Rache - 01 - Im Herzen die Rache
nach. Dann atmete sie tief durch.
»Meinst du wirklich?«
»Wieso nicht? Schlimmer kann’s ja nicht mehr werden.«
»Also gut. Ja. Einverstanden.« Em lächelte verhalten. Und Chase grinste zurück. Zwei Outcasts, die zusammen auf einer Tribüne saßen und gemeinsam zu dem Fest gehen würden. Das fühlte sich gut an. Wie ein gigantisches FUCK YOU für den Rest von Ascension.
Biep-Biep-Biep. Das war sein Handy. Es klang, als wäre es weit weg, doch es lag direkt zu seinen Füßen im Rucksack. Er wusste mit ziemlicher Sicherheit, wer das war, hatte aber keine Lust, es zu überprüfen. Em nickte in Richtung des Rucksacks.
»Willst du nicht nachsehen?«
Mit einem Seufzer beugte Chase sich nach vorn und nahm sein Handy. Klar: eine neue Nachricht von Ty. Bittebittebitte, hieß es darin. Lass es dir erklären. Ich muss dich sehen. ASAP. Alles ein Versehen. Chase war augenblicklich auf den Beinen. Der ganze Zorn, all die Verwirrung und Traurigkeit stürzten wieder auf ihn ein und schüttelten seinen ganzen Körper.
»Ich muss gehen«, sagte er unvermittelt und sein Herz raste.
»Wir sehen uns dann also später, ja?« Sie blickte besorgt zu ihm auf. Genauso hatte sie ihn neulich abends angesehen, als er verletzt und blutend nach Hause gekommen war.
»Ja.« Er war jetzt nicht mehr bei der Sache. »Ähm, ich hol dich … wir treffen uns dort. Ich warte direkt drinnen am Eingang auf dich, einverstanden?«
Chase wartete die Antwort nicht ab. Er schob die Hände in die Hosentaschen und straffte die Schultern, als bereite er sich auf einen Tackle vor. Er würde auf Ty treffen und er hatte irgendwie das Gefühl, dass dies ihre letzte Begegnung sein würde.
Kapitel 17
Em konnte Gabby nicht erreichen. Sie hatte es mit Chatten versucht. Sie hatte es mit Simsen versucht. Sie hatte versucht, sie anzurufen – auf dem Handy und zu Hause. Nichts. Na ja, abgesehen von einer schlecht getarnten Lüge von Gabbys Mutter, die durch Gabbys offenkundige Weigerung, ans Telefon zu kommen, selbst mehr als verwirrt schien. Gabby und Em hatten sonst nie Streit.
Em wollte unbedingt mit Gabby sprechen und ihr alles erklären. Versuchen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Ihr versichern, dass das Ganze ein riesengroßer Fehler war und ihr geloben, alles zu tun, damit Gabby ihr wieder vertrauen konnte. Vielleicht würde sie Gabby sogar von dieser anderen Sache erzählen – dass es da noch weitere Mädchen gab, nicht bloß sie –, falls sie das Gefühl hätte, Gabby würde ihr glauben. Aber jeglicher Versuch, mit ihr zu kommunizieren, scheiterte.
Also hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde Gabby heute Abend beiseitenehmen, auf dem Fest, wenn sie ihr nicht aus dem Weg gehen konnte. Sie würde ihr klarmachen, dass ihre Freundschaft mehr wert war als jeder Junge. Selbst als einer wie Zach McCord. Selbst als der Junge, der ihr gerade das Herz gebrochen hatte …
Es würde nicht leicht werden.
Um sich für ihr Vorhaben zu wappnen, musste sie zuvor noch eins erledigen: Sie musste Cordy verbrennen.
Em war so weit. Sie hatte die Holzkohle. Den Flüssiganzünder, die Grillzange, ihre wärmste Mütze und Handschuhe, alles da. Und natürlich Cordy. Sie hielt ihn in die Höhe, dieses knuddelige Flauschteil mit dem künstlichen Zebrafell. Sie drückte ihn an sich, atmete seinen Stofftiergeruch ein, teils nach Jahrmarkt, teils nach Ems Zimmer und teils nach irgendetwas anderem. Es tat ihr im Herzen weh, in seine leeren schwarzen Plastikaugen und auf die losen Fäden rund um seine buschige Mähne zu blicken.
Das war’s dann. Ihre Gefühle für Zach und dieser ganze Schlamassel würden gemeinsam mit diesem ausgestopften Zebra in Flammen aufgehen. Sie mussten. Em hatte noch nie besonders viel von Maskottchen gehalten, doch eins war sicher: Cordy wollte sie nicht mehr in der Nähe ihres Kopfkissens haben. Sie war fest davon überzeugt, dass sie irgendwo in seiner Asche ihre Freundschaft mit Gabby wieder ausgraben konnte, ihr altes Ich, ihr Leben, bevor sie Zach geküsst hatte.
Ihre Eltern würden zum Abendessen wieder zu Hause sein und Em brauchte vor dem Fest noch Zeit, um sich fertig zu machen, also musste sie langsam loslegen. Sie seufzte. Alles, was sie sich jetzt wünschte, war, mit JD im Keller zu übernachten, sich mit ein paar Dr-Pepper-Rum-Cocktails zu beduseln und ein bisschen Stadt-Land-Fluss zu spielen. Aber nein, sie musste ein Kleid anziehen (sie würde sich für das schlichte kleine Schwarze entscheiden), um zu einem gefakten Date
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