Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoaufkleber.«
»Was?«
»›Sogar Paranoide haben Feinde.‹«
Sie lachte.
Milo sagte: »Wenn es Pitty wirklich gab, hat Alex vermutlich recht, und er ist irrelevant. Eccles war ein Schizo und hatte eine fixe Idee, die nach Jahren wieder hochkam. Pitty kann ebenso gut ein Tintenfisch im Dreiteiler sein oder ein anderes Fantasiegebilde. Lammfell hingegen wurde jetzt schon mehrfach beschrieben.«
Petra sagte: »Wenn Lammfell Patient im V-State war, könnten wir versuchen, Mitpatienten oder Verwandte zu finden, irgendjemand, der uns auf seine Spur führt. Hast du von dem Psychiater schon was gehört, Alex?«
»Nein.«
Milo sagte: »Ich habe seine Adresse bekommen, kurz bevor Eccles Jr. auftauchte. Samt Sozialversicherungsdaten, das volle Programm.«
Sie sagte: »Ausgezeichnet. Statten wir ihm einen Besuch ab.«
»Ich weiß nicht. Er ist nicht verpflichtet, uns reinzulassen, geschweige denn Patienteninfos auszuposaunen. Und wenn wir Pech haben, kommt er uns mit ärztlicher Schweigepflicht und so weiter. Ich bin dafür, dass wir Alex vorschicken, um mit ihm zu reden, so von Kollege zu Kollege.«
Petra sah mich an.
Ich sagte: »Er könnte mich genauso gut abwimmeln, aber warum nicht.«
Milo fischte einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn mir. Eine Adresse in Van Nuys, eine Festnetznummer mit 818er Vorwahl.
»In der Zwischenzeit lassen wir Shimoff mit Banforths Hilfe eine bessere Zeichnung machen und sorgen dafür, dass sie zusammen mit den neuen Informationen in die Nachrichten kommt. Ich habe Sean und Moe auf Kioske und Buchhandlungen angesetzt, um zu sehen, ob sich irgendjemand an einen Spinner erinnert, der ein Rätselheft gekauft hat.«
Petra sagte: »Raul hat mit ein paar Obdachlosen gesprochen, aber bislang war niemand dabei, der mit Eccles speziellen Zoff hatte. Sie konnten ihn alle gleichermaßen nicht ausstehen.« Lächeln. »Ich werde ihm sagen, er soll nach einem Kopffüßler im Anzug Ausschau halten.«
Ich sagte: »Eccles wurde kürzlich erst festgenommen – sein Sohn musste ihn auslösen –, und zwar wegen tätlichen Angriffs auf einen Touristen. Habt ihr den Bericht gelesen?«
»Ich habe mir die Zusammenfassung angesehen«, sagte Petra. »Typischer Fall von ›Irrer gegen Bürger‹.«
»Hat der Bürger einen Namen?«
»Hab nicht darauf geachtet. Wieso?«
»Vielleicht lohnt sich ein zweiter Blick. Auf die abwegige Chance hin, dass es Lammfell ist.«
»Irrer gegen Irren?«, sagte Milo.
»Psychotiker ohne Selbstkontrolle gegen Psychotiker mit Selbstkontrolle«, erklärte ich. »Worin bestand genau der Vorwurf?«
Petra sagte: »Eccles versuchte, einem Touristen Geld abzunehmen, der Tourist wehrte sich, Eccles fing an zu krakeelen und ihn herumzustoßen.«
»Hat der Tourist die Anzeige selbst erstattet?«
»Nein, das war ein Passant. Ein Streifenwagen war ganz in der Nähe.«
Ich sagte: »Für die Polizisten, die dort hinkamen, ergab sich folgende Situation: Es stand Aussage gegen Aussage – auf der einen Seite ein ruhiger junger Mann und auf der anderen ein aufgebrachter Säufer mit Vorstrafen für aggressives Betteln, der in der Gegend überall als lästige Plage bekannt ist.«
Milo sagte: »Lammfell kann so tun, als wäre er normal.«
»Fünf Morde zu begehen«, führte ich aus, »ohne Beweise zu hinterlassen, das zeigt, dass er organisiert und gründlich ist und dass er auftauchen und wieder verschwinden kann, ohne Aufsehen zu erregen. Er kam Hedy, der Bedienung im Bijou, exzentrisch vor, aber nicht bedrohlich. John Banforth fand sein Verhalten seltsam, aber ernsthafte Gedanken machte er sich erst, als er von Vitas Ermordung erfuhr. Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der nicht übermäßig angsteinflößend wirkt. Wenn man dagegen den tobenden Eccles nimmt – da ist ganz klar, wen die Cops als Aggressor ausmachten.«
»Monster triumphiert über Spinner«, sagte Petra. »Ich werde die Kollegen vom Oxnard PD anrufen und sehen, ob ich etwas über diese Rosetta herausbekomme.« Zwinkern. »Thema: Autoaufkleber.«
Zu dritt strebten wir auf den Ausgang zu.
» Verrückt «, sagte Milo. »Ich find nur gut, wenn eine Frau verrückt nach einem Mann ist, alles andere nicht. So wie bei dem Song Crazy von Patsy Cline.«
29
Aus dem Stau zwischen Wilshire und Westwood Boulevard rief ich meine Telefonistin an.
Drei Anrufe, keiner von Emil Cahane.
Ich versuchte die Nummer, die Milo mir gegeben hatte. Keine Antwort.
Zu Hause angekommen, stürzte ich mich sofort auf meinen
Weitere Kostenlose Bücher