Rache - 01 - Im Herzen die Rache
T-Shirt landeten.
Er zwang sich zu einem Lachen, einem schallenden Gelächter, das in dem leeren Zimmer ganz hohl klang. »Prima hingekriegt«, sagte er trocken.
»Entschuldige«, sagte Ty betroffen. »Bist du jetzt sauer? Ist das ein gutes T-Shirt?«
»Was?« Er richtete den Blick nach unten, so als sähe er die Kleckse gerade zum ersten Mal. »Ach, was soll’s, macht nix.« Und als er mit den Schultern zuckte, tropfte noch mehr von der Farbe auf sein Hosenbein und seinen Schuh. Er sah wieder an sich herab und anschließend etwas irritiert zu ihr. »Siehst du? Kein Problem.«
Tys plötzliches Losprusten war es fast allein schon wert zu wissen, dass er gerade eine Hose ruiniert hatte – und es reichte ihm definitiv, um jegliche Hoffnung, an diesem Abend sauber zu bleiben, aufzugeben. Sie nahm ihren Pinsel, tauchte ihn in den Farbeimer, bis er richtig triefte, und zog ihn sich über Arm und Hals bis in die Haare, deren Rostton sich mit dem Rot der Farbe biss.
Nun lachte auch Chase, diesmal richtig. »Komm, wir streichen die Wand hier fertig«, sagte er und sie legten los und bespritzten sich zwischen den Pinselstrichen immer wieder gegenseitig mit Farbe. Chase versuchte, sich eher auf das wunderbare Gefühl zu konzentrieren, mit Ty zusammen zu sein, als daran zu denken, dass er am nächsten Tag wohl seine Klamotten entsorgen musste. Nach einer Weile trat Ty einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Draußen war es dunkel und nur die nackte Glühbirne, die an der Decke befestigt war, verströmte etwas Licht. Trotzdem schien die Wand in dem strahlenden Rot förmlich zu pulsieren. Sie blickte ihn in Erwartung seines Urteils an und zog die Nase kraus.
»Du siehst so süß aus. Von oben bis unten mit Farbe verschmiert!«, rief sie und kam ein bisschen näher.
»Macht nichts«, erwiderte er und hoffte, locker zu klingen.
»Ich hab da so einen Wunder-Fleckentferner«, sagte sie und zeigte Richtung Küche. »Der bekommt echt alles sauber. Vielleicht könnte ich … könnten wir den benutzen, um die Farbe wieder rauszukriegen?«
»Ist schon okay.« Er wollte einen auf cool machen, doch sie verkomplizierte die Sache, indem sie Zentimeter um Zentimeter näher kam. Und dann zog sie an seinem Kragen und ihre kalten Finger streiften seinen Hals.
»Ehrlich … warum ziehst du das nicht einfach aus?«, sagte sie ganz ungeniert und nahm dabei das kleine weiße Tuch aus ihrem Pferdeschwanz, sodass sich ihr Haar wallend über ihre Schultern ergoss. Sie zog an beiden Ärmeln seines T-Shirts. Dann versuchte sie eine andere Technik und streifte das ganze Shirt vom Saum her nach oben. Sein Bauch kam zum Vorschein und er spannte automatisch die Muskeln an.
Ihre Hände waren jetzt auf seiner Haut.
Bevor einer von ihnen Zeit hatte, noch einmal darüber nachzudenken, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie fest auf die Lippen. Es fühlte sich … wunderbar an. Als sei er von einer Welle überrollt worden. Als schwämme er in Wasser, so kalt wie Nadelstiche auf der Haut. Er spürte, dass ihre Lippen sich zu einem Lächeln formten, während sie sich küssten.
»Kann ich also jetzt deine Sachen waschen?« Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Komm schon. Stell dich nicht so an«, sagte sie und bedeutete ihm, seine Kleider auszuziehen.
Chase atmete tief durch. Er fühlte sich von derselben Macht aus dem Jenseits gelenkt wie schon am ersten Abend nach Minsters Party und dann in dem Klub unter Benson’s Bar.
»Ich tu’s, wenn du es auch tust«, sagte er.
Und da zog sie ihre Kleider aus, einfach so, direkt vor seinen Augen. Sie schlüpfte aus ihrem Rock und streifte sich mit einer eleganten Bewegung das T-Shirt über den Kopf. Anschließend zog sie zuerst den rechten, dann den linken Schuh aus, den BH, und dann die restliche Unterwäsche. Chase hatte schon öfters nackte Mädchen gesehen, aber das hier war neu. Das war nicht das übliche Gefummel im Halbdunkel, das er gewohnt war, mit verhedderten BH-Trägern und nervigen Hosenknöpfen. Keine Spur von den üblichen Hemmungen. Dem strategischen Sich-in-Stellung-Bringen, um bestimmte Körperpartien zu verdecken, die Mädchen lieber nicht zeigen wollten. Nichts Verkrampftes. Einfach nur … Ty. Die sich von angezogen zu ausgezogen verwandelte wie ein Schwimmer, der aus dem Wasser auftaucht – glatt und geschmeidig, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Völlig unbeschwert. Und trotz der erotischen Ausstrahlung ihres Körpers, ihres Selbstbewusstseins,
Weitere Kostenlose Bücher