Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
Kopf so aus, als könne sie Funksignale vom Planeten Pluto empfangen.
„Glaubst du wirklich, dass einer der McCaffertys versucht hat, seine eigene Schwester umzubringen?“, fragte Kelly. Sie stand vor dem Tischchen, das Karla für Maniküren benutzte, und betrachtete die Nagellackfläschchen.
Karla zuckte die Schultern. „Die drei konnten Rachel nie ausstehen. Schließlich war sie der Grund für die Scheidung ihrer Eltern. Und der Grund dafür, dass ihr Vater Penelope geheiratet hat. Außerdem hat er jedem seiner drei Söhne nur ein Sechstel seiner Ranch vererbt. Ein lächerliches Sechstel, während sie die Hälfte bekommen hat. Findest du das gerecht?“ Karla verdrehte die Augen und teilte noch eine Strähne von Nancys nassem Haar ab.
„Aber warum sind sie dann so scharf darauf, dass ich den Killerzur Strecke bringe?“, wollte Kelly wissen.
„Natürlich, um dich auf eine falsche Fährte zu locken. Kelly, sei doch nicht so blind. Übrigens glaube das nicht nur ich. Drei Kundinnen haben genau hier gesessen und mir das Gleiche erzählt. Der Anschlag auf Rachel ist Stadtgespräch.“
„Ich habe trotzdem meine Zweifel, dass die Brüder sie töten wollten.“
„Es sind schon Menschen aus geringerem Anlass ermordet worden … Und in diesem Fall geht es um eine Ranch, die halb Montana umfasst.“
„Jawohl“, bestätigte die Kundin und schaute kurz von ihrem Kreuzworträtsel auf. „Wer sonst könnte ein Interesse daran haben, Rachel tot zu sehen?“
Ja, wer sonst, dachte Kelly stumm, als sie den Salon ein paar Minuten später verließ. Sie hatte nur kurz dort vorbeigeschaut, um ihrer Schwester ihre Babysitterdienste anzubieten, falls sie sich einen gemütlichen Abend gönnen wollte. Aber dann hatte sie gedacht, dass es nicht schaden konnte, sich den neuesten Klatsch anzuhören. Die Polizei musste wissen, was die Leute am Ort über den Fall dachten. Bis jetzt schien sich die öffentliche Meinung gegen die McCafferty-Brüder zu richten.
Später in ihrem Büro überflog Kelly die Notizen, die sie in ihrem Computer gespeichert hatte. Dutzende Fragen brannten ihr unter den Nägeln. Wer wollte Rachel umbringen? Und warum? Wegen des Babys? Wegen ihrer Arbeit? Weil die Liebesaffäre gescheitert war? Gab es jemanden, dem sie Geld schuldete? Hatte sie in ihrer Kolumne jemanden beleidigt? Mit wem war sie befreundet? Wer gehörte zu ihren Feinden?
Sie betrachtete die Liste der Menschen, die Rachel kannten. Kollegen in Seattle, Menschen, mit denen sie in Grand Hope aufgewachsen und zur Schule gegangen war, Männer, mit denen sie ein Date gehabt hatte, andere, mit denen sie schon ihr Leben lang befreundet war. Nichts ergab Sinn.
Aufgewachsen war sie mehr als Junge denn als Mädchen, was sicher an den älteren Halbbrüdern gelegen hatte. Obwohl ihre Eltern sie vergöttert hatten, war aus ihr erstaunlicherweise keine verwöhnte kleine Prinzessin geworden.
Die Highschool hatte sie in Grand Hope beendet, war dann in Montana aufs College gegangen und Journalistin geworden. Rachel hatte auf der Ranch ihres Vaters ausgeholfen, und gleichzeitig hatte sie bereits in der Highschoolzeit einen Teilzeitjob bei der Grand Hope Gazette gehabt. Nach ein paar weiteren Jobs war sie in Seattle gelandet, wo sie für den Clarion geschrieben hatte. Ihre Kolumnen waren von ein paar anderen Zeitungen gekauft und gedruckt worden. Außerdem hatte sie freiberuflich gearbeitet.
Dann hatte sie den Unfall erlitten.
Wenn Rachel McCafferty doch nur aufwachen würde!
Und zwar bevor der Killer ein drittes Mal zuschlagen konnte.
Kelly warf sich das Haar über die Schulter und blickte grimmig auf den Computerbildschirm. Es gab nichts Neues. Noch nicht einmal die Ergebnisse der Laboruntersuchungen halfen weiter. Die Durchsuchung von Rachels Krankenzimmer hatte keinerlei Hinweise darauf gegeben, wer in das Zimmer geschlüpft war und eine tödliche Dosis Insulin in die Infusion geträufelt hatte.
Die Klinik und die Apotheke im Erdgeschoss hatten gemeldet, dass aus den verschlossenen Schränken kein Insulin gestohlen worden war. Aber Unterlagen ließen sich fälschen.
Ein paar Stunden lang beantwortete sie Telefonanrufe und kümmerte sich um den liegen gebliebenen Papierkram. Dann beschloss sie, die Befragung von Matt McCafferty zu beenden, mit der sie am Abend zuvor in der Cafeteria begonnen hatte.
Sie schlüpfte in ihre Jacke und griff nach den Handschuhen. Was um alles in der Welt faszinierte sie eigentlich an diesem Mann? Ja, sicher, dieser
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