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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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nicht.« Dann griff sich der Polizeichef vom See das nächste Produkt. Auf der Dose stand in stilisierter Schrift das Wort »Wildterrine«. »Ja, sakra, der Fisch aus Irland und die Wildterrine aus Frankreich!«
    »Herr Nonnenmacher, ich denke, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, über die Vorzüge regionaler Lebensmittelprodukte zu diskutieren«, versuchte Anne den Chef von seiner kulinarischen Inspektion abzubringen.
    »Mir haben ein wunderbares Wild hier in unseren Wäldern. In den Bergen rund um den See wimmelt es bloß so vor Viechern. Der Kofler Vitus und die anderen Waldbesitzer wären froh, wenn der Jäger mehr abschießen tät’, weil die Viecher alles zusammenfressen. Und was macht’s ihr Feinkostdeppen? Ihr fahrt die ›Terrine vom Wild‹«, Nonnenmacher sprach die Worte aus, als handle es sich um Hundescheiße, »durch halb Europa …Aber was ist das? ›Fo-i-e Gras‹!« Nonnenmacher durchbohrte den Lieferanten mit dem geschulten Blick des Mordermittlers. »Jetzt haben wir dich, mein lieber Burschi!«
    »Wieso?«, stammelte der Lieferant eingeschüchtert.
    »Drogen!«, herrschte der Polizeichef den Fahrer an.
    »Das sind doch keine Drogen!«, wehrte sich jener, aber jeder spürte, dass er ob der gewaltigen Erscheinung des Polizeichefs vom See eingeschüchtert war.
    »Ja, meinst du, mir von der Polizei sind total verblödet, du Stadtfrack, ha? Meinst du, wir wissen nicht, dass in eurer Geheimsprache ›Gras‹ für Marihuana steht?«
    Jetzt musste der Mann aus München trotz seiner Angst herzlich lachen. Doch dieser Zustand währte nur kurz, denn Nonnenmacher packte den schmächtigen Edelkurier am Kragen seines weißen Hemds und zog ihn so nah zu sich heran, dass sich die spitze Nase des feinen Fahrers und seine eigene kräftige Nase beinahe berührten.
    »Lustig machst du dich nicht über mich, mein Freund! Nicht über mich! Mir haben hier einen Banküberfall im Dorf, dass du’s bloß weißt. Da liegen die Nerven blank. Also, sofort aufmachen, die Dose mit dem Gras.«
    »Das ist kein Gras.«
    »Und warum steht da dann ›Fo-i-e Gras‹?«
    »Herr Nonnenmacher, ich glaube, da sind Sie jetzt auf dem Holzweg«, wandte sich Anne an den Inspektionschef. »Das spricht man ›foa gra‹ aus, und das ist Gänseleber.«
    Nonnenmacher stierte Anne böse an.
    »Kurt, da hat die Anne fei, glaub’ ich, recht«, sprang Sepp Kastner seiner Kollegin bei. »Das hat nix mit Gras zum tun.«
    »Ja, das glaub ich, dass du das verharmlost!«, fuhr Nonnenmacher den jüngeren Dienststellenkollegen an. »Wenn ich mich richtig erinnere, warst du es, der, wie der Scheich im Tal war, mit den Madeln aus Sachsen und dem Hirlwimmer Wasserpfeife geraucht hat, dass alles zu spät war! Und du willst mir jetzt erklären, dass Gras kein Gras ist!«
    »Herr Nonnenmacher«, sagte nun der Kripochef Sebastian Schönwetter, sichtlich um einen sachlichen Tonfall bemüht, »›Foie Gras‹ ist tatsächlich Gänsestopfleber. Es wäre doch auch absurd, wenn die Geiselnehmer sich jetzt auf einmal Gras, also ich meine Marihuana, in die Bank bestellen würden.«
    »Aber ist diese Gänsewurscht denn in Deutschland nicht verboten?«, warf Sepp Kastner ein. »Die Gänse muss man doch stopfen, mit Gewalt. Und das ist Tierquälerei!«
    Auf dieses Stichwort hin fand der Lieferant, den der Inspektionschef wieder aus seinem eisernen Griff entlassen hatte und der dem Gespräch der Polizisten mit entsetztem Gesicht gefolgt war, seine Sprache wieder. Und so sagte er: »Die Herstellung ist in Deutschland verboten. Aber nicht der Handel. Wir von Dollhuber vertreiben dieses Erzeugnis lediglich.«
    »Sauteuer ist diese französische Streichwurscht«, warf jetzt Sepp Kastner ein, um dem Verhör eine andere Richtung zu geben. »So eine furzkleine Dose kostet schon einmal hundert Euro oder so, stimmt doch, oder?«
    »Stimmt das?« Den Dollhuber-Fahrer traf der inquisitorische Blick des Dienststellenleiters.
    Der zuckte hilflos die Schultern. »Das muss man aber auch verstehen: Schließlich ist die Herstellung sehr aufwendig. Den Gänsen muss mit einem Rohr viermal am Tag ein hochwertiger Futterbrei aus Mais und Schweineschmalz in den Hals gepumpt werden. Das heißt, man muss jede Gans viermal am Tag einzeln in die Hand nehmen, ihr das Rohr einführen und den Magen vollpumpen. Das kostet Zeit.« Er zögerte. »Und Zeit ist Geld. Übrigens auch für mich, ich würde jetzt gern meinen Auftrag …«
    »Ja, pfui Teufel!« Schreiend unterbrach der

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