Rache - 01 - Im Herzen die Rache
ununterbrochen an Ty und den Abend unten bei Benson’s denken müssen, hätte Chase vielleicht gelacht. Niemals hätte er Emily Winters zugetraut, ihrer Freundin den Kerl auszuspannen.
Doch im Moment hatte er ganz andere Sorgen als Emilys plötzliche Vorlieben.
Er war zu Zach gekommen, um abzuschalten. Er dachte, sie könnten über Football quatschen, vielleicht ein bisschen Billard auf dem Tisch von Zachs Stiefvater spielen – irgendwas, um ihn von seinem Date mit Ty abzulenken. An diesem Morgen hatte er tatsächlich die Nummer gewählt, die sie ihm übers Gesicht gekritzelt hatte, und sie hatte ihn gebeten, sie nach zehn in der Innenstadt abzuholen – sie würde auf einer Bank sitzen und auf ihn warten. Er war beim Wählen so aufgeregt gewesen, dass ihm zweimal das Handy aus der Hand gerutscht war. Chase rief nie Mädchen an. Er simste; er traf sie auf Partys; er fuhr nach dem Training bei ihnen vorbei. Seit der siebten Klasse hatte er kein Mädchen mehr eingeladen – so richtig, zu einem Date. Sasha Bowlder. Das war zu der Zeit gewesen, als sie bereits viel zu cool für ihn geworden war, als er versuchte, sie dazu zu bringen, wieder mit ihm zu reden. Und es lief ihm immer noch kalt den Rücken herunter, wenn er daran dachte, wie das geendet war. Er erinnerte sich noch an jede Einzelheit ihrer Unterhaltung – an die blendende Sonne, an den Pulk von Sashas Freundinnen, die sie von den Campingtischen aus beobachteten und hinter vorgehaltener Hand kicherten – an all die Worte, die sich in sein Gedächtnis eingegraben hatten, als wären sie mit dem Rasiermesser in Glas geritzt.
»Ähm … also, ich mag dich. «
»Ach. «
»Ich weiß, wir reden nicht mehr so viel miteinander, aber das würde ich gerne ändern. « Das Herz pocht wie wild in seiner Brust und sein Mund ist ganz trocken.
»Willst du mit mir ausgehen?«
Sie dreht sich zu ihren Freundinnen, um festzustellen, ob sie zuschauen.
»Machst du Witze? Mit dir doch nicht. Am Ende küssen wir uns noch und ich küsse kein Wohnwagengesindel. Ich hab gehört, dass die alle nach Abfall schmecken. «
Die Worte machten ihn immer noch wütend. Er war kein Wohnwagengesindel. Ty hielt ihn nicht für Gesindel. Und diesmal würde er es nicht vermasseln. Ty sollte ihm nicht durch die Lappen gehen.
Zach würde ihm helfen. Er würde ihm helfen, wieder runterzukommen, und ihm vielleicht ein paar Tipps geben. Denn wenn Zach sich mit irgendwas auskannte, dann waren das Mädchen. Damit kannte er sich sogar bestens aus.
Zach hatte es ziemlich gut drauf, in Ascension den Helden ohne Fehl und Tadel zu spielen, doch Chase kannte ihn auch anders. Genauer gesagt wusste Chase über Zachs sogenannte »College-Reisen« Bescheid und über die umfassenden sexuellen Kenntnisse, die er dabei erwarb. Die Mädels vom College waren eine komplett andere Liga, hatte er Chase erzählt.
Jetzt war aber offensichtlich nicht der richtige Zeitpunkt, um Zach nach Anmachtipps zu fragen. Emilys Gesichtsausdruck hatte sich wie in Zeitlupe von Verlegenheit in Entsetzen verwandelt, als sie ihn erblickte. Sie war völlig panisch, bedeckte ihre nackte Brust mit der einen Hand, während sie mit der anderen auf der Couch nach ihrem BH angelte.
»Es ist nicht das, was du denkst«, stammelte sie. »Bitte erzähl niemandem etwas davon. Bitte nicht. Gabby – Gabby wird mich umbringen. Gabby wird sterben. Bitte tu’s nicht – wo ist er nur? –, bitte sag niemandem was. Chase, ich – Gabby, ich will ihr nicht wehtun. Ich wollte nicht –«
»Keine Angst, Em. Chase wird nichts sagen.« Zach sah Chase eindringlich an und der Ausdruck, den er in seinen Augen aufflackern sah, gefiel Chase gar nicht. Es war zwar keine direkte Drohung, aber so etwas in der Art.
Chase bereute auf der Stelle, hergekommen zu sein. Nicht nur, dass er absolut kein Interesse daran hatte, in diese Seifenoper verwickelt zu werden, Zachs Tonfall erinnerte ihn auch an eine der weniger angenehmen Seiten ihrer Freundschaft: das gegenseitige Aufrechnen, wer wem was schuldete.
Jetzt konnte er Zach auf keinen Fall mehr um Rat fragen.
Em durchwühlte immer noch fieberhaft die Sofakissen.
»Suchst du vielleicht das hier?« Chase erspähte den lila BH, der irgendwie unter dem Couchtisch neben der Tür gelandet war. Er bückte sich, hob ihn vom Boden auf und hielt ihn zwischen zwei Fingern in die Höhe.
»Oh Gott. Chase – bitte – ich wollte nicht – Zach und ich haben nur – das hätte nicht passieren dürfen.« Sie rührte sich
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