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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Vollblut-Indianerin. Eine Lakota vom Stamm der Sioux. Trey nannte sie Sommerwind. Wenn Emma ihr auch nur ein bisschen ähnlich sieht, muss es eine wunderschöne Frau gewesen sein. Aber Sie wissen ja ... die meisten Leute sehen solche ... Kinder... nicht gerade freundlich an...«
    »Halbblut-Indianer?« Es fiel Rachel nicht leicht, dieses hässliche Wort auszusprechen. »Wollen Sie damit sagen, dass die Leute hier in der Gegend Emma Hargreaves nicht als eine der ihren akzeptieren?«
    »Kann sein, dass einige sich weigern werden, ihre Kinder in die Schule zu schicken, wenn Emma am Unterricht teilnimmt. Das ist natürlich nicht in Ordnung, aber schon der Gedanke treibt Trey zum Wahnsinn. Trotzdem, so sieht es nun mal aus. Dabei ist Emma wirklich so ein nettes Kind, so klug - und sie hat das Herz am rechten Fleck.«
    Rachel hätte am liebsten geweint. Arme Emma! Nicht nur, dass sie sich gegen Vorurteile würde wehren müssen, dass sie gegen die Ignoranz der Leute würde kämpfen müssen - nein, zu allem Überfluss hatte sie auch noch einen Vater, der eine Bar betrieb! Später würde sich Rachel noch oft daran erinnern, dass sie in diesem Moment beschlossen hatte, dafür zu sorgen, dass Emma Hargreaves eine besonders gute Schulausbildung erhalten würde. Sie kannte eine Quäker-Schule in Pennsylvania, wo ein Mischlingskind wie Emma hoch willkommen sein würde. Das Mädchen würde dort die beste Erziehung erhalten, sie würde Vertrauen zu sich selbst gewinnen, sie würde die Liebe von Menschen erfahren, die an Gott glaubten, und sie würde mehr lernen, als sie hier im Westen jemals lernen konnte. Voraussetzung, um an dieser Schule angenommen zu werden, war natürlich, dass Emma in Springwater in allen Fächern überdurchschnittlich gut abschneiden würde.
    »Sie sehen plötzlich so nachdenklich aus«, bemerkte June lächelnd. »So schlimm steht es um die kleine Emma nun wirklich nicht. Sie selbst sieht sich als Indianerin... und glauben Sie mir, das Kind hat eine Art mit Tieren ... so etwas habe ich noch nie gesehen. Sie hört auf den Wind und den Regen un d selbst der Schnee hat ihr noch etwas zu sagen.« June legte ihre Schere zur Seite und setzte sich neben Rachel. »Ich gebe Ihnen den guten Rat, Emma nicht zu unterschätzen. Das würde sie sehr verletzen.«
    Rachel lächelte. Das war ein guter Rat und sie würde ihn bestimmt nicht missachten. Sie seufzte leise. »Ich denke, ich gehe jetzt schlafen.«
    »Und morgen schauen Sie bei den Kildares vorbei?«
    Rachel nickte. »Vielleicht auch noch bei den Johnsons. Falls ich das schaffe.«
    June verzog das Gesicht. »Die Kildare-Jungens werden Sie wahrscheinlich schaffen. Das sind kleine Teufel und ihr Vater lässt ihnen alles durchgehen. Ja, Ma'am, mit den beiden werden Sie Ihre Mühe haben.«
    Großartig, dachte Rachel, aber-sie hatte eine Menge Energie und würde sicher mit zwei kleinen Jungs fertig werden - auch wenn sie noch so wild waren. In Gedanken war sie bei Emma Hargreaves, über die sie sich mehr Sorgen machte.
     
    Als Rachel am nächsten Morgen erwachte, zog sie die gleiche Kleidung an, die sie tags zuvor getragen und am Abend gründlich ausgelüftet hatte. Als sie die Treppe herunterkam, sah sie Toby, der stolz seine neue Hose und sein neues Hemd trug und beladen mit jungen Ästen ins Haus kam.
    »Guten Morgen«, sagte sie lächelnd.
    Der Junge strahlte sie an. Vielleicht war es falsch von ihr zu denken, dass sein Vater nie wieder zurückkehren würde. Vielleicht hatte der Kleine ja auch noch irgendwo eine Mutter, die sich um ihn kümmern würde. Aber vielleicht war das ja auch alles falsch. »Miss June hat zum Frühstück Pfannkuchen gebacken«, verkündete Toby.
    Sie fühlte sich so glücklich, in dieser kleinen Gemeinde aufzuwachen, dass sie den Mann, der auf der Bank schlief, gar nicht bemerkte. Als sie es dann doch tat, sprang sie fast in die Luft vor Schreck.
    Toby lachte. »Keine Angst. Das ist nur ein alter Penner, der hier von Zeit zu Zeit vorbeikommt. Der trinkt zwei oder drei Whiskeys im Brimestone und dann lässt Jacob ihn hier schlafen. Gewöhnlich im Stall, aber manchmal schafft er es nicht mehr bis dorthin.«
    Misstrauisch beäugte Rachel den Mann. Er sah harmlos aus, auch wenn er nach Whiskey stank. Sie schrak jedoch zurück, als der Mann laut zu schnarchen begann.
    »Gott im Himmel«, keuchte sie und schlug die Hände vor die Brust.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und Jacob trat mit einem Arm voll Feuerholz ins Haus. »Machen Sie sich

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