Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
zu zu Lump und Lümmel hinüber, die den Besen mit sehnsüchtigen Blicken verfolgten. »Er ist sicher seit ewigen Zeiten nicht benutzt worden. Und ich glaube auch nicht, daß jemand Lust hat, ihn zu betreten, auf die Gefahr hin, jeden Augenblick lebendig begraben zu werden.«
»Ist es denn ein langer Gang?« fragte Robert.
Die Frau antwortete nicht mehr, schüttelte mit einer ungeduldigen Bewegung den Besen aus und verschwand dann im Dunkel der Halle.
»Eine übellaunige Person«, sagte Dina. »Aber sicher hat sie recht. Es wäre zu gefährlich, den Gang bei Einsturzgefahr hinunterzugehen. Wahrscheinlich war das ganze Haus in einem sehr schlechten Zustand. Wer weiß, wie lange es her ist, daß jemand darin gewohnt hat. Die Stadt wird es wohl gekauft und instand gesetzt haben.«
»Wie ein verwunschenes Schloß«, murmelte Stubs und starrte geistesabwesend und verzückt auf das alte Gemäuer, »findet ihr nicht auch, daß es wie ein verwunschenes Schloß aussieht?«
Dina und Robert starrten ihn fassungslos an. »Ist dir nicht gut?« fragte Robert endlich. »Du wirst ja ganz poetisch.«
»Poetisch!« Stubs wurde feuerrot. »Poetisch! Was für ein Blödsinn! Ich finde den alten Kasten nur interessant, mit dem unterirdischen Gang, den Glocken und dem Versteck im Kamin. Aber nachts möchte ich mich da nicht aufhalten.«
»Verlangt ja auch keiner von dir«, grinste Robert. »Darüber brauchst du dir den Kopf also nicht zu zerbrechen.«
»Lümmel ist im Schloß verschwunden!« rief Dina plötzlich.
»Lümmel, hierher!«
Und da kam er schon herausgejagt, eine kleine harte Bürste in der Schnauze, die die Frau wahrscheinlich zum Reinigen der Läufer benutzte.
»Frechdachs«, zischte Stubs wütend und entriß sie ihm. Er lief zur Tür und spähte in die dämmrige Halle. Nirgends konnte er die Frau entdecken. Auf Zehenspitzen schlich er hinein, um die Bürste wieder an ihren Platz zu legen.
Eine ärgerliche Stimme ließ ihn zusammenfahren. »Ich kann dich sehr gut sehen, kommst hier einfach herein und schleichst herum, ohne zu bezahlen. Wenn ich mit euch oder euren Hunden noch einmal Ärger habe, gehe ich sofort zur Polizei, damit euch ein bißchen auf die Finger geklopft wird!«
Stubs’ Augen hatten sich jetzt an das Halbdunkel gewöhnt, und er sah in dem spärlichen Licht, das durch das kleine Fenster fiel, die Frau an ihrem Tisch sitzen. ›Wie eine Hexe‹, dachte er und entfloh. Die anderen brüllten vor Lachen, als er blitzschnell aus der Tür geschossen kam und über die ihm wie wild entgegenspringenden Hunde fiel.
»Hast du etwa die Glocken läuten hören?« fragte Robert scheinheilig. »Deine Beine machen übrigens den Eindruck, als wären sie wieder ganz in Ordnung, von Pudding keine Spur.
Sonst hätten sie diesen etwas zu hastigen Rückzug nicht überstanden oder bist du neuerdings mit einem Düsenantrieb versehen?«
»Halt die Klappe«, zischte Stubs wütend und rappelte sich auf. »Laßt uns lieber gehen und ein Eis essen, das heißt, wenn es in diesem Nest überhaupt welches gibt. Aber wahrscheinlich haben sie noch nie etwas davon gehört.«
Sie gingen in die Stadt, und Dina mußte wieder an den Groß vater denken. Einfach toll, an was der alte Mann sich noch erinnert. Und unheimlich, wie er nachher alles durcheinanderbrachte, Vergangenheit und Gegenwart, und wie er von uns dachte, wir wollten ihm sein Geheimnis entreißen. Er kann einem richtig leid tun.
»Stellt euch vor, er ist in dem Geheimgang gewesen, und alte Bücher und den geschnitzten Kasten hat er gefunden«, sagte Stubs, und seine Augen leuchteten, »der Glückliche! Der Kasten, den sein Bruder genommen hat, wird wohl nicht mehr existieren, aber die Bücher könnten ja noch da sein.«
Robert nickte. »Wahrscheinlich versteckte er sie, weil er Angst hatte, jemand könnte sie finden. Und später hat er sie dann ganz vergessen. Es ist natürlich möglich, daß Frau Holle sie gefunden hat.«
»Ja, und dann sind sie bestimmt im Mülleimer gelandet«, sagte Dina. »Eigentlich schade drum. Sicher waren es sehr wertvolle Bücher. Zu dumm, daß er sie nicht lesen konnte.
Ausgerechnet er mußte sie entdecken und konnte kein Wort davon verstehen.«
»Hätten wir auch nicht«, lachte Robert und steuerte auf einen Laden zu, in dem es beinahe alles zu kaufen gab. »Damals schrieb man vieles noch ganz anders als heute, das U sah zum Beispiel wie ein V aus.«
»Vielleicht war es auch Latein«, kicherte Dina, »da hätte der Großvater nur
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