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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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schmeichelte mir dies doch im stillen, obwohl ich mich auch
     mit einer gewissen Unruhe fragte, ob ich all diese Menschen auf der langen Reise etwa aus meiner Tasche verköstigen und beherbergen
     solle. Kaum aber hatte ich vom Kardinal Urlaub genommen, als Charpentier in seinem Vorzimmer mich dieser Sorge enthob, indem
     er mir mit breitem Lächeln eine hübsch gerundete Börse überreichte. Und als ich fragte, ob ich dafür Rechenschaft geben müsse,
     sagte er: »Nein, nein! Die Mühsal will der Kardinal Euch nicht aufhalsen. Solltet Ihr etwas erübrigen, verfahrt damit nach
     Eurem Belieben.«
    Dieses »nach Eurem Belieben« dünkte mich taktvoll, und ich gratulierte mir, es bei dieser Mission mit Richelieu zu tun zu
     haben und nicht mit dem König, denn der König, der unnötige Ausgaben und Luxus verabscheute, war für sich selbst und alle
     anderen knauserig wie keiner guten Mutter Sohn in Frankreich, während der Kardinal, der auf Repräsentation hielt, diese auch
     für seine Diener wollte und sie deshalb für die Arbeiten oder Aufträge, die sie für ihn erfüllten, gut entschädigte.
    Als ich Catherine ankündigte, daß ich wieder auf Reisen gehen müsse, erntete ich, wie vorauszusehen, Tränen und Vorwürfe,
     denn Catherine fand, ich liebte allein den König und Richelieu; sie sei für mich doch »das fünfte Rad am Wagen«; ich hätte
     sie nur geheiratet, um es in meinen Nächten bequem zu haben, und anderes der Art.
    |264| Doch ich schloß sie einfach in die Arme, küßte sie tausendmal und flüsterte ihr ins Ohr, daß ich ja nur auf drei, vier Tage
     fortginge, daß meine Mission in keiner Weise Gefahr bedeute und daß sie mein süßes Herz und mein Goldengel sei. Und während
     ich sie so liebkoste, sagte ich mir, daß jeder unserer Fehler sich auch mit einer Tugend paare und daß Catherine zwar gewiß
     eine äußerst besitzergreifende, aber auch überaus liebevolle Gattin war.
    Meine Catherine hatte ihre Tränen kaum getrocknet, als plötzlich mit großem Lärmen unser Tor aufging, die zwanzig Musketiere
     unter Monsieur de Clérac in unseren Hof einritten und Graf von Sault der königlichen Karosse entstieg.
    Catherine hieß sogleich Madame de Bazimont die Herren von Sault und von Clérac in unserem Salon mit Wein und Leckereien bewirten
     und ebenso die Musketiere im Hof. Sie selbst aber führte als stolze Mama all den fremden Männern unseren kleinen Emmanuel
     vor.
    Da Richelieu mir Eile befohlen hatte, mußte ich zum Aufbruch drängen. Höflich lud ich Monsieur de Clérac zu Graf von Sault
     und mir in die königliche Karosse ein, doch Clérac lehnte ab, er wollte an der Spitze seiner Musketiere reiten. Und vor Freude,
     mit seinem Bruder zusammen zu sein, tat Nicolas das gleiche. Womit er unrecht hatte, denn er war so lange Ritte nicht mehr
     gewöhnt, und als wir in Gournay anlangten, konnte er nur noch mit steifen Beinen gehen, zum großen Vergnügen der Musketiere.
    Das Schloß des Marquis de Vardes im normannischen Gournay verdiente diesen Namen eigentlich nicht, denn es hatte nur einen
     einzigen Turm, der freilich sehr alt und sehr stattlich war. Und weil Monsieur de Vardes für reich galt, sagte ich mir, daß
     er wohl ein Knicker sein müsse, wenn er seiner Wohnstatt nicht die Türme hinzufügte, auf die sein alter Adel ihm ein Anrecht
     gab. Meine Vermutung bestätigte sich, denn so vollkommen höflich er Graf von Sault und mich auch willkommen hieß, zeigte er
     sich doch erschrocken bei der Vorstellung, all die Musketiere versorgen zu sollen, worüber ich ihn dank meiner gutgefüllten
     Börse zum Glück schnell beruhigen konnte.
    Man muß zugeben, daß Mutter Natur den Marquis aber auch nicht großzügig ausgestattet hatte, denn er war klein und hohlbrüstig
     von Gestalt, und seltsam, sogar seine Gesichtsöffnungen, |265| Augen, Mund, Nasenlöcher, waren auffallend klein. Dafür sprach Monsieur de Vardes aber mit einer so volltönenden und starken
     Stimme, daß man sie eine Meile weit im Umkreis hören konnte. Auch fehlte es ihm weder an Geist noch an Entschlußkraft, wie
     sich in unserem Gespräch bald zeigte.
    »Marquis«, begann ich ohne Umschweife, »Ihr seid Gouverneur der Feste La Capelle, die in Euer Abwesenheit von Eurem Sohn befehligt
     wird. Leider ist er in seinem jugendlichen Ungestüm im Begriff, einen Fehler zu begehen, der ihm und womöglich auch Euch als
     Majestätsverbrechen angerechnet werden wird, wenn wir ihn nicht schleunigst vor dem schlimmsten Verrat

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