Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
geboten war. Auch von Wahlfälschung konnte man immer wieder in der Zeitung lesen. Es wurde sogar gemunkelt, dass der Bürgermeister bei der letzten Wahl … aber das passte jetzt nicht hierher.
Der Innenminister fuhr fort: »Putin hat es mit seiner Politik zu weit getrieben. Und jetzt hat er den Salat: An Russlands wichtigsten Plätzen entblößen die Femen-Frauen ihre Oberkörper und stellen unerfüllbare Forderungen.«
»Ach so, das meinen Sie!« Nonnenmacher war jetzt wieder bestens im Bilde: »Aber wissen’S, Herr Minister, diese Taktik, dass die Weiber in nackertem Zustand unerfüllbare Forderungen stellen, ist ja nicht speziell russisch. Das machen die bayerischen Frauen doch ganz genauso. Allerdings eher im Schlafzimmer.«
Der Innenminister ging auf diesen aus seiner Sicht unsachlichen und tendenziell niveaulosen Einwurf nicht ein, sondern sagte: »Die Femen-Frauen wollen uns mit ihren Brüsten Furcht einflößen.«
»Ja, so weit kommt’s noch!«, meinte Nonnenmacher verächtlich. »Sobald mir die haben, packen mir die ein, die Brüste. Dann ist’s vorbei mit Halligalli.« Er sah wieder nach oben. »Das schaut ja ekelhaft aus mit der roten Farbe! Wie Blut!«
»Es hat aber auch etwas animalisch Künstlerisches, etwas Wildes, etwas von der Ursprünglichkeit eines autoerotischen Schöpfungsmythos«, kommentierte der ganz in den Anblick der Brüste vertiefte Minister, der von seinen Beratern und Staatssekretären natürlich ständig auf Kunstvernissagen geschleppt wurde, sogar fast einmal Kultusminister geworden wäre und deshalb wusste, dass man über Kunst, die man nicht verstand, am besten etwas sagte, das auch niemand verstehen konnte. Dann riss er sich von der außergewöhnlichen Darbietung los und meinte: »Also, Nonnenmacher, wer sind die beiden Verbrecher?«
In diesem Moment schoss das Blut derart druckvoll in den Kopf des Inspektionschefs, dass der nun fast dieselbe Farbe annahm, die die Geiselnehmerin mit ihren Brüsten auf die Scheibe schmierte. »Ja, dasdasdas …«, knatterte er, »… wissen wir noch nicht.«
»So, ja, und wie gedenken Sie, das herauszufinden?«
»Interpol haben mir schon gemacht, das hat nix gebracht«, rechtfertigte sich Nonnenmacher. »Die Geiselnehmer haben scheint’s noch nix auf dem Kerbholz.«
»Was ist mit den sozialen Netzwerken?«, fragte der Minister hierauf. »Man muss die jungen Leute mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen und schlagen!«
Nonnenmacher schaute den Dienstvorgesetzten an und dachte nach. »Ich war auch schon einmal drin im Internetz.«
»Internet«, verbesserte ihn Sepp Kastner, der eben zu den beiden getreten war.
»Ja, sag ich ja«, antwortete Nonnenmacher patzig. Diese verreckte Moderne ging ihm doch gehörig auf die Nerven. Für was brauchte es ein Internetz, wenn man Familie, Bier und Arbeit hatte?
Der Innenminister wandte sich an Kastner: »Sie scheinen sich mit moderner Medienkommunikation auszukennen, junger Mann?«
»Ja, also, es geht so«, meinte Kastner. »Wobei, so was wie die hier veranstalten, habe ich jetzt also auch noch nicht erlebt. Aber wir haben eine Kollegin, die kennt sich aus. Unsere Frau Loop. Da kommt sie gerade.«
In diesem Moment hatte Nonnenmacher einen Einfall, wie er aus dieser misslichen Situation, in der die Polizei vom See wirklich saudumm und altmodisch dazustehen drohte, wieder herauskam: »Ja, genau, die Frau Loop ist nämlich unsere Internetz-Beauftragte.«
Als Anne diesen letzten Satz hörte, musste sie sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Aber da trat ihr schon der grauhaarige Politiker entgegen und reichte ihr die Hand: »Grüß Gott, Frau Loop.«
»Guten Tag, Herr Minister«, antwortete Anne mit mädchenhafter Stimme und deutete einen Knicks an.
»Sie machen das hier mit dem Internet?«, erkundigte sich der Politiker freundlich.
Rasch blickte Anne zuerst Nonnenmacher, dann Sepp Kastner an (beide nickten heftig) und sagte schließlich: »Ja, ja, ich mache das hier.«
»Gut, dann sind Sie sicher meiner Meinung, dass wir die Anonymous Bankräuber mit ihren eigenen Mitteln schlagen sollten.«
»Diese Masken-Kaschperln!«, entfuhr es Nonnenmacher empört. Wie gern wäre er jetzt weit weg gewesen. Er richtete seinen Blick gen Himmel und entdeckte einen Heißluftballon. Ja, da wäre er jetzt gern gewesen und nicht hier …
»Warum posten wir nicht einfach einmal folgende Frage auf deren Netzwerk-Seite. So etwas wie: ›Sagt mal, Leute, weiß jemand, wer die zwei Anonymous Bankräuber
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