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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Spuren gefunden.
    „Meister Thormir wird zurückkehren.
Da bin ich mir sicher“, antwortete der König schlussendlich. „Er wird seine
Gründe für sein Handeln gehabt haben. Wer kennt schon seine Gedanken?“
    „Ihr habt Recht, König. Wir
könnten allerdings auch einen separaten Spähtrupp aussenden“, schlug Ergon vor,
doch Regnir lehnte ab. Eher käme der Kanzler zum Heer zurück, als dass man ihn
vorher finden würde.
    „Er ist ein schlauer Fuchs, der
sich und seine Umgebung vor den Augen anderer tarnen kann. Er selbst weiß
genau, was er tut und welche Folgen sein Handeln hat. Solange ich lebe,
vertraue ich ihm und wurde nie enttäuscht. Wir sollten Gewohntes nicht voreilig
abstreifen.“
    Der Leutnant nickte und gemeinsam
gaben sie Befehle an die Soldaten aus, damit die Hindernisse vor dem Zugang
weggeräumt werden konnten.
    Unterdessen sammelten sich Dutzende
Meter unter ihnen die Orks. Ihr Anführer war erzürnt darüber, dass das
Kräftemessen am Tag zuvor so grandios verloren worden war. Er herrschte seine
Knechte an, prügelte sie, schrie sie an. Zwei Drittel der eigenen Stärke waren
nicht wieder in die Höhlenfestung zurückgekehrt. Auch von einem Teil der Orks,
die im Morgengrauen das Lager der königlichen Vorhut überfallen hatten, war
keine Kunde mehr zu ihnen durchgedrungen. Der Großork gab wütend Befehle. Die
Tatsache, dass die Seinen beim Anblick der heranrückenden Menschen panisch die
Flucht ergriffen hatten, und deshalb das Zuschütten des Eingangs nicht zu Ende
gebracht worden war, erboste ihn zutiefst. Ausschließlich das lose Gestein
hinderte den Gegner noch, in die eigene Festung einzudringen. Zornig fluchte
außerdem der Häuptling, als er noch erfahren musste, dass die Trolle sie sitzen
lassen hatten. Sie waren einfach von dannen gezogen. „Unwürdiges Pack!“, schrie
er in seiner Muttersprache. „Hätten uns nie mit denen einlassen sollen“,
knurrte der Großork, während er auf seinen Thron aus schwarzem Stein kroch, um
die Verteidigung zu durchdenken.
    Zunächst müsste Ruhe einkehren,
bevor irgendetwas organisiert werden konnte, dachte er. Zwar verfügten die Orks
seit jeher über keinerlei tief greifende Strategien, doch wussten sie sehr
wohl, wie sie die Höhlen, die Verstecke im Überfluss boten, zu ihrem Vorteil
ausnutzen konnten. Karash-nag, wie der Anführer von seinen Untertanen genannt
wurde, räumte sich durchaus gute Chancen auf den Sieg aus, sollte es möglich sein,
die Menschen zu überraschen. Sein größter Trumpf aber war die Waffe, die ihm
der Großgott seines Volkes, Thalog Amol Ghalal, vor Jahren hatte zukommen
lassen. Es war ein einzigartiges Geschenk, auch wenn der Großork es unter dem
Ritual der Blutopferung hatte erkaufen müssen. Der Wert ward hingegen nicht in
Schätzen aufzuwiegen, denn obwohl der physische Preis hoch war, so verlieh das
Präsent des Gottes seinem Träger enorme Vorteile. Sorgsam tätschelte Karash-nag
das Amulett, das um seinen muskulösen Hals hing. Es bestand aus Schwarzgold,
einer Edelmetallform, wie sie nur in den Tiefen unter dem Großen Berg auf dem
Festland zu finden ist. Die Oberfläche der vier, zu einem Kreise angeordneten
Oktagons war glatt und glänzte auch noch im schwächsten Licht wie heißes Pech.
Im Zentrum befand sich ein blutroter Rubin, dem selbst eine Energiequelle
innezuwohnen schien, da er noch in der schwärzesten Nacht glühte. Der Großork
hütete das Amulett wie einen Schatz.
    Bevor er es weiter betasten und
wertschätzen konnte, riefen ihn die Schmerzen der realen Welt zurück. Noch
immer litt er unter dem Verlust seiner linken Hand. „Elender Mensch!“, fluchte
der Häuptling und spuckte aus. Weshalb hatte er nicht auf dessen Bewegungen
besser achtgegeben? Er hätte den Offizier erschlagen sollen, bevor dieser sich
ein letztes Mal aufgebäumt hatte. Wütend verfluchte Karash-nag dreimal Bhelm. Lediglich
seinem „Geschenk“ hatte er es zu verdanken, dass er nicht verblutete. Einen
solchen Fehler würden die Orks nicht noch einmal begehen. Sie würden heute
einen erfolgreichen Hinterhalt legen. „Die Menschen werden fern der Sonne ihr
Grab finden“, brüllte Karash-nag. Jeder kleine Winkel war ihm und seinen
Soldaten vertraut. Seit Jahrzehnten waren sie in den Tiefen der Festung unter
Tage heimisch. Doch bevor sich der Häuptling weiteren Mordfantasien hingeben
konnte, rissen ihn mächtiger Lärm und laute Stimmen aus seinen Gedanken. Orks
schrien in ihrer Muttersprache umher und aus den obersten

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