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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Karosse des Königs heimgekommen seid, ist doch eine große Ehre, nicht wahr?« fragte Catherine.
    »Eine große Ehre schon«, sagte ich, »aber keine große Freude, denn der König hat mir die Liste derjenigen diktiert, die in
     Verbannung gehen müssen.«
    »Könnt Ihr mir sagen, wer es ist?«
    »Das kann ich, denn zur Stunde sind sie bereits alle verhaftet. Die Liste ist lang: die Prinzessin Conti, die Herzogin d’El beuf , die Herzogin von Ornano, Madame de Lesdiguières, Madame du Fargis …«
    »Mein Gott! Lauter Damen! Und sie werden alle verbannt?«
    »Liebchen, bedenkt, daß die Kabale der Reifröcke die allerschlimmste war. Doch keine Bange, auf der Liste fehlt es auch an
     Männern nicht. Ich nenne Euch nur den Pater Suffren …«
    »Den Beichtvater des Königs?«
    »Ja, ja! Er hat intrigiert. Dann Doktor Vautier, den Leibarzt der Königinmutter, der bereits eingekerkert wurde. Und Bassompierre,
     der in der Bastille sitzt.«
    »Bassompierre in der Bastille!«
    »Er war, wie Ihr wißt, einer der Treuesten unter den Getreuen Henri Quatres, nur leider hat er sich inzwischen mit der Prinzessin
     Conti vermählt.«
    »Eurer Halbschwester, mein Lieber!«
    »Ja, leider! … Schade für Bassompierre, denn nach und nach übernahm er die gefährliche Feindseligkeit seiner Gemahlin gegen
     den Kardinal. Im übrigen wähnte er sich, weil er eine Prinzessin geheiratet hatte, auch als Prinz und wurde immer hochnäsiger
     und bissiger.«
    |259| »Und warum wird er jetzt härter gestraft als die Herzöge?«
    »Weil er ein sehr guter General ist und großen Schaden anrichten könnte, wenn ein Bürgerkrieg ausbräche. Eine von Gaston befehligte
     Armee zerstreut sich beim kleinsten Hauch wie eine Pusteblume. Aber eine von Bassompierre befehligte Armee könnte sogar einer
     Armee des Königs zu knacken geben.«
    »Und was sagt das Pariser Volk dazu, daß die Königinmutter eingesperrt ist und so viele große Herrschaften verbannt werden?«
    »Das Volk kümmert es wenig. Es kennt von den hohen Damen und Herren doch höchstens die Karossen, die mit Trara und Gepolter
     durch die engen Pariser Gassen brausen. Und wehe dem armen Schelm, der nicht rasch genug zur Seite springt! Er wird zerquetscht,
     ohne daß der glänzende Zug wegen solcher Kleinigkeit auch nur anhalten würde.«
    ***
    Nun, Leser, was die Königinmutter anging, bewegten sich die Dinge keinen Deut. Nach Moulins wollte sie nicht. Ihr wurde Nevers
     vorgeschlagen. Sie lehnte ab. Dann Blois, aber sie wollte nicht.
    Sie schrieb, sie habe »eine solche Behandlung von ihrem Sohn nicht verdient, und diese werde weder von Menschen noch von Gott
     gutgeheißen«. Da man sie einmal nach Compiègne verbannt habe, bleibe sie dort, man werde sie dort nur fortbringen können,
     wenn man sie »an den Haaren wegschleife«. (Sie hatte eine Vorliebe für dieses Bild, wie der Leser bemerkt haben wird.) Sie
     setzte hinzu, sie habe nur einen Wunsch, nämlich daß man sie von diesen Tausenden von Soldaten befreie, die sie gefangenhielten.
    Da Richelieu in diesen Dingen nicht einen Finger hatte rühren wollen, weder was das Los der anderen Verbannten, noch was die
     Königinmutter betraf, bin ich fest überzeugt, daß Ludwig ihn auch in keiner Weise darüber konsultierte, wie dieses seltsame
     Ersuchen und das nicht minder seltsame Beharren der Königinmutter, in Compiègne zu bleiben, zu beantworten sei.
    ***
    |260| Das Verlangen der Königinmutter kam mir durch Monsieur de Guron zu Ohren, der mich bat, sein »bescheidenes« Mittagsmahl mit
     ihm zu teilen, von dem ich im voraus wußte, daß ich höchstens den fünften Teil davon essen würde, so pantagruelisch würde
     es sein.
    Wie staunte ich, als seine Tür mir von der Zocoli geöffnet wurde, die Haare aufgesteckt wie eine Dame, kunstreich geschminkt
     und in einem Kleid, das zwischen dem adeligen Reifrock und dem bürgerlichen Kotillon die Mitte hielt. Beinahe hätte ich ihr,
     da ich sie so geputzt sah, die Hand geküßt. Doch kaum erblickte sie mich, als sie mir auch schon in die Arme flog und sagte,
     ich gefiele ihr von allen Edelmännern des Reiches am besten, und es sei ein Jammer, daß ich meiner Herzogin ein so treuer
     Gatte sei, sonst würde sie sich mir mit Haut und Haar ergeben.
    »Aber was, zum Teufel, hast du hier zu suchen, Kleine?« fragte ich sie.
    »Die Königinmutter hat mich nach dem ›Tag der Geprellten‹ vor die Tür gesetzt, weil sie den Verdacht hatte, daß ich es war,
     die den Riegel der kleinen

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