Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Telefonnummer?«, fragte er im letzten Moment.
»Du wirst mich bald wiedersehen«, antwortete sie. »Ganz bestimmt.« Sie lächelte. Ihre Zähne waren makellos schön.
Sie war makellos schön.
Als Chase wieder bei seinem Kombi ankam, fühlte er sich wie hypnotisiert. Er fingerte an seinen Schlüsseln herum und sah dem wegfahrenden Lincoln nach; und als sein Wagen schließlich stotternd ansprang, waren Tys Rücklichter schon verschwunden.
Doch er war noch keine dreißig Meter gefahren, da schaute er in den Rückspiegel und trat voll auf die Bremse. Er hätte schwören können, dort hinten wieder die Mädchen zu erblicken. Und er schwor Stein und Bein, dass sie gerade dabei waren, Benzin auf dasAuto zu kippen. So als wollten sie es gleich in Brand setzen.
Er schüttelte den Kopf und kniff schnell ein paarmal die Augen zu. Als er wieder hinschaute, war die Straße hinter ihm dunkel und verlassen. Ich bin übermüdet, dachte er. Ich muss mich am Riemen reißen.
Er umklammerte das Lenkrad und gab Gas, während die Schneeflocken vor seiner Windschutzscheibe immer schneller und schneller herumwirbelten, bis alles, was vor ihm lag, zu einem weißen Einerlei verschwamm.
Z WEITER A KT
R EUE ODER D IE A FTER -P ARTY
Kapitel 5
Am nächsten Morgen schreckte Em aus dem Schlaf auf, den Kopf noch voll verschwommener dunkler Bilder eines handlungslosen Albtraums. Sie machte die Augen ein paarmal auf und zu und versuchte, ein unbestimmtes Angstgefühl abzuschütteln. Sie drehte sich zur Seite und blickte Cordy ins Gesicht, der halb unter dem Kissenberg begraben lag, zwischen dem Em jede Nacht schlief.
Als sie Cordy sah, machte ihr Herz einen Sprung, denn ihr fiel der vorige Abend wieder ein: Zachs verständnisvolles Lächeln, seine Hand auf ihrer Schulter, sein Wunsch, in den Ferien etwas gemeinsam zu unternehmen. Die Ferien, die heute anfingen. Gabby verreiste schon in ein paar Stunden und morgen war Weihnachten.
Zeit für Em allein, Zeit, um sie mit Zach zu verbringen.
Bloß dass sie das nicht tun konnte. Nicht nach dem, was er am Abend zuvor gesagt hatte – ahnte er etwa, was sie fühlte? Er durfte es nicht erfahren. Ihr Kopf schmerzte, wenn sie nur daran dachte.
Und dann hörte sie das Handy klingeln, ganz leise, unter dem Kissen. Gabby. Em wusste genau, dass sie rangehen musste, doch ein Teil von ihr sträubte sich. Sie ließ es noch zwei weitere Male klingeln, bevor sie den Apparat zögerlich in die Hand nahm und sich meldete.
»Hey, Süße«, begrüßte Gabby sie fröhlich. »Ich hab dich hoffentlich nicht geweckt! Wir fahren bald zum Flughafen los und ich wollte dir noch Tschüss sagen. Und meinst du, ich sollte den weißen Bikini mitnehmen, den ich letzten Sommer gekauft habe? Oder findest du das unpassend für eine Familienreise?«
»Wieso sollte der unpassend sein?«
»Na ja, weil er so knapp ist.«
Em musste lachen. Gabby war so rührend naiv und wollte immer, dass alle zufrieden waren. Und plötzlich überkam sie eine Woge schlechten Gewissens, so heftig, dass ihr ganz schlecht wurde. Gabby war doch ihre beste Freundin. Was bildete sie sich eigentlich ein?
»Das ist nicht so schlimm, glaube ich. Zieh ihn doch einfach an, wenn deine Eltern nicht mit am Strand sind.«
»Ja. Das ist ein guter Plan. Ich trage ihn nur, wenn sie auf Besichtigungstour sind oder sonst irgendwo«, antwortete Gabby und schloss einen tiefen Seufzer an. Em wartete. Würde ihre Freundin gleich noch etwas über Zach sagen? Sie hätte so gern ihr Herz ausgeschüttet, jeden Schritt, den sie unternahm, mit Gabby analysiert, so wie sie es bei jedem anderen Typen getan hätten, in den sie sich verknallt hätte. Das Schweigen verursachte ihr Schmerzen in der Brust. Sie merkte, dass ihre Ohren rot anliefen, wie immer, wenn sie log. »Mensch, ich hab vielleicht einen Kater«, sagte Gabby schließlich. »Ich komme mir vor, als hätten sie mir das Hirn amputiert. Ein Glück, dass ich heute Abend sieben Stunden im Flieger sitzen darf.«
»Ja, du hattest ziemlich was intus gestern Nacht«, erwiderte Em und dachte daran, wie Gabby durch den Flur in Zachs Arme getorkelt war. Er hatte auffällig schnell vom Flirtmodus auf den Gabbys-Freund-Modus geschaltet. Das war echt seltsam. »Musstest du –?«
»Igitt, ja«, unterbrach Gabby sie stöhnend. »Gleich als ich zu Hause angekommen bin. Gott sei Dank ist es nicht vor Zachs Augen passiert. Das war wirklich das letzte Mal, dass ich diese Bowle getrunken habe, das schwör ich dir. Als ich
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