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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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seinem Essen.
    Mion probierte die Suppe. Sie schmeckte köstlich. Sie nahm sich ein Brotstück und tauchte es hinein. Zu Hause hatte es fast nie Brot gegeben, jedenfalls keines, das nicht mit Erde und Wasser gestreckt war. Sie kaute langsam und genoss im Stillen. Dann fragte sie in die Runde: »Wo ist eigentlich Jag... der Meister? Isst er nicht mit uns?«
    »Der Herr hat seine eigenen Gewohnheiten«, sagte die Köchin kurz.
    »Wohnt sonst noch jemand im Haus?«, bohrte Mion nach einer Weile nach.
    Morizius ließ klirrend seinen Löffel in die Schüssel fallen und wischte sich den Mund ab. »Bei Tisch herrscht Ruhe!«, grunzte er, erhob sich, legte die Hände auf den Rücken und schlurfte davon.
    Die Magd und die Köchin räumten ab. Mion sprang auf - sie wollte nicht schon wieder allein gelassen werden.
    »Ach... wann ist denn Abendessen?«
    »Wenn es dunkel wird«, sagte die Köchin.
    Mion nahm ihren Teller und ihren Becher, um sie in die Küche zu tragen, doch die Köchin nahm ihr das Geschirr ab.
    »Ich kann mithelfen«, versuchte Mion es noch einmal.
    »Danke, aber das würde dem Herrn nicht gefallen.« Damit verschwand die Köchin Richtung Küche.
    Nun erhob sich auch Faunia und verließ das Esszimmer. Mion wandte sich verzagt zu ihr um. »Du bist also auch seine Schülerin?«
    Faunia blieb stehen. Einen Moment schien sie zu überlegen, ob die Frage eine Antwort verdiente. Dann beließ sie es bei einem verächtlichen Blick und schlenderte davon.
    Mion blieb allein zurück, ihrem neuen, fremden Zuhause und sich selbst überlassen.

Drachen
    W ie jeden zweiten Vormittag erwartete Magister Accalaion den Prinzen in der kaiserlichen Bibliothek zum Unterricht. Eine Hand auf dem Rücken, die andere unter seine silberne Robe geschoben, stand er am Fenster und genoss die Aussicht, als Lyrian ins kühle Tageslicht der Halle trat. Sein Lehrer drehte sich um. Das breite, bedeutungslose Lächeln lag auf Accalaions Gesicht, das er so konsequent trug wie seine Silberroben und wahrscheinlich auch nur zum Schlafen ablegte. Accalaion war ein großer Mann mit spinnenhaften Armen und Beinen und einem kugelrunden Bauch. Das weiße Haar trug er, seit Lyrian ihn kannte, in einem Zopf, der so lang und dick war wie ein dritter Arm.
    »Majestät«, grüßte er mit einer Verneigung und streckte den Kopf vor, um ihn eingehend zu mustern. »In Eurer natürlichen Gestalt, wie ich sehe? Wie lautet das oberste Gebot der Drachen?«
    Er holte leise Luft. »Ein Drache zeigt sich nur in seiner natürlichen Gestalt, wenn es einen expliziten Grund dafür gibt und keine Gefahr droht. Ansonsten schreibt es die Sicherheit vor, einen Tierkorpus zu tragen.«
    »Nun, Euer Erscheinen lässt darauf schließen, dass es einen expliziten Grund gibt? Vergesslichkeit, Faulheit, Gewohnheit?« Er grunzte amüsiert. »Wollen wir uns setzen?« Accalaion wies auf den breiten Schreibtisch in der Mitte des Raumes.
    Korpus Fuchs , flüsterte Lyrian in Gedanken. Mit prüfendem Blick beobachtete Accalaion, wie der Fuchs durch die Halle lief, auf den Stuhl und von dort auf den Tisch sprang. Dabei fiel ein Tintenfass auf den Boden und der Fuchs spitzte erschrocken die Ohren.
    Sein Lehrer zog die Mundwinkel zu einem noch breiteren Lächeln hinauf. »Ach, haha! Nun. Dann lasst Euch mal ansehen! Ah, sehr schön, sehr schön!« Er umrundete den Fuchs und betrachtete ihn. »Und nun versucht, die Größe des Korpus zu erweitern.«
    Lyrian beschwor den zweiten Fuchskorpus herbei und ließ ihn mit dem ersten verschmelzen. Ein merkwürdiges Gefühl durchlief sein Rückgrat, so als würde ein zweites Ich aus ihm herauswachsen. Alles wackelte für einen Augenblick und schwerer Schwindel ergriff ihn - dann saß er mit einem Mal viel höher. Der Fuchs sah sich um. Er hatte nun die Größe eines stattlichen Löwen.
    Sein Lehrer wartete. Als Lyrian sich nicht mehr vergrößerte, zog er die Augenbrauen hoch. »Und geht es noch weiter? Los, los!«
    Der Fuchs saß unbewegt da und blickte auf den Mann hinab.
    »Größe ist ein Gedanke. Lasst den Gedanken von Größe zu... je mehr Ihr Euch konzentriert, umso mehr kann Euer Korpus wachsen. Die Größe bestimmt seine Stärke. Korpusse derselben Art zu rufen ist nur der erste Schritt; bedenkt, dass in einem echten Kampf erheblich mehr dazugehört.« Er schob sich die Hand wieder unter die Robe und reckte sich. »Wollen wir das nun ausprobieren, Hoheit? Lasst uns ein wenig experimentieren: Ruft euch die Schwalbenflügel dazu, der Größe

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