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Radikal

Radikal

Titel: Radikal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yassin Musharbash
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richtig einschätze, dann verfolgt das Kommando eine gezielte Strategie: provozieren, um über die Reaktionen die Fronten zu schärfen. Die Dinge in Bewegung bringen eben. Das ist in dieser Phase das absolut Richtige. Die Frage ist nur: Welche Provokationen sind so gut, so effektiv und so wirksam, dass man wirklich etwas bewirkt?«
    »Und dafür haben Sie Ideen?«
    »O ja.«
    »Wieso?«
    »Weil ich die andere Seite kenne . Viel besser als Sie, seien Sie versichert. Sie wollen, dass Mahomets Jünger durchdrehen? Sich alsdas zu erkennen geben, was so viele von ihnen sind? Ja, dann habe ich in der Tat Ideen.«
    »Ihnen ist klar, dass wir keine illegitimen Dinge tun.«
    »Ich finde es interessant, dass Sie illegitim gesagt haben, und nicht etwa illegal.«
    »Ich finde es interessant, dass Ihnen das aufgefallen ist.«
    »Dann können wir ja jetzt zur Sache kommen.«
    »So schnell geht das nicht. Ich kenne Sie kaum. Ich glaube Ihnen vielleicht, aber ich wäre dumm, wenn ich deswegen alle Sicherheitsvorkehrungen außer Acht lasse.«
    »Ich glaube, Sie haben noch nicht ganz verstanden.«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie sind sich nicht sicher, ob Sie mich in das Kommando aufnehmen wollen?«
    » Selbstverständlich bin ich mir nicht sicher.«
    »Und was, wenn ich schon Mitglied bin?«
    »Was soll diese Scheiße? Glauben Sie, das wüsste ich nicht?«
    »Keine Scheiße. Sie haben offenbar noch nicht verstanden, wie so etwas heutzutage läuft.«
    Samson öffnete seine Laptoptasche, holte das Gerät heraus und klappte es auf. Auf dem Bildschirm, den er Sinn zeigte, waren neben- und untereinander sechs verkleinerte Browserfenster geöffnet.
    »Was ist das?«
    »Das sind die sechs Internetforen, die al-Qaida & Co. derzeit benutzen, um ihre Propaganda zu veröffentlichen.«
    »Davon habe ich gehört. Was hat das mit uns zu tun?«
    Samson drückte einen Knopf. Auf allen sechs Seiten verschwanden die blinkenden arabischsprachigen Werbebanner für aktuelle Terrorvideos, die mit den Konterfeis von Aiman al-Sawahiri, Abu Jahja al-Libi, entführten US – Soldaten oder explodierenden Sprengsätzen an afghanischen Straßenrändern bebildert waren. An ihre Stelle trat auf jeder der Webseiten eine Galerie der dänischen Mohammed-Karikaturen sowie ein alarmrotes Schriftband: » HACKED AND NOW OWNED BY COMMANDO KARL MARTELL «.
    Sinn schluckte. »Haben Sie gerade …?«
    Samson gab Sinn den Laptop und stand auf. »Ich gehe mir kurz etwas zu trinken holen, in Ordnung?«
    Sinn schnappte nach Luft. Samson ging langsam zur Bar, bestellte sich einen Orangensaft, hielt auf dem Rückweg kurz an einem Zeitschriftenständer mit Gratis-Zeitungen an und entnahm ihm einen Tagesspiegel . »Noch immer keine heiße Spur zu Lutfi Latifs Mördern«, titelte das Blatt.
    Dann ging er zurück und setzte sich wieder in seinen Sessel.
    Sinn gab ihm seinen Laptop zurück. »Jetzt sagen Sie schon: Haben Sie gerade etwa …«
    »Nein.«
    »Aber Sie könnten …?«
    »Wenn es so weit ist, ja.«
    Der Staatssekretär nahm einen Schluck von seiner Bloody Mary. »Das ist … das ist heftig.«
    »Keine Missverständnisse: Mir ist klar, dass es das Kommando derzeit öffentlich noch nicht geben darf. Aber wenn ich Ihr Unterfangen richtig einschätze, könnten Sie das für später durchaus als Option betrachten – so wie andere, sagen wir, direktere Aktionen auch.«
    Sinns Adamsapfel beruhigte sich wieder. »In der Tat.«
    »Und ich denke, dann wäre eine Aktion dieser Art eventuell attraktiv. Das Kommando wäre auf einen Schlag weltberühmt. Eine Menge Leute würde über Sie reden. Sie bekämen nicht nur ein paar ernst zu nehmende Gegner, die sich vielleicht zu heftigen Reaktionen hinreißen ließen, sondern ziemlich sicher auch Zulauf.«
    »Ja, das könnte interessant sein«, sagte Sinn.
    »Na also.«
    »Hören Sie, wir sind nicht so viele, wie Sie vielleicht denken.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ernsthaft.«
    »Schon klar. Wie viele? Zehn, zwölf?«
    »Weniger.«
    Samson nahm einen Schluck Orangensaft. »Ich wäre gerne einer davon.«
    »Selbst wenn ich wollte, ich kann Sie nicht einfach in den innersten Zirkel aufnehmen, nur weil Sie ein paar Tasten drücken könnten!«
    Samson packte seinen Laptop wieder in die Tasche. »So, war nett,ich muss jetzt zum Gate, fürchte ich!«, sagte er laut und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Warten Sie!«, zischte Sinn. »Setzen Sie sich wieder, verdammt!«
    »Ich höre.«
    »Wie wollen Sie heißen? Wir bevorzugen kurze

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