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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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kümmern, die Geiselnahme sei nun alleinige Angelegenheit der GSG9. Brauche man Hilfe, werde man auf die Polizeieinheit vom See zurückgreifen. Anne, die Schönwetter im Gegensatz zu ihren Kollegen mochte, fand es schade, dass man den Kripomann, der ihnen bereits in anderen komplizierten Fällen geholfen hatte, ausgebootet hatte. Aber Anweisung war nun einmal Anweisung.
    Während die Polizistin auf ihrem Platz am Computer saß, spähten Sepp Kastner und Kurt Nonnenmacher erwartungsvoll durch das Fenster. Weder Anne noch ihren beiden Kollegen vom See hatte Schramm erlaubt, der Besprechung des Einsatzes beizuwohnen. Die GSG9 ließ sich von niemandem in die Karten schauen. Doch an der sich steigernden Anspannung in der Operationszentrale spürte Anne, dass der Zugriff kurz bevorstand.
    Plötzlich sagte der Einsatzleiter, der mit seinen Leuten per Headset verbunden war, leise: »Okay. Charlie, Jimmy, Konvers, Salami.«
    Kurt Nonnenmacher sah Schramm ungläubig an und suchte dann Sepp Kastners Blick: »Salami?«
    »Pscht!«, zischte Kastner. »Das ist Geheimsprache, glaub ich!« Die drei Männer und auch Anne schwitzten, als wären sie in der Wüste. Die Hütte vom Baumarkt war leider nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet, und in der Nacht hatte es nicht abgekühlt.
    »Kommando Räu-ber-da-tschi – go«, sagte der GSG9-Chef jetzt. Wären nicht alle so unglaublich angespannt gewesen, hätte es Kurt Nonnenmacher vor Lachen zerrissen. So aber konzentrierte er sich darauf, seinen Magen unter Kontrolle zu halten, und schwieg. Da würde seine Frau staunen, wenn er ihr erzählte, unter welch idiotischem Namen der GSG9-Einsatz lief – »Räuberdatschi«! Hatten die Kölner eigentlich noch alle Karabiner am Seil?
    Jetzt zählte der Einsatzleiter von zehn rückwärts: »Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf …« Doch weiter kam er nicht. Denn plötzlich flogen im ersten Stock der Bank die beiden Flügel eines Fensters auf, und ein älterer Herr mit vollem weißem Haar streckte den Oberkörper nach draußen und breitete die Arme aus, wobei er mit der rechten Hand einen Revolver in die Höhe reckte: »Halt, nicht stürmen, mir wisset, dass ihr kommt’s. Mir wisset alles!« Anne begriff sofort, um wen es sich handelte.
    »Was soll die Scheiße«, bellte der GSG9-Chef jetzt und warf Anne einen wirren Blick zu. Dann fasste er sich wieder und befahl nach einer Schrecksekunde ins Headset: »Kommando Räuberdatschi Break, Break, Break.«
    Und schon war sein Blick wieder bei Anne: »Wer ist das?«, fuhr er die Polizistin an. »Einer der Entführer? Ein Verrückter?«
    »Das ist der Herr Gräber«, meinte Anne gelassen. »Eine Geisel. Er ist dement.«
    »Wie, dement?« Unter den Achseln des Einsatzleiters bildeten sich handtellergroße Schweißflecken. Dann zerriss ein lauter Knall die überhitzte Stille. Dieter Gräber hatte einen Schuss abgefeuert.
    »No go, fight stop«, kommandierte der GSG9-Chef in sein Headset.
    »Der Herr Gräber – Sie können auch Didi zu ihm sagen«, meinte Anne nicht ohne Ironie in der Stimme, »ist aus dem Seniorenheim abgehauen. Und dann ist er in diese Geiselnahme hineingeraten.«
    »Fotzendreck!«, schimpfte der Elitepolizist, was Nonnenmacher und Kastner als äußerst unangemessen empfanden. Doch da knallte erneut ein Schuss. Dieses Mal durchschlug Dieter Gräbers Kugel die Windschutzscheibe eines auf der Straße parkenden Autos.
    »Mir wollet niemand verletze«, schrie der Rentner jetzt von seinem Fensterplatz aus herunter. »Aber wenn ihr keine Ruh’ gebt’s, dann schieß ich noch einmal und noch einmal. Der Schlüssel zum Tresor muss jetzt endlich her, sonscht passiert was Schlimmes. Ende.«
    Dann schoss er noch einmal, worauf aus Richtung des Bahnhofs ein lauter Schmerzensschrei ertönte, und so schnell, wie er auf der Bildfläche erschienen war, war der Alte auch schon wieder verschwunden.
    Die beiden Flügel des Fensters knallten zu, und die vier Polizisten starrten geschockt hinaus: Hinter einer Mülltonne, die gegenüber vom Bahnhof an der Straße stand, robbte ein Elitekämpfer hervor. Sofort rannten drei seiner Gefährten herbei, packten ihn und zogen ihn in die Deckung eines geparkten Fahrzeugs. Auf dem Boden blieb eine Blutspur zurück. Dieter Gräber hatte getroffen. Die vier in der Hütte sahen sich erschüttert an.
    »Roland ist einer meiner besten Männer. Unglaublich, dass dieser alte Sack ihn treffen konnte. Sind Sie sicher, dass es sich bei diesem Mann um eine Geisel handelt?«,

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