Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
Vom Netzwerk:
bedeutet.«
    Enttäuscht senkte ich den Kopf. »Gut! Dann muss ich ja doch zu diesem Pferdefranz.«
    Richard blickte mich fragend an. »Wer in Gottes Namen ist Pferdefranz?«
    »Der Dorffriseur«, erwiderte ich, griff nach meinem Helm und lief zum Haus. »Komm, Rich, ich zeige dir mein Zimmer.«
    »Moment, warte mal! Du willst dein Haar von einem Typen namens Pferdefranz schneiden lassen?«
    Antonio saß am Tisch und starrte auf Richards Armbänder, die funkelnd zu Dutzenden seine Handgelenke zierten. »Hi, ich bin Antonio«, stammelte er, sichtlich überrascht über soviel Glamour.
    Richard schüttelte unaufhörlich seine Hand. »Angenehm, Richard, Rapunzels bester Freund und Visagist.«
    »Wow! Ein Gesichtskosmetiker.«
    Richard zog ruckartig seine Hand zurück. »Na, ich weiß nicht. Als Kosmetiker würde ich mich nicht bezeichnen.Eher als eine Art Make-up-Künstler.« Dann wandte er sich von Antonio ab. »Das hier ist also dein neues Heim. Nicht gerade luxuriös.«
    Ich nickte und zeigte auf das kleine Dachfenster im Zimmer. »Und dort sitzt morgens eine Taube, die Antonio Marilyn nennt.«
    Richard verzog das Gesicht. »Wie aufregend! Gibt es vielleicht noch ein Hausschwein mit abstehenden Ohren, das Prinz Charles heißt?«
    »Nein! Aber eine Katze, die Miez-Miez genannt wird«, kicherte ich.
    Richard verkniff sich ein Lachen. »Oh, wie originell! Und auch so praktisch. Ich merke schon, das Dorfleben hat dich vollends eingenommen.«
    »Na ja, nicht wirklich. Aber ich mag das Rauschen des Meeres. Hör mal!«
    »Was jedoch nicht mit dem Geräusch eines einfahrenden Zuges vergleichbar ist«, erwiderte Richard. »Das hast du doch immer so gemocht in Berlin.«
    »Ja, schon.« Etwas verstimmt griff ich nach Richards Händen. »Komm, ich stell dir Claudia und Ortrud vor.«
    Nachdem ich Richard das gesamte Haus gezeigt hatte, schlenderte ich mit ihm zum Strand. Die Sonne war kurz davor unterzugehen und strahlte im abendlichen Orange auf die schneeweißen Sandbänke, die sich nicht weit vom Meeresufer auftaten. Ich tippte ihn an und zeigte auf jene Mini-Insel, die es mir angetan hatte. »Dort feiere ich meinen Geburtstag, siehst du? Mit einer Torte und dem besten Sekt, den ich auf Rügen bekommen kann.«
    Richard hielt die Hand über seine Augen und blinzelte hinüber. »Eine super Idee! Und wir nennen es Meerespicknick.«
    »Heißt das, du kommst im August?«
    Er schwang seinen Arm um mich, während er mir einen Kuss auf die Wange presste. »Nichts auf dieser Welt würde mich davon abhalten. Es sei denn, Joe käme mit einem lupenreinen Diamanten …«
    »Richard!«
    »War nur ein Scherz, Süße. Reg dich nicht auf. Natürlich komme ich.«
    Ich schmiegte mich an ihn. Sein Sakko war aus purer Schafwolle und roch nach irgendwas zwischen Minze und Aftershave. Ein Geruch, der mir vertraut war. Lächelnd zog ich mit meinem Fuß kleine Furchen in den Sand, während Richard immer noch fasziniert aufs Meer sah. Dann plötzlich dachte ich an Brömme und seine Worte. Verdammt, der Friseur! Den hatte ich ja völlig vergessen.

Was muss, das muss!
    »Das willst du doch nicht wirklich?«, appellierte Richard und zerrte an meinem Arm herum. »Wach auf, Mädchen, und sieh dich um.«
    Ich tat ihm den Gefallen. »Und? Ein ganz normaler Friseurladen«, sagte ich barsch. Natürlich wollte ich mein Haar nicht wirklich abschneiden lassen. Aber welche Wahl hatte ich denn noch, nachdem sich auch der Tolkowsky als billiges Imitat entpuppt hatte? Keine!
    »Der Typ heißt Pferdefranz! Und er trägt Biolatschen«, nörgelte er weiter.
    Ich zuckte gelassen mit den Schultern. »Ist halt bequemer.«
    Okay, ich gab Richard insofern recht, als sein Name vielleicht etwas bäuerlich klang und eher nach einem Pferdehändler als nach einem Friseurmeister. Aber was bitte war gegen Biolatschen einzuwenden? Ich blickte an meinen Füßen herab, die in sandgefüllten Pumps endeten. Und in diesem Augenblick wünschte ich, ich hätte ebensolche Biolatschen wie der freundlich wirkende Friseur. Er beugte sich über seine Kundin, die ihn offensichtlich via Spiegelbild fixierte, und schnitt ein gezacktes Muster in ihr Stirnhaar, welches er zuvor mit lila Strähnchen aufgepeppt hatte. Ahnung von frechen Frisuren schien er zu haben, was mich wesentlich ruhiger stimmte. Er blickte zu uns herüber. »Bin sofort für Sie da.«
    Ich nickte ihm zu, während Richard mürrisch seine Augen verdrehte. »Gott, ist das stickig hier!«
    »Ich werde die Haare aufbewahren. Oder zum

Weitere Kostenlose Bücher