Rache - 01 - Im Herzen die Rache
heißt Allison und ihre Mom ist mit meiner Mom befreundet. Sie sind gerade bei uns zu Besuch und ich hab angeboten, sie mal zum Kaffee einzuladen.«
»Oh« war alles, was Em hervorbrachte.
»Sie organisiert in ihrer Studentenverbindung die Wohltätigkeitsveranstaltungen und hat mir ein paar Tipps für unser Fest gegeben. Hat mir wirklich was gebracht. Ich seh da im Moment irgendwie kein Land mehr, weißt du.« Mit jedem Wort aus Zachs Mund kam Em sich wie ein noch größerer Dummkopf vor. Er hatte Stress wegen des Footballfests – war ja schließlich eine Riesenverantwortung, das zu organisieren – und sie stellte sich hin und jammerte wegen eines anderen Mädchens, ohne überhaupt die ganze Geschichte zu kennen. Geschweige denn, dass sie überhaupt das Recht zum Jammern gehabt hätte. »Und wegen Gabby … das ist nicht so einfach, ich weiß. Aber wir kriegen das schon irgendwie hin. Was hältst du davon, wenn ich vorbeikomme und dich abhole?«, schlug er vor. »Dann können wir über alles reden. Meine Eltern sind nicht zu Hause. Wir können ein bisschen vor dem Kamin chillen …« Seine Worte verklangen in einem Sing-Sang.
»Einverstanden«, sagte Em. Er hatte recht, es war besser, diese Dinge von Angesicht zu Angesicht zu besprechen. Insgeheim wusste sie jedoch, dass sie nicht nur reden würden. Und während sie auf sein Hupen in der Einfahrt wartete, zog sie ihre neuesten Errungenschaften von Victoria’s Secret an.
Kaum saß sie in seinem Wagen, war sie genauso elektrisiert wie ein paar Abende zuvor. Es überkam sie beinahe wie eine außerkörperliche Macht. Draußen war es kalt und still und die Straßen knirschten vom Streusalz. Es war Vollmond, doch die Nacht war wolkenverhangen – sternenlos.
»Hast du was Schönes zu Weihnachten bekommen?«, erkundigte Zach sich, während der Rap im Radio die Fahrt mit einem Stakkato-Hintergrund unterlegte.
»Ja, einige Bücher«, antwortete Em und war ein bisschen erleichtert, dass sie über etwas ganz Normales sprachen. »Und, echt super, einen Geschenkgutschein für schicke Klamotten.« Danach verfielen sie in angespanntes Schweigen.
Bei Zach zu Hause fühlte Em sich irgendwie unsicher. Sie war nie ohne Gabby hier gewesen – bis auf das eine Mal im letzten Jahr, als Zach eine Party gab und Gabby eine Halsentzündung hatte und nicht kommen konnte. Sein Stiefvater, dieser Immobilientyp, hatte eine Vorliebe für Designermöbel, schwarze schnörkellose Teile, die zwar elegant aussahen, aber wenig Gemütlichkeit ausstrahlten. Zach drückte auf einen Knopf, um den Kamin anzumachen. Em setzte sich auf den Boden, lehnte sich an ein großes Kissen und beobachtete, wie er sich im Raum bewegte. Er goss ihnen an der Bar neben dem Fenster ein Glas Wein ein und ließ sich anschließend auf dem kleinen Plüschteppich neben ihr nieder.
Em nippte an ihrem Glas und schmeckte die Süße des Weins auf der Zunge. Sie war keine ausgesprochene Weinkennerin, aber der hier war ziemlich süß.
»Was für ein Wein ist das?«
Zach warf einen Blick hinüber zur Bar. »Einer von der teuren Sorte.«
Em lächelte und wusste nicht recht, was sie als Nächstes sagen sollte.
»Also, lass uns reden. Tut mir leid, wenn es so aussieht, als wäre ich nicht richtig bei der Sache. Es ist wegen des Fests und wegen der Feiertage an sich. Ist nicht so einfach ohne meinen Dad.« Zach vermied es, ihr in die Augen zu schauen. Dabei wünschte Em sich so sehr, ihn so lächeln zu sehen wie neulich Abend.
»Verstehe. Es ist bloß – ich glaube, wir sollten über die Sache mit Gabby reden. Wie wir damit … umgehen wollen.«
Zach nickte. »Ja, du hast recht.« Und auf einmal sah er sie an. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Was du tun sollst? Ich meine, was willst du denn tun?« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Das hier.« Er beugte sich zu ihr hinüber, küsste sie auf die Wange und strich ihr mit seinen Lippen seitlich übers Gesicht. Em bekam eine Gänsehaut.
»Zach«, sagte sie und versuchte, verführerisch und ernst zugleich zu klingen. »Ich will das auch. Aber Gabby ist meine beste Freundin. Und du bist mit ihr zusammen. Wir können das nicht einfach … tun. Nicht, solange ihr noch zusammen seid.«
»Tut mir leid. Du hast recht. Ich weiß, was ich tun muss. Mit ihr Schluss machen. Aber …« Er rieb sich den Nacken, als würde er schmerzen.
Em atmete tief durch und griff nach seiner Hand. Sie fasste ihre größte Befürchtung in Worte und hoffte, dass allein die
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