Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Tatsache, dass sie es laut aussprach, nicht reichte, damit es wahr würde. »Willst du nicht? Denkst du, es ist ein Fehler?«
Er drückte ihre Hand. »Nein. Ich … ich weiß bloß nicht, was ich machen soll, Em. Ich hab das Gefühl, aus allen Richtungen wird an mir gezerrt – von dir, von Gabby, von meinem Stiefvater … Weißt du, wie oft er mir schon eingetrichtert hat, dass meine Zukunft im Grunde einzig und allein von meiner Zulassung in Yale abhängt?«
Em zog die Augenbrauen hoch. »Das hat er gesagt?«
»Ja. Und wegen des Fests ist er auch total ausgeflippt. Und dann erst meine Mathenote – er droht mir dauernd, mich von der Ascension High zu nehmen und mich auf seine alte Privatschule zu schicken, wenn ich in Algebra durchfalle. Er sagt immer, man müsste mir ein bisschen Feuer unterm Hintern machen. Es macht mich einfach echt fertig. Irgendwie muss alles, was ich tue, perfekt sein. Du hast ja keine Ahnung. Fehler sind absolut inakzeptabel.«
Sie wusste, dass er eigentlich über Schuldinge sprach und über seinen Stiefvater, seine gepresste Stimme sagte jedoch noch etwas anderes: Hör auf, mich unter Druck zu setzen. Einen Augenblick lang saßen sie schweigend da. Sie hätte gern noch mehr gesagt. Doch sie wollte Zach auch nicht noch mehr durcheinanderbringen. Also versuchte sie, all die Ängste und Zweifel, die in ihr aufstiegen, hinunterzuschlucken.
Nach einer Weile biss Zach sich auf die Lippe und lächelte sie an. Sie war erleichtert; es war, als hätte sich etwas von der schrecklichen Anspannung gelöst.
»Du siehst hübsch aus«, murmelte er. Und dann küsste er ihre Oberlippe und zupfte sie dabei sanft an den Haaren. Sie sanken in die üppigen Kissen und sie ließ sich von der Wärme, die sie durchströmte, und von ihrem plötzlichen Verlangen davontragen. Er begehrte sie heiß. Das spürte sie. Em vergaß, was sie gesagt hatte. Sie fassten sich im flackernden Licht an Hüfte, Nacken und Shirts. Sie konnte kaum glauben, wie romantisch es war. Seine Lippen wanderten ihren Hals hinab, bis zum Schlüsselbein, dann hob er ihr T-Shirt hoch und fing an, sie vom Bauchnabel aufwärts zu küssen. Mit einem geschickten Handgriff hatte er ihr das T-Shirt ausgezogen.
»Schön«, hauchte er und schob ihr die Träger des lila BHs von den Schultern. Und Em fühlte sich schön.
Sie lagen da, mit verschränkten Beinen. Er hatte sein Hemd ausgezogen, ihre Frisur löste sich auf und sie hatte das Gefühl, als würde sie gleich mit dem Teppich verschmelzen, als könnte sie sich nie wieder von diesem Platz erheben. Seine Lippen waren auf ihrem Hals, dann auf ihren Schultern, auf ihren Armen – sie schwebte, brannte lichterloh.
Einen Moment lang fiel ihr Blick über Zachs breite Schultern hinweg ins Feuer. Die Flammen tanzten, als stünden sie im Bann eines Schlangenbeschwörers. Als Zach seine Lippen erneut auf ihre legte, fühlte sie sich noch berauschter. Noch nie zuvor waren so viele Gefühle auf einmal in ihr durcheinandergewirbelt: Schwindel und Aufregung, Angst und Traurigkeit. Jetzt verstand sie, warum die Leute sagten, dass die Liebe einen mit sich reißt, denn die alte Em war irgendwohin davongetragen worden. Und eine andere Person hatte jetzt ihre Stelle eingenommen, dieses Mädchen, das genau wusste, was es wollte, und dem in diesem Moment alles andere egal war.
Er begann, ihre Jeans aufzuknöpfen und sie wölbte leicht den Rücken. Doch dann – schrecklicherweise – dachte sie an Gabby und daran, wie aufgeregt ihre Freundin wegen Super-V war (ihrem Plan, Zach dieses Jahr am Valentinstag ihre Jungfräulichkeit zu schenken). Und es war, als sei die Seifenblase, in der sie schwebte, mit einem Mal geplatzt.
»Noch nicht, Zach«, sagte sie und schob seine Hand behutsam beiseite.
»Aber wir wollen es doch beide«, antwortete er und berührte zärtlich ihr Gesicht. Sein Blick war einsam. Traurig. Das war nicht der Zach McCord, den Em vom Basketballplatz oder aus dem Erdkundeunterricht kannte, nicht mal der aus Pete’s Pizza. Dieser Zach war zehnmal gefühlvoller – und er wollte sie.
Die Bilder von Gabby, Zach und dem attraktiven Mädchen, das sie heute mit Zach zusammen gesehen hatte, überschwemmten Ems Hirn. Und genau in diesem Augenblick hörten sie beide, wie die Haustür aufging und jemand keuchend nach Luft schnappte.
Als Em sich aufrappelte und in die Diele schaute, brach ihre Welt zusammen. Oh Gott. Nein!
Chase.
Kapitel 8
Wäre er ein bisschen besser drauf gewesen und hätte nicht
Weitere Kostenlose Bücher