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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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Mondes.
    »Da ist es.«
    Vor dem schindelgedeckten Haus, das große schmutzige Fenster und ein spitzes Dach mit einem steinernen Schornstein hatte, befand sich eine kleine verkohlte Rasenfläche. Eine Einfahrt schien es nicht zu geben und Chase konnte auch keine weiteren Gebäude entlang des Fußwegs sehen.
    Seine Gedanken glichen Spielkarten, die in seinem Kopf gemischt wurden. Das war also Tys Zuhause? Ob Ali und Meg wohl auch hier wohnten? Vielleicht war das Haus ja zwangsversteigert worden. Womöglich war ihre Familie pleitegegangen.
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Kein Wunder, dass sie sich so gut verstanden. Ty wusste genau, was Sache war – sie waren beide Fremdkörper zwischen den ganzen reichen Arschlöchern, die Ascension bevölkerten.
    »Es ist nichts Besonderes, aber –«
    Chase fiel ihr ins Wort. »Es ist cool. Lass uns reingehen.« In seinem Kopf wirbelte noch immer alles wie verrückt durcheinander; wieder und wieder spielte er die unterschiedlichsten Szenarien durch, legte sich verschiedene Erklärungen für Tys mysteriöse Herkunft zurecht. Vielleicht hatten sie Ascension überstürzt verlassen müssen? Möglicherweise war ihre Familie irgendwie in Schwierigkeiten geraten? Vielleicht waren ihre Eltern im Gefängnis und Ty konnte nicht zum College gehen, weil sie noch offene Rechnungen abbezahlen musste. Vielleicht war ihr Vater bei der Mafia und sie waren auf der Flucht.
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht … Das Wort bohrte sich unaufhörlich in sein Hirn. Am liebsten wollte er sie das alles fragen – jede Einzelheit über sie in Erfahrung bringen. Aber er wollte sie nicht abschrecken. Schließlich war es schon ein großer Schritt, dass er ihr Zuhause kennenlernen durfte. Es war nicht nötig, die Dinge zu forcieren, wenn es nicht von ihr selbst kam. Er spürte, dass sie, genau wie er, nicht gern über die Vergangenheit sprach.
    Ty betrat als Erste das Haus und ging in dem gedämpften Licht zu einer Stehlampe, die flackernd zu leuchten begann, als sie sie berührte. Der große holzvertäfelte Innenraum war fast leer. Im Wohnzimmer standen ein paar unbequeme Lehnstühle neben einem erloschenen Kamin; in der Küche ein klappriger Tisch. Die Fenster hatten keine Vorhänge und bis auf ein altmodisches Radio war kein einziges elektrisches Gerät zu sehen. In einem Raum, der eventuell einmal als Esszimmer gedient hatte, stand ein Eimer Farbe auf dem Boden.
    Chase ließ alles auf sich wirken und schwieg. Er hatte das Gefühl, aus dem Augenwinkel etwas vorbeihuschen zu sehen, doch als er herumwirbelte, um sich zu vergewissern, war da nur ein Schatten in einer leeren Ecke. Sie hatten also anscheinend all ihre Möbel verkaufen müssen. Na gut. Es war irgendwie unheimlich, doch er versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, wie nervös er immer wurde, wenn jemand ihren erbärmlichen Wohnwagen zu Gesicht bekam. Wie sehr es schmerzte, danach beurteilt zu werden, was man besaß, und nicht danach, wer man war.
    »Hier unten ist es ein bisschen unheimlich«, sagte Ty, als würde sie seine Gedanken lesen. »Lass uns nach oben gehen.«
    Im Obergeschoss in ihrem weiß tapezierten Schlafzimmer mit Dachschrägen erschien das Haus heller. Ihr kleines Reich war übersät mit Klamotten, Schuhen und herausgerissenen Zeitschriftenseiten, wie so viele der Mädchenzimmer, die er schon gesehen hatte. Er entspannte sich ein wenig, betrachtete die Parfums, die auf ihrer Kommode standen, und fragte sich, welches davon, wenn man es öffnete, wohl den Raum mit Tys Duft erfüllen würde.
    Ty setzte sich auf ihr Bett und beobachtete ihn. Sie sah vollkommen ruhig aus – kein bisschen in Sorge darüber, was er wohl von ihr denken könnte. Sie streckte ihre langen Beine unter dem kurzen Jeansrock vor sich aus und legte sich ein wenig zurück auf die Ellenbogen. Ihm war noch gar nicht aufgefallen, wie ausgeprägt ihre Armmuskeln waren.
    Chase fasste in die Gesäßtasche seiner Hose.
    »Ich hab etwas für dich geschrieben«, sagte er, während ihm Hitze ins Gesicht schoss. »Hier.«
    Ty streckte träge die Hand aus, um das Blatt Papier entgegenzunehmen, das Blatt mit Emilys Gedicht darauf. Während sie es las, ging Chase zum Fenster und versuchte, seinen hämmernden Herzschlag zu besänftigen. Er spürte das Blut in den Adern pulsieren. Es war ganz still. In der Ferne waren die Lichter des Highways zu erkennen, deren Schein sich nach oben über die Bäume ergoss. Hoch am Himmel schien der helle Mond. Er fragte sich, wie oft Ty wohl

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