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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burghard Pohl
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Kinderkram. Meine Grundausbildung habe ich bei klirrender Kälte im Hunsrück absolviert. Kälte ist etwas, was ich noch nie gut ab konnte, ab heute kommen Gewitter hinzu. Ich mache noch mal mein Handy an und habe eine SMS von Willi:
     
    Wo bist du? Wann wollen wir wieder zusammen gehen? Nehme einen Bus, dann können wir uns treffen.
     
    Ich schreibe zurück: Alles wird gut! Ich laufe erst einmal bis Burgos und dann nehme ich einen Bus.
     
    Jetzt, wo ich hier liege, merke ich, wie schräg der Untergrund ist. Ich rutsche die ganze Nacht immer wieder nach unten, wo Kira am Fußende selig schnarcht. Die einzige Flasche Wasser ist schon wieder restlos leer. Ich Blödmann, hätte ich doch bloß beide Flaschen mitgenommen.
    Eine harte Nacht habe ich hinter mir, als ich am nächsten Morgen wach werde. Es ist fast unmöglich, sich im Schlafsack liegend ständig hoch zu drücken. Ich öffne das Zelt und die Sonne scheint mir mit all ihrer Wärme entgegen. Was für ein wunderbarer Morgen nach dem gestrigen Höllentripp! Meine nasse Wäsche hängt schlaff auf der Leine, sie spiegelt meinen gestrigen Zustand noch einmal wieder, kein schöner Anblick. Ich stehe auf, alle Knochen tun weh, und strecke mich erst einmal. Wer soll dieses Chaos wieder in Ordnung bringen? Das wird ewig dauern.
    Der Untergrund ist so uneben, dass ich nicht in den offenen, nassen Sandalen laufen kann. Schon wieder trete ich auf die Schnalle und der Metallpin sticht in meinen Fuß. Ich höre die ersten Pilger unten auf dem Weg und überlege, ob ich einen von ihnen nach einem Schluck Wasser fragen soll. Aber erst einmal muss ich alles zusammen packen, bevor ich den steilen Weg runter gehe. Und das wird einige Zeit dauern, denn ich muss meine nassen Sachen erst trocken bekommen.
    Ich breite sie in der Sonne auf den Kornhalmen aus und trage meinen Rucksack, Schuhe und Zelt aus dem unwegsamen Gelände. Langsam beginne ich, die trockenen Sachen auf dem steil abfallenden Weg, den ich gestern mit letzter Kraft hoch gekrochen bin, einzupacken. Es dauert heute zwei Stunden. Meine nassen Wanderschuhe trocknen auch in der warmen Morgensonne nicht.
    Ich rutsche die Schräge herunter, stehe wieder auf dem Weg und habe Brand wie eine Bergziege. Ich weiß nicht, wie weit es bis zum nächsten Ort ist, ohne Wanderkarte ist alles unberechenbar. Es sind mehrere Leute unterwegs, aber ich frage niemanden nach Wasser. Bis zum nächsten Ort werde ich jetzt auch noch aushalten.
     
    Nach gut einer Stunde komme ich in den lang ersehnten Ort, Lorca. An einer Hausfassade stehen einige Automaten, es gibt kleine Sitzbänke und einen Tisch. Das ist eine Sitzgarnitur für Zwerge, meine Beine passen nicht unter den Tisch, also setze ich mich seitwärts. Ein weiterer Nachteil, direkt an der Straße. Aber sonst ist es hier ideal nach dieser unglaublich harten Nacht.
    Ich ziehe mir eine Cola Light, setze mich an den Tisch, ziehe meine noch immer nassen Schuhe und Strümpfe aus und stelle sie in die Sonne. Barfuss laufe ich noch einmal zum Automaten, hole mir die nächste Cola und fange an, Tagebuch zu schreiben. An den zurückliegenden Tagen habe ich die Geschehnisse nur bruchstückweise festhalten können.
     
    Es laufen etliche Pilger an mir vorbei, grüßen kurz und sind nach wenigen Sekunden außer Sichtweite. Zwei Frauen setzen sich im ausreichenden Abstand auf eine Mauer und machen ebenfalls eine kurze Pause, dann gehen auch sie weiter. Ich trinke, schreibe und beobachte die nähere Umgebung. Ein Lieferwagen kommt angefahren, Kisten werden ausgeräumt. Er fährt wieder weg, ein neuer Transporter kommt an. Im selben Moment öffnet sich ein großes Garagentor. Meine Neugier wächst, wird größer und größer, richtet sich nur noch auf diese Garage. Was mag da wohl drin sein? Hier werden irgendwelche Lebensmittel gelagert! Sollte hier ein Lebensmittelladen sein oder gar ein Großhandel? Voller Erwartung stehe ich auf und gehe hinein. Ich frage — mit meinen einfachen fünf englischen Vokabeln — eine Frau, ob ich hier was kaufen kann. Ja, das ist möglich, und ich suche mir schnell etwas Essbares zusammen. — „Haben sie auch Hundefutter? Mangare Perro?“ — Sie zeigt mir Katzenfutter in Dosen und ich winke ab. Katzenfutter für Kira? — Ich versuche ihr „Leberwurst“ zu erklären, aber das funktioniert leider nicht. Sardinen in Tomatensauce, Schmelzkäse, Baguette, Actimel, Bananen. Ich schmiere für Kira ein Baguette mit Schmelzkäse, das schmeckt ihr bestimmt genauso gut

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