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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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königlichen Erklärung zu übergeben.
    Dies nun wurde zur großen Gaudi fürs Pariser Volk, das die würdigen Herren in ihren Roben in langer Prozession und bei feinem
     Nieselregen fürbaß durch die Straßen ziehen sah. Mindestens an jeder Straßenecke fragte sie ein Witzbold, ob sie so von Armut
     geschlagen seien, daß sie ihre Kutschen verkaufen mußten … Schließlich wurden die Gerichtsherren im Louvre in den großen Saal
     geführt, wo nun die Höflinge sich am Anblick der durchnäßten Kater mit den hängenden Nasen weideten, sie ihrerseits auf den
     Arm nahmen und mit tausend Spitzen bedachten.
    Eine volle Stunde ließ man sie warten, dann erschien der König, und ohne jedes Wort zu ihrem Empfang rief er ihnen ins Gedächtnis,
     daß der Pariser Gerichtshof zwei Aufgaben habe: über Zivilsachen in Berufung zu befinden und die königlichen Erlasse zu registrieren.
     Jedoch überschreite der Gerichtshof mißbräuchlich seine Rechte, wenn er sich ein Urteil über den Inhalt besagter königlichen
     Erlasse anmaße. Nicht ohne Schärfe forderte er den Gerichtspräsidenten auf, ihm die »Verweige rung «, wie sie im Louvre kurz genannt wurde, auszuhändigen. Der König warf einen Blick drauf, zerriß sie in vier Teile und gab
     sie Beringhen mit der Weisung, sie zu verbrennen. Hierauf schickte er die Gerichtsherren zurück an ihre Arbeit.
    Nun beobachtete ich aber, daß die Herren gar nicht so bußfertige Miene machten, wie ich erwartet hatte, und befragte deshalb
     Fogacer.
    |257| »Warum sollten sie?« sagte er. »Dazu bestand gar kein Anlaß. Unsere dicken Kater haben, im Gegenteil, einen schlauen Schachzug
     getan. Sie haben sich das Wohlwollen des künftigen französischen Königs gesichert, indem sie sich der Erklärung des Majestätsverbrechens
     gegen seine Anhänger verweigerten. Worauf sie sich wieder beim regierenden König in Gunst gesetzt haben, indem sie seine Erklärung
     ohne Murren und Knurren schließlich doch registrierten. Somit stehen sie vor beiden Seiten gut da.«
    »Und was haltet Ihr von den sich häufenden Horoskopen, die alle den Tod des Königs prophezeien, die einen für Ende August,
     die anderen für Ende Oktober?«
    »Zunächst einmal, mein lieber Herzog, wird die Astrologie von unserer Heiligen Kirche als ketzerisch verdammt, denn niemand
     kennt die Zukunft als der Herrgott. Und dann ist die Idee, den Tod eines Menschen aus der Konstellation der Gestirne zum Zeitpunkt
     seiner Geburt ablesen zu wollen, eine unsägliche Dummheit. Wenn Ihr wollt, daß ein Astrologe den nahen Tod Eures geschworenen
     Feindes prophezeit, braucht Ihr ihm doch nur einen hübsch prallen Beutel in die Hand zu drücken und das erwünschte Todesdatum
     zu nennen.«
    Wie gesagt, war ich mit dem König nach Compiègne gegangen, dann nach Orléans und kehrte nun endlich zurück nach Paris, und
     während Seine Majestät den Gerichtshof zur Räson brachte, eilte ich in die Rue des Bourbons. Um ein Haar wäre ich gestolpert
     und gestürzt, als ich die Freitreppe hinauflief, so klopfte mir das Herz, doch klopfte es noch ganz anders, als ich meine
     Catherine in die Arme nahm.
    »Mein Lieber«, sagte Catherine, »Ihr kommt gerade recht. Das Essen steht auf dem Tisch. Ich sehe Euch an, daß Ihr einen Bärenhunger
     habt.«
    »Hunger, mein Lieb, habe ich auf Euch.«
    »Nein, nein!« rief sie, »keinen Tumult auf leeren Magen, bitte! Ihr selbst habt mich das périgordinische Sprichwort gelehrt:
     Nach dem Pansen das Tanzen. Nach – habt Ihr gehört? Nicht vorher! Kommt, lieber Herr, Euer Teller wartet.«
    Nach dem Essen brachte die Amme unseren kleinen Emmanuel herein, der nun in sein drittes Jahr ging und schon auf festen kleinen
     Beinen umherstapfte. Sowie er mich sah, warf er seine Ärmchen empor und stürzte auf mich zu mit den Worten: |258| »Ah, mein kleiner Papa!« Denn klein nannte er alles, was er liebte, seinen Bär, seine Puppe, seinen Hund, seinen Kasper.
    Ich war mein Leben lang so sehr in Kinder vernarrt, daß ich die galligen Menschen nicht begreifen kann, die andere, ob groß,
     ob klein, nicht um sich ertragen und auch Hunde, Katzen oder Pferde nicht, die einem doch so liebenswerte Gesellschaft sind,
     wenn man sie selbst großgezogen hat.
    Mir scheint, daß solche Menschen das Schönste unseres Daseins versäumen, nämlich zu lieben und geliebt zu werden. Ich kann
     mir auch nicht vorstellen, wie sie in solch öder Verschlossenheit sich selber lieben können.
    »Daß Ihr von Orléans in der

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