rank und schlank und rattenscharf
mich, weiterzulaufen. Und schon nach wenigen Metern bekomme ich das, was ich in dieser Situation brauche: Was zu essen! Mein Bitten wird erhört. An einer Hauswand stehen drei Stühle, auf denen drei Holzkisten stehen. Ich sehe in zwei Kisten Tomaten, in einer sind grüne Bohnen. In der Tomatenkiste liegen einige Cent und Eurostücke. Das Gemüse steht hier zum Verkauf. Ich lege etwas Geld hinein und nehme mir 5 Tomaten heraus.
Wir laufen aus Viana heraus und ich setze mich abseits der Straße an einen Olivenhain. Ich wasche mit ein wenig Wasser die Tomaten ab und mache mir einen schönen Salat. Pfeffer und Salz habe ich in winzigen Streuern dabei. Die können mich doch mal im Restaurant! Die sind anscheinend nicht auf Pilger angewiesen, die sich mal so richtig satt essen wollen. — Das ist weiß Gott kein üppiger Sonntag, was das Essen angeht: Morgens ein Baguette und nachmittags einen Salat.
Ich laufe den ganzen Nachmittag an einem riesigen Feuchtbiotop entlang und treffe hier wieder auf die drei Männer von heute Morgen. Ist es nun das letzte Mal, dass wir uns grüßen? — Schade, dass wir uns nicht unterhalten können, ich würde mich noch einmal bei ihnen bedanken. Mich würde auch interessieren, woher sie kommen. Sind es Spanier oder sind sie vielleicht doch die drei aus dem Morgenland? — Ich durchlaufe Logroño; bis auf einen Snack, den ich im Gehen esse, halte ich mich dort nicht länger auf.
In den frühen Abendstunden umrunde ich einen Stausee. Wenige hundert Meter hinter der Staumauer lasse ich mich kraftlos auf eine schöne, grüne Wiese fallen. Hier kann ich hinter Büschen wunderbar mein Zelt aufbauen. Direkt hinter den Büschen verläuft eine wenig befahrene Straße. Einen Steinwurf entfernt stehen mehrere Häuser und ich
kann nur hoffen, dass niemand die Polizei meinetwegen ruft. Da kaum Pilger mit einem Zelt unterwegs sind, werden die Leute vielleicht mir gegenüber etwas toleranter sein. Beim Aufbauen des Zeltes werde ich regelrecht von Mücken angegriffen und als es steht, springe ich sofort hinein. Ich mache den Reißverschluss schnell zu und bin erst einmal in Sicherheit. — So eine schöne Wiese und ich bin gezwungen, mein Zelt nicht mehr zu verlassen! — Hat auch einen Vorteil: Man kann mich nicht mehr sehen, nur mein olivfarbenes Zelt.
Im Reiseführer hatte ich gelesen, wer beim wilden Zelten erwischt wird, der wird von der Polizei mitgenommen und muss mit einer längeren Belehrung rechnen. Bis jetzt ist ja alles gut gegangen.
Am nächsten Morgen ist alles feucht, auch von innen tropft es herunter. Ich lege meine nasse Wäsche und das Zelt auf der Wiese in die Sonne zum Trocknen. Obwohl heute Morgen die Sonne scheint, hat sie noch nicht die Kraft, um die Wäsche trocken zu bekommen. Es dauert ewig, bis ich alles einigermaßen trocken einräumen kann. Ich brauche mindestens eine Stunde dafür, erst dann geht es wieder weiter.
Als wir Richtung Navarette laufen, scheint die Sonne allmählich wärmer. Dort angekommen, kaufe ich erstmal reichlich ein: Wasser, Ölsardinen, 2 Bananen, Wiener Würstchen, Baguette, Actimel. Ich könnte noch mehr kaufen, denn ich habe einen Mordshunger. Noch bevor ich bezahle, würde ich mir am liebsten schon was in den Mund stopfen.
Wir setzen uns in einen Park. Auf einer Bank neben mir sitzt ein alter Mann und bastelt an einem Stock herum. Ich schaue interessiert zu ihm herüber, mit welcher Hingabe er ihn mit Schnur umwickelt.
Von weitem sehe ich eine blonde Frau. Sie humpelt gewaltig, ihr Knie ist verbunden. Die habe ich doch am dritten oder vierten Tag gesehen? Ich verliere das Gefühl für Zeit, Tage verschwinden ins Unendliche. Sie hat es erwischt; so wie sie läuft, wird sie die Pilgerreise nicht fortsetzen können. Ob sie gestürzt ist? Keine Ahnung.
Essen und blöd in der Gegend umhergucken macht müde. Ich überlege, ob ich mich auf eine dieser Bänke legen soll. Aber das wird bei den vielen Leuten im Park nicht gehen, außerdem könnte es Ärger geben. Besser nicht. Also hoch, wir verlassen die Stadt. Nach einer Stunde Marsch lege ich mich mitten auf eine Blumenwiese, Bäume gibt es hier keine.
Es kommt ein Pärchen angelaufen, die Frau hatte in Viana versucht, mich in Englisch anzusprechen. Ich sagte zu ihr: „I speak not english!“ — Ihr Freund ist offensichtlich Brasilianer, er hat an einem langen Stock die brasilianische Flagge gehisst. Sie haben es nicht eilig; nachdem sie vorbei gelaufen sind, lege ich mich auf meine Isomatte
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