Rachespiel
für ihn. Foxy rief mit dem Knopf unter dem Empfangstresen Verstärkung herbei, um ihn loszuwerden.
»Hey, du da!«, pöbelte der Betrunkene die Frau an, die sichtlich um ein paar Zentimeter zusammenschrumpfte.
»Klappe«, warnte Foxy ihn und kam hinter dem Tresen hervor.
»Ich?« Der Lümmel zeigte mit dem Finger auf die Frau. »Was ist mit der da? Die könnte ’ne Bombe im Schuh haben, weiß man doch nie bei denen.«
Foxy war drauf und dran, ihn mit Fußtritten aus der Wache zu befördern, als er seine Tochter Sal erblickte, die gerade hereinkam. Ihr Gesicht war nass vom Weinen.
Er eilte auf sie zu, während zu seiner Erleichterung schon zwei Uniformierte hinter ihm auftauchten, denen er den Betrunkenen zeigte. Sie nahmen ihn sich sogleich vor, sodass er sich um seine Tochter kümmern konnte.
»Ich dachte, du hast heute Morgen Schwimmunterricht«, sagte er. »Was ist passiert?«
»Philip hat mich gefragt, ob ich nicht lieber mit ihm in die Stadt gehen will.«
Philip war einer von den behinderten Jugendlichen in Sals Gruppe.
»Er hat gesagt, wir könnten zu McDonald’s gehen«, fuhr Sal fort. »Aber jemand hat mir beim Anstellen mein Geld geklaut, und ich konnte mir überhaupt nichts kaufen. Philip hat nicht genug für uns beide gehabt.«
»Wo ist Philip jetzt?«, fragte Foxy besorgt.
»Nach Hause gefahren. Ich hatte kein Geld für den Bus. Ich hab gesagt, dass ich lieber zu dir will.«
Foxy umarmte sie fest. »Armer Schatz. Das ist ein weiter Weg zu Fuß. Du hättest mich anrufen sollen, damit ich dich abhole.«
Sal ließ den Kopf hängen.
»Die haben dir auch dein Handy weggenommen, was?«
Sie nickte.
»Bist du verletzt? Hast du Schmerzen, blaue Flecke?«
»Eine Frage nach der anderen, Dad. Ich habe die erste schon wieder vergessen.«
»Schmerzen. Tut dir was weh?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Okay, ich hole dir jetzt eine schöne Tasse Tee mit Zucker gegen den Schock, den du gekriegt hast, und danach gehen wir nach Hause. Dort kannst du mir alles der Reihe nach erzählen, ja?«
»Können wir unterwegs zu McDonald’s gehen?«
»Klar.«
»Kann ich zwei Big Macs haben?«
Foxy nahm sie in den Arm. Sal war sein Ein und Alles. Ihre Mutter, Dorothy, hatte sie beide vor zwölf Jahren verlassen, am Abend vor Sals Operation am offenen Herzen. Inzwischen konnte er sich kaum noch daran erinnern, wie Dorothy aussah.
Nachdem er bei der Betreuungseinrichtung angerufen hatte, um Bescheid zu sagen, was passiert war, und darum zu bitten, dass jemand Philip an seiner Haltestelle abholte, nahm Foxy seine Tochter bei der Hand und wollte sie in einen der ruhigeren Räume im ersten Stock führen.
Die Frau in dem Tschador sah auf, woraufhin Foxy ihr seufzend winkte, ihm zu folgen. Er beabsichtigte, die beiden in die Detective-Abteilung zu bringen und dort an einen freien Schreibtisch zu setzen, aber dann hörte er ein paar Kollegen blöd kichern. Also ging er weiter bis in Jos Büro, nahm sich unterwegs einen Drehstuhl, den er hineinschob, und schloss die Tür hinter sich.
»Ich gehe erst mal einen Tee für euch beide holen«, sagte Foxy und stellte Sal der Frau vor, die sagte, sie heiße Neetha.
Als er zwei Minuten später mit einem Teebecher in jeder Hand wieder hereinkam, war Sal munter am Plappern und schwang dabei unter Einsatz ihrer Füße auf dem Bürostuhl hin und her. Neetha stand immer noch an derselben Stelle wie zuvor.
»Bitte setzen Sie sich doch.« Er deutete auf Jos Stuhl hinter dem Schreibtisch. »Sie können hier bleiben, bis Ihr Mann unten fertig ist. Niemand wird Sie belästigen.«
Auf dem Weg zurück durch die Dienststelle fragte einer ihn: »Was soll’n das werden? Nicht ohne meine Tochter ?«
Die anderen schlugen sich auf die Schenkel. Foxy ignorierte sie und ging hinaus in den Flur, wo er noch einen Blick zurück in Jos Büro warf und sah, dass Neetha sich gesetzt und ihren Tee zu trinken begonnen hatte.
Als er die Eingangshalle durchquerte, erspähte er Jo, die gerade die Treppe zum Revier hinaufgeeilt kam. Sie hatte einen Stapel DVD s unterm Arm. Foxy ging ihr entgegen.
»Hassan ist hier«, informierte er sie. »Aber bei mir ist was vorgefallen, um das ich mich kümmern muss, deshalb kann ich ihn nicht vernehmen. Du wirst es wohl selbst tun müssen.«
Jo strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte eine neue Frisur, fiel ihm auf. Stand ihr gut, ließ sie irgendwie jünger wirken. Er seufzte. Gern wäre er geblieben, um sie zu unterstützen, aber Sal ging nun mal vor, das
Weitere Kostenlose Bücher