Rashminder Nächte 2 (German Edition)
würden sie andernfalls ertrinken. Eryk barg das Gesicht an Kaidens Schulter. Ob er Schutz suchte oder schützen wollte, er wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht mehr. Sollte die Welt ruhig untergehen, er hatte Kaiden. Nur das war wichtig. Nur das.
~*~
„Eryk?“
Gebannt wartete Kaiden auf die Reaktion seines Liebsten. Ob er ihn jetzt verstehen konnte? Er hatte gedanklich immer wieder Reime gebildet, bis er sie tatsächlich als solche wahrgenommen hatte.
Ein erschöpftes „hmja“ an seiner Schulter brachte ihn zum Lachen, so unpassend das im Moment sein mochte. Er war so froh, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte! So glücklich, Naxanders Illusion durchschaut zu haben! Wäre er seiner eigenen verzerrten Wahrnehmung gefolgt, hätte er Eryk getötet. Es war so schwer gewesen, seinen vernichtenden Feuerzauber nicht auf die grässliche Dämonenfratze zu schleudern … Noch viel schwerer war es ihm gefallen, diese Gestalt zu berühren, um sich Gewissheit zu verschaffen. Naxander hatte zum Glück seinen Tastsinn nicht verwirrt, darum konnte er glatte Haut spüren, wo seine Augen beharrlich dämonische Auswüchse erkennen wollten. Seine Sicht war kaum noch verzerrt, mittlerweile unterschied er mühelos Farben und Formen und hatte nur eine Art Schleier über allen Dingen liegen.
„Hey Partner, nicht schlapp machen!“, sagte er und knuffte Eryk in die Seite.
Ein vorwurfsvoller Blick war die erhoffte Antwort. Es tat gut zu wissen, dass die Welt sich nicht gänzlich auf den Kopf gestellt hatte …
„Wir müssen hier raus.“ Er stand auf und zog Eryk einfach mit sich, der mindestens so erschöpft aussah, wie Kaiden sich fühlte.
„Meinst du, Naxander lässt uns hier rausspazieren?“
„Spazieren wohl kaum, nein. Ich vermute, sein Plan sah so aus: Ich durchbreche den Schutzkreis, töte dich. Vermutlich wäre die Illusion dadurch vergangen, sodass ich erkannt hätte, dass ich dich statt des Dämons umgebracht habe. Danach würde ich entweder Selbstmord begehen oder hier ausbrechen, um Naxander anzugreifen. Letzteres würde ihn sicherlich amüsieren, deshalb denke ich nicht, dass er uns unrettbar eingekerkert hat.“
Vorsichtig prüfte Kaiden, ob nicht doch ein Schutzzauber auf der Tür lag, aber sie war nicht einmal verschlossen. Bevor er sie öffnete, wirkte er Suchmagie auf den Gang dahinter.
„Niemand wartet auf uns“, flüsterte er Eryk zu, der angespannt neben ihm kauerte.
Stirnrunzelnd erweiterte er das Suchfeld und fand – nichts. Kein einziges Lebewesen, das größer als ein Eichhörnchen war.
„Alle ausgeflogen. Naxander ist weg!“ Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Anscheinend waren wir ihm nicht wichtig genug, als dass er sich vergewissern wollte, ob wir wirklich tot sind.“
„Vielleicht war ihm das ebenfalls gleichgültig.“
An Eryks Mimik war zu erkennen, dass er genauso fühlte wie Kaiden. Einen Feind zu haben, den es amüsierte, tödliche Spielchen mit ihnen zu treiben war das eine. Erkennen zu müssen, dass man nicht einmal als Gegner respektiert und ernst genommen wurde …
„Eigentlich können wir ja froh sein“, murmelte Eryk, streckte die Hand aus, um gegen die Tür zu drücken, verharrte dann aber. „Prüf besser nach, ob er nicht irgendwo eine magische Falle hinterlassen hat.“
„Hab ich schon. Hier ist nichts. Nur Unrat und kaputtes Spielzeug, das Naxander zurückgelassen hat“, sagte Kaiden verbissen. Er ließ offen, zu welcher Kategorie er sie beide zählte und verließ den Kerker. Vor der Tür lag ihre Kleidung, hübsch ordentlich zusammengefaltet.
„Unglaublich zuvorkommend, er hätte sie allerdings wenigstens reinigen lassen können“, murrte Eryk.
Schweigend durchquerten sie das Landhaus. Naxander hatte tatsächlich alles mitgenommen, das irgendeinen Wert besaß, man konnte davon ausgehen, dass er niemals mehr zurückkehren wollte. Als sie das Gebäude verlassen hatten und etwa dreißig Schritt entfernt waren, gab es plötzlich einen lauten Knall, gefolgt von einer Druckwelle, die Kaiden und Eryk von den Beinen riss. Schutt und Gestein prasselte auf und neben ihnen hernieder. Eryk hatte blitzschnell reagiert und sich über Kaiden geworfen, um ihn mit seinem eigenen Leben zu schützen. Es folgte absolute Stille. Regungslos blieben sie beide liegen, schockiert von der Gewalt der Explosion, die durch nichts angekündigt worden war.
„Kaiden?“, wisperte Eryk über ihm.
„Ich bin unverletzt. Glaub ich. Du bist recht
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