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Raniels Engelwelt

Raniels Engelwelt

Titel: Raniels Engelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und die Luft erst mal anhielt.
    Der Geruch war nicht sichtbar. Wäre es anders gewesen, hätte es den Nebel oder leichten Dunst gegeben, der aus der Spiegelfläche gegen mich geweht worden wäre. So aber blieb er unsichtbar, ganz im Gegenteil zu Elion.
    Mein Kreuz hatte etwas bemerkt. Nur wusste das der Engel nicht, denn der Talisman steckte noch in meiner Tasche. Ich holte ihn mit einer vorsichtigen Bewegung hervor, wobei ich noch die Faust um das Kreuz geschlossen hielt. Wenig später streckte ich die Hand dem Spiegel entgegen und öffnete sie.
    Wenn es möglich war, dass die Gestalt durch den Spiegel in das Bad schauen konnte, dann musste es einfach das Kreuz sehen. Und ich war gespannt, wie es darauf reagierte.
    Wieder blinkte das Kreuz, als wollte es dem Wesen eine Botschaft zuschicken.
    Und der Engel?
    Im Spiegel sah ich eine flatterhafte Bewegung. Zugleich erwischte mich der Geruch nach Vanille noch stärker, sodass er mir beinahe den Atem raubte. Ich hörte keine Stimme, keinen Schrei, es war einfach nichts vorhanden, aber die Gestalt zerflatterte. Es sah so aus, als wäre ein Nebelstreifen zerrissen worden, und auch der Geruch verflüchtigte sich.
    Völlig normal lag der Spiegel wieder vor mir. Wobei er sich selbst zuvor auch nicht verändert hatte. Jetzt sah ich nur mich und keine Schattengestalt.
    Ich hatte sie vertrieben. Ein Zeichen, dass sie eine gewisse Furcht vor mir oder meinem Kreuz hatte, und das, obwohl das Wesen ein Engel war. Davon ging ich zumindest aus.
    Der Geruch blieb bestehen. An Intensität hatte er allerdings verloren, aber mir war der Beweis erbracht worden, dass es zwischen der Engelwelt und Kevin Frost einen Kontakt gegeben hatte.
    Nur – zu welch einem Kreis von Engeln gehörte dieser Elion? Zu denen, die den Menschen positiv gegenüberstanden, oder vielleicht zu einer Gruppe, die sich zwar als Engel bezeichneten, aber nichts so waren, wie sie sich die Menschen wünschten.
    Ich hatte es nicht herausgefunden und würde es auch in diesem Hotel nicht mehr herausfinden. Kevin Frost gab es nicht mehr. Er hätte mir die Antworten geben können. So musste ich mich eben auf die Versammlung der Gleichgesinnten am Abend verlassen.
    Bevor ich das Zimmer verließ, startete ich noch eine kurze Durchsuchung. Vielleicht gab es ja Unterlagen und sogar so etwas wie einen Abschiedsbrief, aber das war leider nicht der Fall. Auch unter dem Bett fand ich nichts.
    Kevin Frost hatte ein geheimes Leben geführt. Er war seinen eigenen Weg gegangen und musste letztendlich daran zerbrochen sein, denn die Kontaktaufnahme mit den Engeln konnte man auch als einen Hilfeschrei werten.
    Mich hielt nichts mehr in diesem Raum. Die persönlichen Sachen konnten die Kollegen abholen.
    Ein Zimmermädchen auf dem Gang erschrak, als ich plötzlich vor ihr stand. Ein schnelles Lächeln beruhigte die junge Frau wieder. Ich ging nach unten. Zwei Gäste waren neu eingetroffen und erhielten soeben ihre Schlüssel.
    Ich gab meinen ab.
    »Ist alles in Ordnung, Sir?«
    »Soweit ja. Es werden noch Kollegen hier erscheinen und die persönlichen Dinge Ihres Gastes abholen.«
    »Natürlich.«
    »Ansonsten können Sie das Zimmer bald wieder vermieten.« Ich nickte ihm zu. »Schönen Tag noch.«
    An der Tür fiel mir noch etwas ein. Ich machte kehrt und stellte beim Gehen schon die Frage.
    »Können Sie sich daran erinnern, ob Mr. Frost hin und wieder Besuch empfangen hat?«
    Der Mann in der hellen Jacke schüttelte den Kopf, als hätte er nicht richtig verstanden.
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Nein, das nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.«
    »Danke.«
    Jetzt machte ich endgültig die Fliege. Die letzten Antworten hatten mir bewiesen, dass der Mann mit dem Namen Kevin Frost ein sehr geheimes Leben geführt hatte. Ein wirklicher Undercover-Agent. Aber auch er musste Probleme gehabt haben. Er war wahrscheinlich nicht mehr mit seiner Welt zurechtgekommen, und er hatte den Druck nicht mehr ausgleichen können. So war er dann auf die Idee gekommen, sich woanders Hilfe zu holen. Und das bei einer Stelle, die mit seinem gefährlichen Job überhaupt nichts zu tun hatte. Dass diese Hilfe letztendlich tödlich enden würde, damit hatte er beim besten Willen nicht rechnen können.
    Ob die Begegnung mit dieser seltsamen Schattengestalt im Spiegel tatsächlich der erste Kontakt zu Elion gewesen war, das würde sich noch herausstellen.
    Um so gespannter war ich auf den Abend...
    ***
    Das Haus der Conollys war wieder mein Ziel.

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