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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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als Minister nicht leicht.
    Die beiden Polizeicomputer in der Hütte auf dem Bankparkplatz liefen auf Hochtouren. Auch Anne und Sepp Kastner telefonierten sich die Ohren wund, denn da in den Fahndungssystemen keinerlei Informationen über die beiden Geiselnehmer zu finden waren, musste auf andere Quellen zurückgegriffen werden.
    Am späten Nachmittag war jedoch klar, dass es sich bei der jungen Entführerin Jorina Bleeker um eine zwanzigjährige Waldorfschulenabsolventin handelte, deren Eltern einen mehr schlecht als recht gehenden Biobauernhof in Ostfriesland betrieben. Dies herauszufinden, war noch relativ einfach gewesen, da es sich bei Jorina Bleeker um eine deutsche Staatsbürgerin handelte.
    Komplizierter gestaltete sich die Fahndung nach Jules Trufot, den seine Fans »Rififi« nannten und für eine »coole Sau« hielten. Denn dieser Jules oder eben Rififi war französischer Staatsbürger. Aber am Ende erfuhren Anne, Sepp Kastner und Kurt Nonnenmacher, dass Jules Trufot dreiundzwanzig Jahre alt war und aus bürgerlichen Verhältnissen stammte. Er hatte eine hervorragende Schulausbildung genossen und war derzeit als Student an der Eliteschule École nationale d’administration, auch ENA genannt, in Straßburg eingeschrieben. Diese Schule hatte bereits viele hochrangige französische Politiker hervorgebracht, so auch mehrere Präsidenten.
    Nonnenmacher, der einigermaßen irritiert war, dass ein veritabler Verbrecher dieselbe Universität besuchte wie derart bedeutende Persönlichkeiten, fragte ratlos: »Und was machen wir jetzt?«
    »Den Innenminister informieren«, schlug Sepp Kastner vor.
    »Vielleicht sollten wir uns zuerst auf eine Vorgehensweise einigen. Wenn wir mit ihm Kontakt aufnehmen, erwartet er sicher einen Lösungsansatz von uns«, meinte Anne. »Wir brauchen eine Täteranalyse.«
    »Profiling«, sagte Sepp Kastner lässig.
    Nonnenmacher zuckte mit den Schultern. »Also für mich gibt’s da nicht groß was zum Analysieren. Die haben auf mich geschossen. Die sind gefährlich, da muss man gescheit hineinrumpeln und dem Affentanz ein Ende machen.«
    »Wir?«, fragte Anne.
    »Was meinen Sie damit?«, blaffte Nonnenmacher sie an.
    » Wir sollen da hineinrumpeln?« Annes Tonfall klang jetzt ziemlich vorwurfsvoll.
    »Na ja, also …« Der Inspektionschef dachte nach. »Also klar, ich geh da nicht noch einmal hinein. Ich hab Familie. Ich lass mich doch von denen nicht abschlachten.«
    »Ich hab zwar bloß eine Mutter, aber ich hab auch keine Lust, mich von denen mit einem Westernrevolver durchsieben zum lassen«, gestand auch Sepp seine Bedenken ein.
    »Na, prima!«, entfuhr es Anne. »Helden!« Sie überlegte. »Aber sind die denn wirklich gefährlich? Also, ich meine: Wenn wir uns den Background der beiden anschauen: Biobauernhof, Waldorfschule …«
    »Die RAF-Terroristen kamen auch alle aus behüteten Elternhäusern. Da waren sogar Pfarrerstöchter dabei«, warf Nonnenmacher ein.
    »Aber waren die RAFler auch auf Eliteschulen im Ausland?«, fragte Kastner und kratzte sich am Kopf.
    »Also für mich hört sich das alles eigentlich nicht so gefährlich an«, meinte Anne.
    »Ja, haben die jetzt auf mich geschossen, oder nicht?« Nonnenmacher klang beinahe beleidigt.
    »Die Gefahr, die von solchen intelligenten Überzeugungstätern droht, ist, dass die sie, wenn sie einen Plan haben, den auch gnadenlos durchziehen.« Kastner zog die Stirn in Falten. »Also, vielleicht hat der Kurt recht, Anne. Dass wir da …« Kastner konnte seinen Satz nicht vollenden, denn sein Vorgesetzter hatte einen Geistesblitz.
    »GSG9!«, tönte Nonnenmacher. »Das ist ein Job für die GSG9. Ich ruf den Minister an.«
    »Für so was lässt der doch niemals die GSG9 einfliegen! Die sind ja noch Kinder, diese Jorina und der Jules!«, stieß Anne hervor. »Das ist Spaßguerilla – wie bei den Studentenprotesten!« Sie wurde energischer. »Die Brüste an der Fensterscheibe, diese ganze Inszenierung mit den Klamotten, dieser Strickbikini-Quatsch, der Occupy-Tango, das ganze Theater im Internet … das ist doch die reine Spaßguerilla!«
    »Ja, aber bei Schusswaffen hat der Spaß für mich ein Loch«, fuhr Nonnenmacher sie böse an. »Tot könnte ich sein wegen dieser Spaßvögel!« Und schon hatte er die Telefonnummer des Ministerbüros gewählt. Es tutete viermal, dann meldete sich die Sekretärin. »Grüß Gott, Polizeichef Nonnenmacher am Apparat, geh, wären’S so freundlich und täten’S mir den Herrn Minister

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