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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Stadt in der Stadt
.
    »Seid ihr das erste Mal in Tokio?«, fragte Lena in die Runde. Torio hatte sich ebenfalls bei ihr eingehängt. Mit peitschendem Schwanz trottete Kush an der grünen Leine hinter Torio, Lena und Chiyo her und schnupperte mit seiner glänzenden schwarzen Nase am Boden.
    »Ja«, bestätigte Nadja. »Diese Stadt ist ganz anders als alles, was ich bisher gesehen habe.«
    Sie kamen in ein Häusermeer und waren von den höchsten Gebäuden Tokios umgeben. Mit Nackenschmerzen bewunderte Nadja das Rathaus.
Monumental
, dachte sie atemlos. Ein treffenderes Wort fiel ihr nicht ein. Sie fand eine Tafel, auf der auf Englisch die wichtigsten Daten zum Rathaus aufgeschrieben waren. Über zweihundertvierzig Meter Granit, Stahlbeton und Glas ragten über ihr auf und ließen sie im Vergleich wie ein Staubkorn wirken. Mit seinen Doppeltürmen und dem geraden Mittelteil erinnerte das höchste Rathaus der Welt an eine futuristische Zugbrücke.
    Mehrere Minuten ging Nadja wortlos hinter ihrer ortskundigen Führerin her und bestaunte die Architektur. Chiyo hingegen nahm die Deutsche ganz in Beschlag und stellte ihr eine Frage nach der anderen. Nadja betrachtete die Hochhäuser, die Geschäfte, den Verkehr und die unzähligen Menschen. Sie passierten eine Reihe schmaler Restaurants, die ihre Speisen in einer Glaskastenauslage in Wachsform präsentierten. Auf diese Weise wusste man genau, was einen erwartete. Verlockende Düfte nach gebratenem Fisch, Fleisch, Pilzen, Soja und asiatischen Gewürzen drangen auf den Gehsteig. Nadja kämpfte gegen ihren Hunger an. Sie wollte zuerst das Hotel finden, bestimmt gab es dort auch etwas zu essen.
    Immer wieder kamen sie an Bildschirmen vorbei, welche die Elfen fasziniert anstarrten. Naburo blieb vor einem breiten Fernseher hinter einer Glasscheibe stehen, der in einem Elektronikgeschäft als Sonderangebot angepriesen wurde. Auf dem Flachbildschirm sah man eine Horde fast nackter Männer, die sich in ein brusttiefes Wasserbecken stürzten. Kush bedeckte mit seinen Ohren die Hautfalten über seinen Augen. Er versuchte die Augen selbst zu bedecken, doch seine Ohren waren zu kurz und zuckten vor seiner Stirn.
    »Was tun diese Menschen da?«, fragte der Elfenkrieger verwundert.
    »Oh, das gemeinsame Baden hat in Japan eine lange Kultur«, erklärte Lena bereitwillig. »Vermutlich ist das ein Bericht über eine Firma, in der die Mitarbeiter ein gemeinsames Seminar machen.«
    Man sah, dass die Menschen auf dem Bildschirm schlotterten und schrien. Das Wasser schien eisig kalt zu sein. Naburo legte den Kopf schief. Seine offenen schwarzen Haare fielen wie ein Vorhang herab.
    »Gehen sie zusammen in kaltes Wasser? Warum?« Er hob eine Augenbraue und sah zu Kush, doch der Shishi hatte sich abgewandt. Anscheinend bereitete ihm schon das Zusehen Schmerzen.
    »Nun ... dadurch entsteht ein größerer Zusammenhalt unter den Mitarbeitern, und es gilt als ausgesprochen männlich.«
    Naburo sah immer verwirrter aus. »Ist es männlich, schreiend wie eine alte Vettel und in einer Horde in kaltes Wasser zu rennen? Lebt in dem Fluss irgendein Ungeheuer, das man mit seiner Stimme aufscheucht und mit bloßen Händen bekämpft?«
    Lena kicherte. »Natürlich nicht! Die Arbeitgeber bezahlen solche Seminare, damit die Teilnehmer sich näherkommen.«
    Naburo öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Verzweifelt sah er Nadja an, die grinsen musste. Obwohl Bóya und Japan Seite an Seite lagen und die Menschen in Japan aufgrund der isolierten Lage ihrer früheren Gebirgsdörfer einen großen Gemeinschaftssinn entwickelt hatten, galt das nicht für die Elfen der Anderswelt. Elfen waren ihrem Wesen nach egoistische Geschöpfe, die sich zuerst um sich selbst kümmerten.
    »Bringt das was, in das Wasser zu steigen?«, fragte der Elfengeneral in einem letzten halbherzigen Versuch, den Wahnsinn der Menschheit zu verstehen.
    Nadja lächelte. »Es erzeugt bei den Menschen ein sogenanntes Wir-Gefühl. Durch gemeinsames Leid und ausgestandene Strapazen fühlen sie sich verbunden.«
    »Klingt ziemlich unsinnig.« Naburo zuckte mit den Schultern und ging weiter. »Wenn da kein Monster drin ist, bleibt man besser draußen und tut etwas Sinnvolles.«
    Lena warf Nadja einen amüsierten Blick zu. »Könnt ihr eigentlich je aus euren Theaterrollen heraus?«
    Nadja schüttelte nur den Kopf. »Bei manchen ist jede Hoffnung verloren.«
    Sie gingen weiter, und Lena erklärte ihnen einiges über die Innenstadt und das Leben in

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