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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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den ich aber nicht anrührte.
    Zunächst schilderte ich ihm, auf Ludwigs ausdrückliche Empfehlung hin, alles bis in jede Einzelheit. Ludwig hatte seine Mutter
     verbannt, und weil er fürchtete, an den Höfen Europas als »schlechter Sohn« zu gelten, war er höchst interessiert, daß Fogacer
     dem Nuntius Bagni und dem Gesandten Contarini die wahren Tatsachen unterbreite. Der Papst und Venedig waren mittlerweile unsere
     sichersten Freunde, weil auch sie die Spanier und ihren unersättlichen Eroberungswillen fürchteten.
    »Mein lieber Herzog«, sagte Fogacer, »was meint Ihr, hat Ludwig Schloß Compiègne wirklich ohne jeden Hintergedanken gewählt,
     nur um dort Landluft zu atmen? Nicht nur, daß seine Liebe Versailles und Saint-Germain gehört, ist Schloß Compiègne doch auch
     in Stadtmauern eingezwängt und überdies unbequem und leicht verfallen. Es hat sogar so wenige angemessene Gemächer, daß der
     Hof sehr beengt gelebt haben muß und die königlichen Personen, die ausländischen Gesandten und die Staatssekretäre kaum standesgemäß
     untergebracht werden konnten.«
    »Ja, warum Compiègne, mein lieber Fogacer, da es doch schönere und näher gelegene Residenzen gibt? Diese Frage stellte sich,
     denke ich, mehr als einem der dort Anwesenden. Doch leider war die Königin so starrsinnig, daß selbst diese ungewöhnliche |247| Wahl sie nicht hellhörig machte. Und das ist bedauerlich, denn hätte sie bedacht, daß ihre Verbannung so nahe bevorstünde,
     hätte sie vielleicht ein wenig Wasser in ihren sauren Wein gegossen. Doch wer weiß? Die arme Königin war tatsächlich so kindisch
     zu glauben, wenn sie in ihrem Trotz beharrte, könnte sie nur gewinnen. Und kaum in Compiègne angelangt, zeigte sie sich widerspenstiger
     denn je. Sie verkündete allseits, daß sie in Compiègne ebensowenig wie in Paris im Großen Rat des Königs sitzen werde, wenn
     sie dort auf Richelieu treffe. Beachtet, Fogacer, mit welchem Fleiß der König die Emissäre vervielfacht, die er zur Königinmutter
     sendet, um sie zur Teilnahme am Großen Rat zu bestimmen. Zuerst ist es Châteauneuf, der neue Siegelbewahrer. Kaum jedoch öffnet
     der Unglückliche den Mund, als die Königinmutter schreit:
›La mia risposta è no!‹
1 Dann schickt Ludwig ihr ihren Favoriten, Doktor Vautier, auch wenn dieser Mittler ihm wenig gefällt. Doch auch ihm antwortet sie:
›Certamente no!‹
Nun schickt Ludwig Marschall Schomberg, aber das Geschrei wird noch entschiedener:
›No, no! No! Poi no!‹
2 Endlich schickt ihr der König seinen Beichtvater, und sie antwortet ihm hochmütig:
›Il mio no è molto categorico!‹
3 Schließlich wird der Comte de Guiche zu ihr gesandt, und rasend vor Zorn schreit sie, diesmal auf französisch: ›Man soll mich mit all diesen Gesandten verschonen!
     Um mich in den Rat zu holen, müßte man mich an den Haaren hinschleifen!‹«
    »Offensichtlich, mein lieber Herzog, seid auch Ihr der Meinung«, sagte Fogacer, »daß Ludwig alle diese Emissäre einen nach
     dem anderen zu ihr schickte, nicht weil er hoffte, die Königin von ihrer Weigerung abzubringen – dazu kannte er sie viel zu
     gut –, sondern weil er den Gesandten und den Ministern zeigen wollte, daß die Königin unversöhnlich war und blieb. Meinem
     Eindruck nach wollte er, daß es allen in die Augen springt: Die Königin lähmt den Staatsapparat, darum ist die Maßnahme, die
     er ergreifen wird, nämlich sie in Compiègne einzusperren, eine Notwendigkeit.
    Heißt das«, fragte Fogacer weiter, »daß die Sitzung des Königlichen |248| Rats, der in Compiègne besagte Einsperrung der Königinmutter beschloß, nur abgehalten wurde, um einer bereits gefaßten Entscheidung
     mehr Gewicht und Legitimität zu geben?«
    »Davon bin ich insgeheim überzeugt, mein lieber Fogacer.«
    Vor Zufriedenheit mit seinem eigenen Scharfsinn sprach Fogacer darauf meinem Burgunder so tüchtig zu, daß die Flasche bald
     leer war.
    »Und jetzt, mein Sohn«, sagte er dann, »fühle ich mich ermutigt, Euch um einen Bericht von dieser berühmten und wenig geheimen
     Ratssitzung zu bitten, auf der Richelieu, wie man hört, ja ganz exzellent gewesen sein soll.«
    »Daß diese Sitzung wenig geheim war, ist richtig, denn bevor sie stattfand, erhielten die Räte den Auftrag, ihr Stattfinden
     in ihrer Umgebung bekanntzumachen. Und Ihr habt auch recht, zu vermuten, daß Richelieu exzellent war. Eine Versammlung hat
     immer etwas von einer Theateraufführung, und darin brilliert

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