Quipu
sowie mit prächtigen Spiegeln, Stuck im andalusischen Stil und vergoldeten Holzmöbeln mit Perlmutteinlagen ausgestattet. Zum ersten Mal seit vielen Monaten empfand er wieder die Behaglichkeit eines echten Heims.
Nach einer kurzen Ruhepause teilte Zúñiga ihm mit, dass er für den nächsten Tag ein paar Freunde seines Vertrauens eingeladen habe, hohe Würdenträger im Dienste der Kolonie.
»Es sind Leute, die wissen, wovon sie reden«, erklärte er. »Nach |250| allem, was Umina mir über Ihre Angelegenheiten erzählt hat, werden ihre Ansichten Ihnen von Nutzen sein. Zumindest hier in Lima.«
Es war in der Tat eine gewichtige Zusammenkunft. Weniger der Anzahl der Gäste nach, die ein halbes Dutzend nicht überstieg, sondern weil es sich um so bedeutsame Persönlichkeiten handelte.
Don Luis empfing seine Gäste gegen Mittag, und während sie auf das Essen warteten, achtete er sorgsam darauf, nicht von Sebastiáns Seite zu weichen.
Es herrschte ein herzlicher Umgangston. Doch Sebastián entging nicht, wie merkwürdig einer der Gäste, Don Pedro de Ampuero, der Oberrichter des Königlichen Gerichtshofes, ihn bei der Begrüßung ansah.
»Haben Sie Familie in diesem Land?«, erkundigte sich der Magistrat.
»Nicht, dass ich wüsste. Warum fragen Sie?«, erwiderte der Ingenieur.
»Ach, nicht wichtig …«, antwortete der Richter ausweichend und wandte sich schnell wieder den übrigen Besuchern zu.
Sebastián war verwirrt. Wie sollte man diese seltsame Art, seine markanten Gesichtszüge zu mustern, nennen? War das ein Wiedererkennen? Er wusste, dass das absurd war, doch genauso war es ihm vorgekommen. Aber vielleicht war es ja auch nur wegen seines Nachnamens. Hatte dieser Mann vielleicht seinen Jesuitenonkel vertreten, als er sich in Lima aufhielt?
Don Luis riss ihn aus diesen Gedanken, indem er ihn am Arm nahm und zu den Gästen führte, die gerade voller Leidenschaft ihre Meinungen austauschten.
»Ich habe Fonseca erklärt, dass wir zwischen zwei Vizekönigen stehen«, sagte Zúñiga. »Und dass Aufstände hier an der Tagesordnung sind. Die Leute sind aufgebracht wegen der Steuererhöhungen in der Zeit des Interregnums.«
»Es ist schade, dass wir in Amerika so wenige Truppen haben«, erklärte einer der Gäste. »In ganz Peru gibt es ungefähr dreitausendfünfhundert |251| reguläre Soldaten. In der Region um Lima und Callao können sie kaum tausend mobil machen.«
Sebastián dachte an die Truppe von Carvajal und Montilla mit ihren fünfzig gut bewaffneten Männern, die demnächst das Land unsicher machen würden.
»Dann kann jemand, der über fünfzig Mann verfügt, von sich behaupten, ein Kapital zu besitzen«, merkte er an.
»Das ist wohl wahr. Vor allem, wenn sie gut ausgerüstet und erfahren sind.«
Don Luis machte Umina ein Zeichen, die Gäste nun am Tisch zu platzieren. Der Gastgeber hatte ein fürstliches Mahl zubereiten lassen, beginnend mit der berühmten »Theologensuppe« und dem unerlässlichen
Puchero,
einem Eintopf, den Zúñiga wie einen weiteren Besucher vorstellte.
»Hier ist er. Er durfte nicht fehlen, meine lieben Freunde. Ich weiß, Sie kommen in mein bescheidenes Heim nicht meinetwegen, sondern wegen dieses Eintopfes.«
»Reichen Sie mir Ihren Teller«, bat Umina den Ingenieur.
Während sie ihm auftat, konnte Sebastián den Blick nicht von der jungen Frau wenden, die neben ihm an einer der Stirnseiten des Tisches saß. Sie trug dem Anlass gemäß ein prächtiges Brokatkleid, dessen safrangelbe Seide mit Gold- und Silberfäden zu großflächigen Rosetten gewirkt war. Das prachtvolle Gewand, das jede andere Frau ihrer Natürlichkeit beraubt hätte, unterstrich ihren Liebreiz, die Reinheit ihrer mestizischen Züge und ihre angeborene Sinnlichkeit.
Während die Tischgesellschaft mit großem Appetit aß, kam man auf das zu sprechen, was sie alle am meisten beschäftigte: die Ankunft des neuen Vizekönigs und dessen Fähigkeiten, Rebellionen einzudämmen.
»Wir haben schon schlimmere Zeiten erlebt«, spaßte einer, bei dem sich bereits die Wirkung des Weines bemerkbar machte. »Wir haben zwar keine Truppen, dafür aber ein riesiges, kriegserfahrenes Heer von Beamten, eine Universität mit einer großen Tradition und eine Aristokratie von Markgrafen und Grafen, dass |252| man fast Handel mit ihnen treiben könnte … Das ist doch eine gute Grundlage, um Aufstände abzuwenden.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete Ampuero, der weniger der Ironie zugeneigt zu sein
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