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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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solch einen Kerl laufen lassen! Der geht vielleicht hin und ermordet die Nächste.«
    »Albrecht, was ist denn los mit dir? Wir haben doch bisher nur Entlastendes gefunden – bis auf die Tatsache, dass er kein Alibi hat. Beim Opfer gab es keinerlei Hinweis auf eine Bekanntschaft mit Grabert und umgekehrt zumindest keinen offensichtlichen Hinweis. Er wird von seiner Therapeutin entlastet und bekommt ein Medikament zur Triebdämpfung. Er hatte seine Tasche bereits gepackt – aber das konnte er doch auch ganz gut begründen. Mehr haben wir nicht!«
    »Doch, eigentlich scho – der Täter isch fascht genau so vorg’ange wie bei dem Mord damals. Selbst die Sache mit dem Zeh stimmt.« Wiener war nun auch hörbar aufgeregt.
    »Wir können ihn nicht wegen so vager Indizien hier behalten. Er kann gehen und wir kümmern uns um Beweise, die die Staatsanwaltschaft als Haftgrund akzeptieren kann.«
    Peter Nachtigall stand auf und trat an eine der Stellwände.
    »Dieser Täter hat neben der eigentlichen Tat noch eine ganze Menge an Veränderungen am Tatort vorgenommen. Wir wissen, dass er sein Opfer erschlagen hat, Vergewaltigung ist unklar, aber nicht ausgeschlossen.«
    Die beiden anderen nickten.
    »Wenn er sie nun »nur« töten wollte, hätte er sein Ziel – nämlich den Tod des Mädchens herbeizuführen – an diesem Punkt schon erreicht gehabt. Er hätte sie also einfach liegen lassen können und weglaufen. Das genau hat er aber nicht getan! Hier geht es für unseren Täter erst richtig los: Er trägt die Tote weiter ins Unterholz, setzt sie ab, spricht vielleicht sogar mit ihr. Dann zieht er sie aus, beginnt mit den Amputationen und platziert den Apfel. Zum Schluss deckt er sie noch mit Moos zu, stellt die Schuhe ordentlich ab, hängt den BH im Geäst auf und arrangiert die Haare. All das war nicht notwendig um sie zu ermorden – sie war zu dieser Zeit schon tot und der Täter ging ein relativ hohes Risiko ein, überrascht zu werden. Wenn wir rausfinden, warum diese ganze Dekoration notwendig war, wissen wir auch, was für eine Art Täter wir suchen.«
    »Also – wenn ich ganz ehrlich bin, no erinnert mich des an ein G’schenk. Er legt’s unter den Baum. Wie z’Weihnachte. Un mir händ ja au scho bald Advent.«
    »Gut«, Nachtigall schrieb diesen Stichpunkt oben auf ein neues Blatt am Flipchart.
    »Wenn es ein Geschenk sein sollte – für wen kann es gedacht gewesen sein?«
    »Jens Wilde. Vielleicht wollte ihm jemand dieses Mädchen schenken – aber zerstört.«
    »Eine echte Männerfreundschaft, die durch die Beziehung zum Opfer in die Brüche gegangen ist? Oder eine frühere Beziehung des Opfers, die aus Eifersucht getötet hat und dann dem Nebenbuhler die Geliebte »schenkt«?«, hakte Peter Nachtigall nach und notierte weiter.
    »Aus Eifersucht passieren die unmöglichsten Dinge! Ich könnt mir des ganz gut vorstelle!«
    »Haben Sie eigentlich in den Schuhgeschäften nachgefragt?«
    »Ja. Und’s beschte isch, ich hab sogar die Frau g’funde, die einem Herrn die Schuh verkauft hat. Der isch ihr im G’dächtnis bliebe, weil er die Schuh ei’kauft hat ohne die Dame, für die sie b’schtimmt g’wese, sind. Er hat erklärt, ’s wär eine Überraschung. Sie isch grad no drübe und versucht mit dem Kollege ein Phantombild zu kreiere. Aber eins isch au klar, der Günter Grabert war nicht der Kunde. Sie hat ihn auf dem Foto nicht erkannt.«
    »Gut, wenn das Phantombild sich eignet, geben wir es an die Zeitung weiter: Zeuge gesucht, usw. Vielleicht erkennt ihn jemand. Und wir müssen klären, ob es einen früheren Freund gibt, der Jens Wilde Platz machen musste oder einen Freund des Verlobten, der die Nebenbuhlerin aus dem Weg geräumt hat. Albrecht, du übernimmst den jungen Mann und Michael, Sie gehen bei dieser Freundin vorbei und fragen nach früheren Beziehungen des Opfers. Vielleicht taucht ja bei unseren Ermittlungen an irgendeiner Stelle Günter Grabert wieder auf – oder eben auch nicht«, verteilte Peter Nachtigall die Aufgaben für den Samstagvormittag. »Ich fahre morgen früh zu dieser Familie Schmidt in Madlow. Mal sehen, was ich dort in Erfahrung bringen kann. Kontakt über Handy. Besprechung am Nachmittag.«
     
    Als Michael Wiener das Büro verlassen wollte, sah er Peter Nachtigall noch immer über den Akten grübeln.
    »Ach, Michael. Auf ein Wort«, lud ihn der Hauptkommissar ein sich zu ihm zu setzen.
    »Jetzt arbeiten Sie schon seit ein paar Wochen hier bei uns. Da wollte ich einfach mal

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