Quellcode
Zustand.«
»Bobby steht ein wenig unter Stress«, sagte der Alte. »Die Arbeit.«
»Locative Art?«
»Bobby ist derzeit für mich tätig und unterstützt mich bei einem Projekt. Es steht kurz vor dem Abschluss. Bobbys Stress hat mit diesem Projekt zu tun. Sie sind leider zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt gekommen, Miss Henry.«
»Hollis.«
»Wir können Sie leider nicht gehen lassen, Hollis, bis wir unser Projekt hier zum Abschluss gebracht haben.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn gleich wieder.
»Wir sind keine Verbrecher, Hollis.«
»Entschuldigung, aber wenn Sie weder Verbrecher noch von der Polizei sind, dann ist mir nicht so recht klar, warum ich nicht gehen kann, wenn ich möchte.«
»Da haben Sie völlig recht. Es ist allerdings so, dass wir beabsichtigen, eine Reihe von Straftaten zu begehen, für die man uns nach kanadischem wie amerikanischem Recht belangen könnte.«
»Und warum sind Sie dann keine Verbrecher, wenn ich fragen darf? «
»Keine Verbrecher im herkömmlichen Sinne«, antwortete er. »Unsere Motive sind äußerst ungewöhnlicher Art, und was wir zu tun beabsichtigen, hat meines Wissens nach noch nie zuvor jemand versucht. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass wir nicht damit rechnen, irgendjemanden zu töten oder auch nur irgendeinen körperlichen Schaden zuzufügen.«
»›Nicht damit rechnen‹ klingt in diesem Zusammenhang alles andere als beruhigend. Vermute ich richtig, dass Sie mir nicht mitteilen wollen, was Sie vorhaben?«
»Wir wollen einem bestimmten Gegenstand und dessen Inhalt Schaden zufügen. Wenn uns das zu hundert Prozent gelingt,« – an dieser Stelle lächelte er kurz – »wird der Schaden unbemerkt bleiben. Zumindest anfänglich.«
»Und was sollte ich Ihrem Wunsch nach als Grund dafür annehmen, dass Sie mir das erzählen? Vielleicht lassen wir den Rest einfach weg. Aus Zeitgründen. Sonst erzählen Sie mir lieber gar nichts.«
Er runzelte die Stirn. Stellte die Füße nebeneinander. Mit den schwarzen Priesterschuhen flach auf dem Boden kippte er auf den hinteren Stuhlbeinen ein paar Zentimeter nach hinten. »Wenn mein Mitarbeiter nicht so sicher von Ihrer Identität überzeugt wäre, Miss Henry, sähe die Sache völlig anders aus.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Einen Moment Geduld. Es gibt öffentliche Geschichte und es gibt geheime Geschichte. Ich biete Ihnen an, Sie in die geheime Geschichte einzuweihen. Und das nicht, weil Sie Journalistin sind, sondern weil Sie, in welchem Ausmaß auch immer, eine Berühmtheit sind.«
»Sie wollen mir Ihre Geheimnisse verraten, weil ich früher Sängerin einer Band war?«
»Ja«, sagte er, »allerdings nicht spezifisch, weil Sie Sängerin einer Band waren. Sondern weil Sie eine bekannte Sängerin waren und in dieser Eigenschaft …«
»So bekannt nun auch wieder nicht.«
»Sie sind bereits Teil der offiziellen Geschichtsschreibung, auch wenn Sie diesen Teil als klein bezeichnen wollen. Ich habe gerade gegoogelt, wie viele Seiten es unter Ihrem Namen gibt, und habe Ihren Wikipedia-Eintrag gelesen. Indem ich Sie einlade, Zeugin dessen zu werden, was wir vorhaben, werde ich Sie als eine Art Zeitkapsel benutzen. Sie werden der Backstein im Kamin sein, hinter dem ich einen Bericht verstecke, über das, was wir hier tun, auch wenn es eigentlich Ihr Bericht sein wird.«
Sie sah ihn an. »Erschreckenderweise habe ich den Eindruck, Sie meinen das ernst.«
»Allerdings. Aber ich will, dass Ihnen der Preis bewusst ist, bevor sie zustimmen.«
»Wer sagt, dass ich zustimme?«
»Wenn Sie Zeugin der Geschichte werden, Hollis, werden Sie notwendigerweise zu einem Teil dessen, bei dem Sie Zeugin sind.«
»Darf ich über alles schreiben, was ich sehen werde?«
»Natürlich«, antwortete er, »allerdings werden Sie vor den Augen des Gesetzes vermutlich zur Mittäterin, wenn Sie sich aus freien Stücken dazu entschließen, uns bei unserem Vorhaben zu begleiten. Noch entscheidender dürfte allerdings sein, dass die Person, die wir behelligen wollen, sehr mächtig ist und guten Grund hat, jedes Wissen über das, was Sie miterleben werden, zu unterdrücken. Aber das soll dann Ihre Sorge sein. Wenn Sie mit uns mitkommen wollen.«
»Und wenn ich das nicht will?«
»Dann werden wir Sie an einen anderen Ort bringen und dort festhalten, bis wir wieder verschwunden sind. Das wird die Sache für uns etwas komplizierter machen, weil wir Bobby und seine Ausrüstung verlagern müssen,
Weitere Kostenlose Bücher