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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dich zu mögen«, sagte ich. »Der Name ist Grant Huggler.«
    »Was?«
    Ich fasste die Begegnung mit Cahane zusammen.
    Er sagte: »Er schickt dich dafür auf sein verdammtes Klo? Was soll das? Meint er, dann wär’s kein Petzen?«
    »Es war zu einer Origamifigur gefaltet. Mit der kleinen Inszenierung hat er sich selbst davon distanziert. Er ist ein komplexer Mensch und verwendet viel Energie darauf, sich vor sich selbst zu rechtfertigen.«
    »Ist er glaubwürdig?«
    »Ich glaube, was er mir erzählt hat.«
    »Grant Huggler«, sagte er. »Wenn er vor einem Vierteljahrhundert elf war, ist er heute sechsunddreißig, das passt zu unseren Zeugenaussagen. Der Name dürfte nicht allzu häufig vorkommen, ich geb ihn schnell mal ein – aha, da haben wir ihn schon: männlich, weiß, eins dreiundachtzig groß, hundertacht Kilo, vor fünf Jahren eine Festnahme in Morro Bay wegen Hausfriedensbruch, vermutlich mit räuberischer Absicht … eine Arztpraxis. Könnte bedeuten, dass er sich Pillen beschaffen wollte und dabei erwischt wurde … was wiederum zu einem Obdachlosen mit Psychoproblemen passt … keine Haftstrafe, weil die Untersuchungshaft angerechnet wurde … ah, das Polizeifoto. Lange Haare, ungepflegter Bart, aber das Gesicht hinter dem Wust sieht irgendwie pausbäckig aus … und die Augen, Wahnsinn. Tot, als würde er in den Großen Abgrund starren.«
    »Keine weiteren Polizeikontakte?«
    »Nein, das war’s. Ziemlich saubere Weste für einen Serienkiller.«
    Ich sagte: »Morro Bay ist nicht weit von Atascadero, und dorthin wurden nach der Schließung von V-State einige der als gefährlich eingestuften Patienten transferiert. Dass er vor fünf Jahren zum ersten Mal erwischt wurde, könnte bedeuten, dass er bis dahin eingesperrt war. Das wären dann zwanzig Jahre hinter Gittern.«
    »Ganz schön viel Zeit zum Brüten.«
    »Und zum Fantasieren.«
    »Er wurde sicher medikamentös behandelt, nicht?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich frage das, weil ich überlege, ob er von irgendwas abhängig war, was er sich beschaffen wollte. Aber wäre er nach seiner Entlassung nicht in irgendeine ambulante Einrichtung geschickt worden, wo man das Zeug auch legal bekommt?«
    »Ich wette, er hat sich jeglicher Nachsorge widersetzt«, sagte ich, »und wenn es nur deswegen war, weil er Wartezimmer umgehen wollte.«
    »Kleine Weißkittelphobie, was? Ja, wenn man einfach so die Kehle aufgeschlitzt bekommt, kann so was schon mal passieren – vielleicht wollte er ja Schilddrüsen -Medikamente klauen, als er verhaftet wurde, weil er Schiss hatte vor Ärzten.«
    »Furcht vor dem medizinischen Umfeld könnte auch erklären, warum er in Glenda Usfels Scan-Raum so nervös war. Wenn da noch eine gewisse hormonelle Störung hinzukommt und Usfels aufbrausendes Wesen, haben wir ein Pulverfass. Andererseits hat er nicht impulsiv reagiert, ganz im Gegenteil. Er hat sich Zeit gelassen, geplant, sie ausspioniert, überlegt gehandelt. Ich nehme an, wenn man den größten Teil seines Lebens in einer streng organisierten Umgebung verbringt, entwickelt man viel Geduld und Konzentrationsfähigkeit.«
    »Grundlos ein Organ zu entnehmen«, sagte er. »So was einem Kind anzutun. Barbarisch. Und seit er draußen ist, verwirklicht er seine eigene Vorstellung von Chirurgie.«
    »Um Ungerechtigkeiten zu rächen, alte und ein paar neue«, sagte ich. »Ich würde gerne wissen, wer der Chirurg war, der ihn damals operiert hat. Cahane wusste nur noch, dass es eine ambulante Klinik in Camarillo war.«
    »Ein erstes Opfer, bevor er nach L. A. kam? Fälle wie diese sind aber nirgends aufgetaucht.«
    »Wer übrigens auch ein interessantes Ende gefunden hat, war der Psychologe, der die Thyroidektomie veranlasst hat. Als Cahane zurückkam, setzte er ihn sofort vor die Tür. Am nächsten Tag brach der Mann auf dem Parkplatz tot zusammen. Angeblich ein Herzinfarkt. Kommt dir das nicht bekannt vor?«
    »Lem Eccles’ Freundin, Rosetta. Oh Gott – Eccles war zwar ein Schizo, hatte aber trotzdem recht?«
    »Das ist noch nicht alles. Der Name des Psychologen war Bernhard Shacker.«
    »Wie der Typ, der Vita im Auftrag von Well-Start begutachtet hat? Was zur Hölle geht da vor? Identitätsklau?«
    »Sieht schwer danach aus«, sagte ich. »Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, war Ende vierzig. Der echte Shacker war knapp achtzig, als er umkippte. Der echte Shacker war Belgier, und das Diplom, das ich in der Praxis gesehen habe, stammte von einer belgischen Universität. Ist ja kein

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