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rank und schlank und rattenscharf

rank und schlank und rattenscharf

Titel: rank und schlank und rattenscharf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burghard Pohl
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Privatgrundstück grenzte. — „Wie, da schläfst Du, unter den Sträuchern?“ — „Ja, schon lange.“ — „Was machst Du, wenn es nachts regnet?“ — Dann gehe ich dort in die Bushaltestelle, keine hundert Meter weiter. Anfangs habe ich da vom, unter dem Balkon geschlafen. Dort haben sie mich weggejagt.“ — „Hast Du denn noch einen Personalausweis?“ — „Nein. Den hat man mir weggenommen, als ich wegen einer Mordfahndung ins Visier der Polizei geraten bin. Man hat sogar die Fingerabdrücke von mir genommen.“ — Ich schaue auf seine ungewaschenen Hände und mein Blick bleibt an seinen Fingernägeln hängen. Er hat Fingernägel wie die Krallen einer Raubkatze. Ich kann meine Neugier nicht unter Kontrolle halten und frage ihn: „Wann hast Du Dir die Fingernägel zum letzten Mal geschnitten?“ — Ich bekomme keine Antwort. Was mögen die Leute von mir denken, wenn sie mich mit dem Obdachlosen auf der Bank sitzen sehen? — Ich erzähle ihm, dass ich einen Termin im gegenüberliegenden Haus habe. — „Die sind nett“, meint er. „Sie bringen mir im Winter ab und zu einen Kaffee raus und unterhalten sich mit mir.“ — Warum denke ich darüber nach, was die Leute von mir denken? Wenn sie daran Anstoß nehmen, dass ich mich mit einem Penner unterhalte, dann will ich erst gar nicht für sie arbeiten. So, wie er von den Leuten spricht, scheinen sie aber nett und menschlich zu sein. — Ich drücke ihm spontan zehn D-Mark in die Hand und ermahne ihn, nicht alles auf einmal in Bier umzusetzen. — Ob er sich daran gehalten hat, ist auch egal. Ich habe ihn von diesem Tag an nie wieder gesehen. Aber an seine Fingernägel habe ich noch lange nach dieser Begebenheit denken müssen.
     

     
    Ich sitze in Los Arcos, blicke auf diese Bushaltestelle und der Regen wird stärker. Ich stelle mir vor, wie ich dort eingerollt in meinem Schlafsack die Nacht verbringe. Es sind viel zu viele Menschen auf der Straße, hier wird es gar nicht gehen.
    Jürgen muss nun auch zurück in seine Herberge, wenn er zu spät kommt, lässt man ihn nicht mehr rein, sie schließt um 22.00 Uhr. Wir teilen uns die Rechnung, Jürgen geht. Ich schultere meinen Rucksack und breche in der herannahenden Dunkelheit auf. Kira und ich laufen ziellos durch die Stadt und suchen nach einer geeigneten Stelle für eine trockene Nacht. Zu dicht an den Häusern geht es nicht. — Hier muss doch irgendwo eine Schule sein, die hat bestimmt ein Vordach, unter das ich mich legen kann. — Ich finde die Schule, aber sie hat keinen trockenen Schlafplatz.
    Es ist Samstagabend und es wimmelt in der Stadt trotz des schlechten Wetters vor Menschen. Ich laufe nun schon fast eine Stunde kreuz und quer im Regen durch die Straßen. Das gibt hier nichts, außer dieser Bushaltestelle, in die ich mich nicht legen kann. Ich muss die Stadt auf dem schnellsten Weg verlassen und außerhalb einen Unterschlupf finden, oder mein Zelt im Dunklen noch aufbauen.
    Ein alter Stall oder eine Scheune wären mir recht. Mittlerweile bin ich nass bis auf die Haut, meinen Schirm habe ich nicht mehr, eine Regenjacke auch nicht. Ich habe mittlerweile die Stadt verlassen, laufe an Weinfeldern entlang und glaube schon nicht mehr daran, noch einen Schlafplatz zu finden. Einen Moment überlege ich sogar, ob man die ganze Nacht durchlaufen könnte. — Wenn man fit genug ist, vielleicht, ich nicht. — Wie wäre es zwischen den Reben in einer der Reihen? Es müsste nur ein Fleck sein, an dem genug Gras oder Unkraut steht, sonst geht es nicht. Auf dem nackten, durchweichten Lehmboden werde ich mein Zelt nicht aufbauen. Das kann ich morgen dann wegschmeißen, das bekomme ich nie mehr sauber.
    In einer Reihe sehe ich, weit genug weg vom Weg, eine grüne Stelle. Dort muss es gehen. Ich laufe zwischen den Reben den Hang hinauf. Es ist eine waghalsige Rutschpartie. Ich habe keine Wahl, was Besseres werde ich nicht finden. Es sind gerade zwei Quadratmeter armseliges Unkraut, auf dem ich mein Nachtlager aufschlagen kann. Hier binde ich Kira, die auch völlig nass ist, an einem der Spanndrähte fest. Ich stelle meinen Rucksack ab, nehme mein Zelt und rolle es aus. Kein einziger Halm schaut mehr unter dem Zelt hervor.
    Die Wassertropfen auf meiner Brille stören so sehr, dass ich sie abnehmen muss. Es ist dunkel und ich sehe fast nichts mehr. Ich habe noch nicht mal die Möglichkeit, meine Brille halbwegs sicher irgendwo abzulegen. Keine Nachtkommode, einfach nichts.
    Das Zelt steht, ich binde

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