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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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entgegenzugehen, und sagte von der Treppe herab mit einladender Geste: »Mein lieber Herzog,
     seid mir herzlich willkommen.«
    »Ich danke Euch, mein Cousin«, sagte der Herzog von Guise, ohne sich seinerseits einen Deut zu rühren, offenbar wartete er,
     anstatt zu mir heraufzusteigen, daß ich die Treppe zu ihm hinunterkäme.
    Alles geschah nun, als hätte eine böse Fee mit ihrem Zauberstab uns in Steine verwandelt. Verflucht, dachte ich, wenn dieser
     alberne Kerl hierherkommt, so doch, weil er etwas will! Kann er sich in dem Fall nicht die Mühe machen, ein paar Stufen hochzusteigen,
     ohne daß ich ihn abholen muß?
    »Mein lieber Herzog«, sagte ich schließlich, »es ist kalt. Ich werde stehenden Fußes einen Diener anweisen, in meinem Salon
     ein großes Feuer zu machen, und wenn Ihr Monsieur de Saint-Clair folgen wollt, führt er Euch hin. Bei dieser Kälte sind wir
     dort zu einer kleinen Plauderei besser aufgehoben.«
    Hierauf grüßte ich ihn mit allem Respekt und ging. Ich hatte das Problem nicht gelöst, aber wenigstens in einer Weise umschifft,
     daß es in dieser dummen Bataille des Protokolls weder Sieger noch Besiegten gab. Und wirklich, wenige Minuten später, als
     im kleinen Salon ein hohes und helles Feuer flammte, erschien der Herzog von Guise, gönnte mir zum erstenmal im Leben eine
     Umarmung, und auf meine Bitte setzte er sich und schlürfte durstig einen Becher heißen Wein, der ihn augenblicklich erquickte.
    Hier will ich einen kleinen Einschub in Klammern machen. |289| Schöne Leserin, daß ich den Herzog von Guise nicht liebte, soll Sie nicht um das Vergnügen einer Beschreibung bringen. Von
     seinem berühmten Vater hatte er den hohen Wuchs, die Stattlichkeit und Eleganz wie auch ein männlich schönes Gesicht geerbt.
     Trotzdem besaß er weder die Kühnheit noch den Ehrgeiz seines Vaters, sosehr er sich auch bemühte, sich entsprechend zu geben.
     Wie seinem Vater, der ja bekanntlich in Blois unter den Klingen der »Fünfundvierzig« starb, weil er sich an die Stelle seines
     Königs hatte setzen wollen, war auch ihm in seinen Unternehmungen ein Gran Narretei eigen.
    »Mein lieber Herzog«, sagte er, »ich habe zwei Bitten an Euch. Die erste ist, daß Ihr mir und meinen Edelleuten ein Nachtlager
     gewährt. Die zweite ist, daß Ihr mir einen Rat gebt in der gefährlichen Lage, in der ich mich befinde.«
    »Was das Nachtlager angeht, mein lieber Herzog«, sagte ich nach kurzer Überlegung, »so versteht sich das von selbst, ebenso
     Speise und Trank für Euch und Eure Herren, ohne Eure Tiere zu vergessen. Aber auf meinen Rat dürft Ihr nicht rechnen.«
    »Verweigert Ihr ihn mir?« fragte er mit unruhiger Miene, »Ihr, den man überall für sein gutes Urteil und seine Großmut rühmt?«
    »Wißt Ihr, mein lieber Herzog, ich halte von der Rolle des Ratgebers nichts, sie ist die undankbarste der Welt. Entweder wird
     der Rat verworfen, und man fühlt sich mit zurückgesetzt, oder er wird angenommen, und wehe einem, wenn er in ein Unheil mündet.
     Der Beratene hält es einem bis an sein Lebensende vor!«
    »Ich werde Euch nichts vorhalten«, sagte Guise. »Das schwöre ich Euch.«
    »Nun, was ist es mit der gefährlichen Lage, in die Ihr nach Euren Worten geraten seid?«
    »Der König hat mir befohlen, unverzüglich nach Paris zu kommen, und ich weiß nicht, ob es klug ist, diesem Befehl zu folgen.«
    »So«, sagte ich, »und warum?«
    »Der königliche Ruf versetzt mich in unsägliche Unruhen und Ängste.«
    »Ängste? Ihr, den man so tapfer kennt! Und was fürchtet Ihr?«
    »Nur Ungutes: Verbannung, Bastille oder das Henkersbeil.«
    |290| »Teufel!« sagte ich verdutzt. »Das ist ernst. Mein lieber Herzog«, fuhr ich nach kurzem fort, »ich bin weder Richter noch
     Prokurator, ich werde Euch keine Fragen stellen, aber demnach müßt Ihr doch meinen, daß Ihr Euch in Eurer Schuldigkeit gegenüber
     dem König schwer vergangen habt, wenn Ihr so grausame Strafen fürchtet.«
    »In Wirklichkeit«, sagte der Herzog von Guise, »ist alles nur Richelieus Schuld.«
    »Ah, das dachte ich mir«, sagte ich mit einer Ironie, die ihm entging.
    »Ich nehme Euch zum Zeugen. Wozu mußte er den Einzug der Taille 1 verändern? Bisher wurde sie von den Steueragenten jeder Provinz eingezogen, und der Gouverneur überwies die eingegangene Steuersumme an den König. Aber auf einmal setzt Richelieu
     königliche Kommissare ein, die die Taille direkt an der Quelle eintreiben, ohne daß sie erst über die

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