Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
eine Prise Cayenne. »L. A., hm? Das hier ist nicht L. A.«
»Aber auch nicht das wahre Leben«, sagte Milo.
Borchards Augen verengten sich verwirrt. Zum Ausgleich warf er sich selbstbewusst in die Brust. »Wir haben kein Problem gemeldet.«
»Das wissen wir, aber …«
»Es ist so«, unterbrach ihn Borchard. »Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die Bewohner hier ungestört bleiben. Es sind alles wohlhabende Rentner, die wollen ihre Ruhe haben und sich sicher fühlen.«
»Sicherheit ist auch unser Ziel, Rudy. Deshalb ermitteln wir auch. Ein Krimineller könnte sich hier in der Gegend aufhalten.«
»Ein Krimineller? Hier? Das kann ich mir nicht vorstellen, Leute.«
»Hoffentlich haben Sie recht.«
»Hier oder irgendwo hier in der Umgebung?«
»Sowohl als auch.«
»Nein, das glaub ich nicht«, sagte Borchard. »Ohne meine Erlaubnis kommt hier niemand rein.«
Dass wir selbst praktisch ungeprüft durchgewunken worden waren, strafte seine Behauptung Lügen. Milo sagte: »Das ist ganz großartig. Aber wir würden uns trotzdem gerne umsehen.«
Borchard fragte: »Wer ist der Mann?«
Milo zeigte ihm die Zeichnung von Huggler.
Borchard sagte: »Nein. Der war noch nie hier.«
Milo hielt Borchard das Blatt vor das Gesicht. Borchard trat einen Schritt zurück. »Ich sage Ihnen doch, nein. Sieht aus wie ein typischer Penner. Der würde hier keine zwei Sekunden geduldet. Tun Sie mir einen Gefallen und stecken Sie das weg, ja? Ich möchte nicht, dass sich unsere Bewohner vor Schreck einnässen.«
»Behalten Sie es, Rudy. Wäre toll, wenn Sie es aushängen könnten.«
Borchard nahm die Zeichnung, faltete sie und schob sie in seine Hosentasche. »Was hat der Penner angestellt?«
»Hat ein paar Menschen umgebracht.«
Die roten Pünktchen auf Borchards Oberlippe hüpften, als er nach Luft schnappte. »Im Ernst? Dann werd ich das auf keinen Fall aushängen. Wenn die Leute hier Mord hören, kriegt garantiert einer einen Herzinfarkt.«
»Rudy«, sagte Milo, »wenn Grant Huggler hier reinkommt, passiert noch viel Schlimmeres.«
»Glauben Sie mir, der kommt nicht hier rein.«
»Sind Sie wirklich so streng?«
»Strenger als ein Nonnenkloster – ehrlich, glauben Sie mir.«
»Wie viele Möglichkeiten gibt es, um hier hereinzukommen?«
»Sie haben sie gesehen.«
»Nur die vordere Einfahrt?«
»Im Grunde ja.«
»Im Grunde ja?«
»Es gibt hinten noch eine Servicezufahrt«, sagte Borchard und drehte einen Daumen Richtung Osten. »Aber die ist nur für Zulieferer und außerdem rund um die Uhr verriegelt und von Videokameras überwacht. Wir wissen genau, wer da ein und aus geht.«
»Was kommt da rein?«
»Lieferungen. Aber nur die großen. Alle kleineren Sendungen kommen über die vordere Einfahrt, und jedes Päckchen wird geprüft, bevor es ausgeliefert wird.«
»Wie geprüft?«
»Die Bewohner erteilen uns eine Vollmacht, sodass wir für sie bei UPS oder FedEx unterschreiben können. Wir überprüfen, ob die Adresse stimmt, und übergeben die Päckchen persönlich. Auf diese Weise wird niemand gestört. Das gehört alles zum Service.«
Ein Hupton hinter uns ließ uns herumfahren. Ein älteres Paar in einem weißen Mercedes wollte vorbei. Die Frau saß stoisch da, doch der Mund des Mannes war in Bewegung.
»Sie machen besser Platz«, sagte Borchard.
Milo fuhr rechts ran, und wir stiegen aus. Der Mercedes rollte vorbei, und Borchard winkte den Insassen mit ausgestrecktem Arm zu. Ohne ihn zu beachten, bogen sie in die nächste Straße links ein, die Sea Cloud Road.
»Schönen Tag noch«, rief Rudy Borchard ihnen nach.
Milo sagte: »Was sind zum Beispiel große Lieferungen?«
»Nun, alles Mögliche in großen Mengen. Das ist hier wie eine Stadt. Es kommen ständig frische Vorräte für das Clubhaus und die Restaurants – wir haben zwei, ein schickes und ein einfaches. Hier wohnen fast achthundert Menschen.«
Ich sagte: »Das Clubhaus ist dort hinten. Die Lkw können es also direkt von hinten anfahren, um an der Laderampe abzuladen.«
»Genau«, sagte Borchard. »Wir können hier unmöglich Laster durchrumpeln lassen, die einen Mordsradau machen und auch noch das Pflaster ruinieren.«
»Wo verläuft diese Versorgungsstraße?«
»Mittendurch.«
»Mitten durch was?«
»Durch das restliche Gelände.«
»Es gibt einen Bereich, der nicht erschlossen ist?«
»Genau. Phase zwei.«
»Wann soll der Bau beginnen?«
Borchard zuckte die Achseln.
Milo sagte: »Wie kommt man auf den Versorgungsweg, ohne hier
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