Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
zweiten fuhr er bis in die zehnte Etage hinauf. Dort stieg er aus und entdeckte zu seiner Linken einen Polizisten. Der Mann saß vor einer abgesperrten Glastür. Er las in einer Zeitung.
„Wie geht es ihr?“, fragte Hans ohne Begrüßung.
Der Beamte blickte ihn an. „Kenne ich Sie?“
„Nein. Mein Name ist Laser. Ich bin ein guter Freund von Frau Feldt. Was wissen Sie über ihren Zustand?“
„Leider nicht viel. Die Ärzte sagen mir nichts. Sie haben sich sogar dagegen ausgesprochen, dass ich hier sitze und Wache halte. Nur mit Mühe konnten meine Kollegen sie von der Notwendigkeit überzeugen.“
„Wird sie denn überleben?“
„Nicht einmal das scheint jemand zu wissen.“ Der Polizist legte seine Zeitung beiseite und sah Hans von oben bis unten an. „Woher kennen Sie Frau Feldt?“
„Von Rügen. Wir sind uns dort zufällig begegnet.“ Hans gab ihm die Hand. „Wie heißen Sie?“
„Trupp. Bastian Trupp.“
„Angenehm.“ Hans stellte sich vor die Glastür. Da sie jedoch stark geriffelt war, konnte er nichts hinter ihr erkennen. „Es ist partout nichts aus den Medizinern herauszubekommen?“
„Sie können es gerne probieren. Vielleicht haben Sie mehr Glück als meine Kollegen und ich.“
„Kontakte müsste man haben. Dann wüssten wir bestimmt schon, was hier Sache ist.“
„Ja, Vitamin B bestimmt die Welt. In allen Belangen. Aber da wir keines zu den Ärzten haben, müssen wir uns gedulden. Ich kann das jedoch nachvollziehen. Die Ärzte wollen keine falschen Hoffnungen bei uns wecken. Daher sagen sie lieber gar nichts. Unsere Kommissare machen es häufig genauso. Ist wahrscheinlich eine sinnvolle Taktik.“
„Nur scheinen Ihre Kommissare in diesem Fall schlechte Karten zu haben.“
„Sieht leider so aus. Der Mörder ist ihnen voraus. Aber früher oder später wird auch er geschnappt. Niemand kann sich ewig vor der Polizei verkriechen.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“
„Wie meinen Sie das?“
„Einige Kriminelle werden ganz sicher ihr Leben lang auf freiem Fuß bleiben. Weil sie nicht dumm sind.“
„Ja, ein paar Ausnahmen wird es sicherlich geben. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass dieser Täter nicht zu diesen gehört.“
„Warum nicht?“
„Weil er sein Glück herausfordert. Er will immer mehr Polizisten töten. Dabei wird er bald an eine Grenze stoßen. Es ist undenkbar, dass er uns alle umbringt. Dazu müsste er nämlich nahe an uns herankommen. Und das wird ihm ab sofort nicht mehr gelingen. Wir passen auf uns auf.“
„Tatsächlich?“ Hans sah den Mann kühl an. „Und was würden Sie machen, wenn ich der Mörder wäre?“
Der Polizist horchte auf. „Wie bitte?“
„Sie haben schon verstanden. Ich könnte der Täter sein und Sie jetzt ohne Probleme töten.“
„Nein, das könnten Sie nicht.“
„Und wieso nicht?“
Der Polizist deutete mit dem Kopf den Flur hinab. Hans drehte sich um. Zehn Meter weiter sah er einen zweiten Polizisten. Dieser saß versteckt hinter einer großen Topfblume und behielt Hans genau im Blick.
„Wir lassen uns nicht vom Mörder überrumpeln. Verlassen Sie sich darauf, Herr Laser. Sollte der Kerl wirklich so kühn sein und hier auftauchen, dann werden wir ihn überwältigen.“ Der Mann sah Hans an. „Und jetzt nehmen Sie bitte die Hände hoch.“
„Wie bitte?“
„Sie verstehen sicherlich, dass ich Sie aufgrund Ihres Spruchs nach Waffen durchsuchen möchte.“
Hans nickte zufrieden. „Es wäre traurig, wenn Sie das nicht machen würden. Das war nämlich ein Sicherheitstest von mir.“
Der Beamte untersuchte Hans gewissenhaft. Doch er konnte keine Waffe bei ihm finden.
„Dass Sie hier zu zweit wachen, ist sicherlich sehr gut“, sagte Hans anschließend. „Aber was wäre, wenn jemand so wie ich hierher kommt und sich zunächst ganz unverfänglich über die Sicherheitsmaßnahmen informiert? Ich wüsste jetzt, worauf ich zu achten hätte, wenn ich der Mörder wäre. Deshalb könnte ich später noch einmal herkommen und Sie beide mit zwei gezielten Schüssen außer Gefecht setzen.“
Der Polizist hob wieder die Brauen.
„Verstehen Sie mich nicht falsch.“ Hans hob beschwichtigend die Hände. „Ich möchte nur wissen, ob in den letzten Stunden jemand hier war und sich nach Frau Feldt erkundigt hat.“
„Wirklich?“
„Ehrenwort. Ich bin lediglich besorgt. Denn wenn ich den Zeitungsberichten glauben darf, dann ist der Mörder sehr clever und vorsichtig.“
„In der Tat.“ Der Beamte zögerte.
Weitere Kostenlose Bücher