Kofferraum. War hier mal der Ort, um Stiefel aufzubewahren – um dann in Strümpfen zu fahren? Da wir gerade bei Kleidung sind: Wenn der Tankwart sie bittet, ihr bonnet zu öffnen, meint er nicht Ihre Mütze, sondern Ihre „Motorhaube“.
    gear lever: „Schaltknüppel“ sind hierzulande noch weit verbreitet. Nur Rentner, Ganzkörpergelähmte und Deutsche lassen sich in England in einem Automatikfahrzeug sehen.
    glovebox: Das Fach vorne links, in dem man höchstens alte Kaugummis und Bonbonpapiere aufhebt. Autopapiere (log book) und Führerschein (driver’s license) muss man in England nämlich erfreulicherweise gar nicht immer mitführen. Es reicht, wenn man sie, falls man kontrolliert wird, innerhalb der nächsten sieben Tage in irgendeinem Polizeirevier vorzeigt. (Falls Sie die Queen sind, dürfen Sie selbstverständlich ohne jemals eine Führerscheinprüfung gemacht zu haben in Ihrem Rolls Royce Phantom IV oder Jaguar in Balmoral, Windsor oder Sandringham herumbrausen wie der Henker.)
    hood: Das lose Autodach, das in England beim ersten Sonnenschein im Februar aufgerissen wird.
    hooter: Hupe . Achtung: Wird von hooters in der Mehrzahl gesprochen, handelt es sich vermutlich wie im Deutschen um weibliche Brüste.
    indicator: Blinklicht. Es langt in England völlig, wenn Sie den beim Abbiegevorgang leicht mit dem Finger antippen. Der Typ hinter Ihnen sieht es ja wohl früh genug, wenn Sie einen U-Turn machen. Auf der Autobahn wird Blinklicht grundsätzlich nicht benutzt.
    L-plate: Ein großer Aufkleber mit einem großen L zeigt an, dass ein learner , ein „Fahranfänger“, im Wagen sitzt. Und die nächsten drei Stunden im Schneckentempo vor Ihnen herkriechen wird.
    Im Zentrum Londons darf man zwar Auto fahren, muss allerdings eine sogenannte congestion charge , auf Deutsch: eine „Stau-Gebühr“, von £10 bezahlen. Was einem erspart bleibt, wenn man das flächendeckende Netz der Londoner underground nutzt. Schon 1890 fuhr die erste elektrisch betriebene U-Bahn auf dem Streckenabschnitt zwischen Stockwell und King William Street. Allerdings übte sich die Londoner Bevölkerung zunächst wegen der steilen hölzernen Rolltreppe, die in die Tiefe führte, in vornehmer Zurückhaltung. Der Legende nach wurde im Jahr 1911 schließlich ein gewisser Bumper Harris eigens angestellt, um tagelang auf der Treppe auf und ab zu fahren und so ihre Sicherheit zu beweisen. Ein gewisser Mut gehört auch heute noch dazu, die tube, wie die Londoner ihre U-Bahn nennen, zu betreten. Tube heißt übersetzt „Schlauch“ – ein durchaus treffender Ausdruck für die Mühen, die mit dieser Art der Fortbewegung verknüpft sind. Die tube ist nicht nur das größte unterirdische, sondern auch das unzuverlässigste Verkehrssystem der Welt. Es beginnt schon damit, dass Sie nie sicher sein können, wo sie genau landen werden, nachdem Sie die Oystercard unter den strengen Blicken der

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