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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Menschenmenge umringt wurde.
     Seine Musketiere mußten ihm einen Weg bahnen, was seine Zeit brauchte, doch in Kürze wird der Herr Kardinal sich Eurer Majestät
     zu Füßen werfen.«
    Sie erwiderte nichts darauf, sondern sah von mir ab auf ihr Diamantarmband, das sie um ihr Handgelenk kreisen ließ. Eine Unhöflichkeit,
     die jeder von ihr kannte, der nicht mindestens Marschall von Frankreich oder Prinz von Geblüt war. Nicht grundlos sagt Saint-Simon
     von ihr, sie sei »in höchster Weise borniert« gewesen, und vermutlich sprach sich in dieser Borniertheit aus, welchen außerordentlichen
     Rang sie sich beimaß. Wie mir berichtet wurde, sagte sie, nachdem sie zum zweitenmal von ihrem Sohn verbannt wurde: »Ich mußte
     ertragen, was eine Frau von minderem Rang als ich nicht so geduldig gelitten hätte.« Dieser Satz scheint mir von einer Einfalt,
     daß ich mich scheue, seinen Sinn zu ergründen. Meinte sie, daß eine Königin trotz ihres Ranges leide wie ihre Kammerfrau?
     Und wäre |130| dies der Sinn, wie sollte man ihr nicht recht geben? Auch gegen die Großen dieser Welt benehmen sich Krankheit und Tod sehr
     ungezogen.
    Ich verneigte mich also ein zweites Mal und trat, wie es das Protokoll befahl, drei Schritt zurück, grüßte von neuem und gesellte
     mich zur Gruppe der Großen und der hohen Damen, wo ich gute Aufnahme fand, bei den Damen, weil sie mich als ihren großen Bewunderer
     kannten, und bei ihren Galanen, weil auch jene, die nicht an unseren Kämpfen teilgenommen hatten, sich unserer Siege freuten.
     Kurz, ich mischte mich unter sie und blickte wie alle zur Königinmutter mit einem Respekt, dem Sie, Leser, wären Sie zugegen
     gewesen, nicht hätten trauen dürfen, denn hinter ihrem Rücken nannten einige von uns sie »Jesabel«, kein sehr schmeichelhafter
     Spitzname, wie Sie sich aus der Bibel entsinnen werden.
    Und während ich so nach ihr blickte, sagte ich mir, daß man, wenn man alt wird, ja nicht unbedingt schlank bleiben müsse wie
     meine Patin 1 , die Herzogin von Guise, immer noch elegant in Gestalt, Haltung und Gang. Denn leider glich die Königinmutter ihr in diesen Punkten ganz und gar nicht. Dem guten Essen,
     dem Schlaf und den Süßigkeiten hold, stand sie mehr als üppig im Fleisch, und ihr Gesicht wurde von Hängebacken und einem
     Doppelkinn entstellt.
    Was für ein Jammer, daß nicht eine gute Fee ihr die Hälfte ihres Gewichts wegzaubern konnte, denn sie war so prunkvoll geputzt,
     ihr hellblaues Seidengewand über und über mit Perlen besetzt, und ihren Nacken umgab ein hoher, diamantenübersäter Spitzenkragen.
     Schöne Leserin, verzeihen Sie, wenn ich Ihnen die drei Kolliers nicht im einzelnen beschreibe, die sie unter ihrem Doppelkinn
     trug, auch das halbe Dutzend kostbarer Ringe an ihren Fingern nicht, denn meine Augen hafteten gänzlich an dem prächtigen
     Armband an ihrem linken Handgelenk, auf das sie sehr stolz sein mußte, weil sie es immerzu ins beste Licht zu rücken trachtete.
    Dieses berühmte Kleinod hatte eine Geschichte. Die Königin hatte es zu Anfang des Jahrhunderts von italienischen Juwelieren |131| erworben. Und es war unstreitig das größte, schwerste und kostspieligste Diamantarmband, das es seinerzeit in Europa gab.
     Vierhundertfünfzigtausend Livres sollte es kosten. Als Henri Quatre diesen Preis hörte, platzte er vor Zorn: »Und Ihr habt
     es genommen!« schrie er. »Sankt Grises Bauch, Madame, Ihr seid so verrückt! Ihr seid verrückt, daß man Euch fesseln sollte!
     Wollt Ihr das Reich ruinieren? Vierhundertfünfzigtausend Livres! So viel, um eine ganze Armee gegen unsere Feinde aufzustellen!
     Gebt diese blöden Steine den gerissenen Juwelieren zurück, die sie Euch angedreht haben. Ihr könnt todsicher sein, daß ich
     sie nie und nimmer bezahlen werde.«
    Die Juweliere waren tatsächlich sehr schlaue Leute. Da der König unbeugsam blieb, trafen sie mit der Königin eine Abmachung,
     die für sie vorteilhafter nicht sein konnte: Die Königin hatte ihnen jährlich eine hohe Zinsrate auf die vierhundertfünfzigtausend
     Livres zu zahlen, und das blieb bis zu dem Tag, an dem sie diese Summe bezahlen konnte. Die Königin war begeistert. Sie akzeptierte
     und zahlte besagte Zinsen Jahr für Jahr, und als sie durch Henri Quatres Ermordung Regentin wurde, legte sie Hand an den Staatsschatz
     der Bastille, bezahlte die Juweliere und vergeudete den Rest mit törichten Festen. Man hätte die Königinmutter in großes Erstaunen
     versetzt, hätte

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