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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Bellegarde, der Herzog von Roannez
     und der Comte de Moret, ein legitimierter Sohn von Henri Quatre. Leser, daß Sie sich nicht täuschen: Es sind nicht Ritter
     mit liebreichem Herzen, die untröstlich sind über die Gefangenschaft der Königinmutter, sondern schlaue und verschlagene Herrschaften,
     die auf Ludwigs nahen Tod und auf den aufgehenden Stern Gaston setzen, den präsumtiven Thronfolger Frankreichs, denn die Königin
     hat immer noch keinen Dauphin.
    Was Gaston betrifft, ist seine Unternehmung nichts als leeres Gefuchtel. Wenn er seine Mutter wirklich aus Compiègne befreien
     wollte, hätte er im Norden von Paris Position bezogen und nicht im Süden. Ludwig gibt sich keiner Täuschung hin, und sowie
     er Compiègne verlassen hat, marschiert er an der Spitze seiner Armee geradewegs nach Orléans. Gastons Reaktion läßt nicht
     auf sich warten. An der Spitze seiner Gold-Soldaten – sie sind zu kostbar zum Vergeuden – und seine wenig interessierten Herzöge
     an seiner Seite, flüchtet er und erreicht in Gewaltmärschen Besançon, das derzeit Spanien gehört. Aber auch dort fühlt er
     sich weder recht sicher noch so recht gewürdigt, die Spanier – die besten Infanteristen der Welt – sehen auf diesen Königssohn
     herab, der eine Armee aushebt, um sich dann nicht zu schlagen. Darum geht Gaston nach Lothringen, wo der Herzog, für den er
     der beste Trumpf gegen Frankreich ist, ihn freundschaftlich aufnimmt. Für ihn ist seine kindische Epopöe zu |255| Ende. Aber sie ist es nicht in Ludwigs Augen. Gastons Hanswurstiaden kennt er schon zu lange, als daß sie ihm jetzt zu schaffen
     machten, wohl aber, daß er vier große Herren mit sich genommen hat. Dies war der gefährliche Anfang einer Koalition der großen
     Feudalherren, die sich an allen Ecken Frankreichs gegen die königliche Macht erheben konnten. Sofort reagiert Ludwig und verfaßt
     gegen die vier Abtrünnigen eine Erklärung, worin er sie des höchsten Majestätsverbrechens anklagt.
    »Wieso des ›höchsten‹, Monsieur? Gibt es ein Majestätsverbrechen minderen Grades?«
    »Ah, Sie sind es, schöne Leserin?«
    »Hatten Sie mir nicht erlaubt, Sie zu unterbrechen, wenn ich eine Frage habe, Monsieur, oder soll ich ganz hinter der Herzogin
     von Orbieu zurücktreten?«
    »Auf keinen Fall. Das höchste Majestätsverbrechen betrifft allein die Person des Königs. Das Majestätsverbrechen zweiten Grades
     gilt für Komplotte gegen Minister, Marschälle und Provinzgouverneure.«
    »Schön und gut, Monsieur. Aber warum werden Gastons Komparsen angeklagt und nicht Gaston selbst?«
    »Madame, wie könnte man den Thronfolger anklagen? Kann der regierende König seinen Nachfolger unter Anklage stellen? Was würde
     aus der Dynastie?«
    »Noch eine Frage, Monsieur. Bedeutet die Anklage auf das höchste Majestätsverbrechen den Tod?«
    »Mehr noch, Madame! Sie kann einschließen, daß nach dem Tod der Name und das Wappen gelöscht, sämtliche Besitztümer eingezogen,
     Häuser und Schlösser niedergerissen, Wälder verbrannt werden und vor allem, daß der Leichnam kein christliches Grab erhält
     und eingeäschert wird.«
    ***
    Ludwig zwang seinen jüngeren Bruder zur kampflosen Aufgabe, und auf seiner Rückkehr nach Paris, wohin der Kardinal ihm vorausgeeilt
     war, nahm der König mich in seiner Karosse mit. Viel Vergnügen hatte ich daran nicht, denn ich mußte ihm als Sekretär dienen,
     und er diktierte mir die ganze Fahrt über Namen, worauf ich im folgenden noch zu sprechen komme.
    Ludwig war ein in jeder Hinsicht gestrenger Fürst, der die |256| Vorschriften, die er erlassen hatte, auch selbst gewissenhaft einhielt und darauf achtete, daß sie von seinen Untertanen befolgt
     wurden. Und nachdem er die Erklärung, daß die abtrünnigen Herzöge des höchsten Majestätsverbrechens schuldig seien, beim Burgunder
     Gerichtshof hatte bestätigen lassen, wollte er, daß auch der Pariser Gerichtshof als der oberste Frankreichs sie registriere,
     und stellte ihm gleich nach seiner Ankunft durch La Ville-aux-Clercs besagte Erklärung zu.
    Zu seiner großen Überraschung und seinem Zorn aber verweigerte der die Registrierung. Ludwigs Zorn, Leser, glich in nichts
     dem seiner Mutter, da war kein Geschrei, kein echauffiertes Gefuchtel. Sein Zorn war kalt, beherrscht und äußerte sich in
     knappen Worten. Er befahl dem Gerichtshof, sich in gesamter Körperschaft und zu Fuß im Louvre einzufinden und ihm den Bescheid
     über die Verweigerung der

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