Rashminder Nächte 3 (German Edition)
vermutlich seit Jahren nicht mehr erlebt, dass ihm so vehement widersprochen wurde.
„Naxander spielt! Er geht mal hierhin, mal dorthin, stiftet Unfrieden, spinnt Intrigen, ruht sich dann wieder in einem seiner zahllosen Häuser aus … Er will keine Verantwortung übernehmen. Er will uns allen zusehen, wie wir nach seinen Bedingungen spielen.“
„Wenn ich kurz dürfte …?“ Lark schaute fragend zu ihm herüber. Nur zu gerne überließ Eryk ihm das Wort, es war so anstrengend, mit diesen sturen Graubärten zu reden!
„Es ist ganz genauso, wie Eryk es gesagt hat. Naxander hätte schon vor zehn Jahren den Thron haben können, stattdessen hat er Medan mit allen Mitteln unterstützt, die Krone übernehmen zu können. Er hätte jeden von uns längst hundert Mal vernichten können und tut es nicht. Tote Gegner sind langweilige Gegner! Vergesst auch seinen großen Einfluss auf Maruv nicht.“
„Wer?“, murmelte Eryk ohne zu überlegen.
„König Maruv von Onur.“ Lark lächelte freudlos. „Es wissen nicht allzu viele Leute, aber Naxander mischt bei dem Intrigenspiel der Adligen dort drüben heftig mit.“
„Warst du deswegen da?“ Lark hatte mehr als ein Jahr in diesem Land verbracht, ohne je zu erzählen, was er dort wollte.
„Ich habe die hiesige Priesterschaft ermuntert, etwas aktiver zu werden und den vielversprechendsten Gegner Maruvs zu unterstützen.“ Es brauchte keine stumme Warnung, Eryk verriet mit keinem Wimpernschlag, dass er diesen Mann, Lyskir von Corlin, bereits kannte.
„Naxander sucht beständige Herausforderung“, fuhr Lark fort. „Kaiden scheint für ihn nützlich zu sein, sonst hätte er euch beide längst erledigt.“
„Das wäre ihm letztes Mal auch fast gelungen. Ihm war egal, ob wir überleben oder nicht.“ Eryk schauderte, als er an den Dämon dachte und daran, wie Kaiden …
„Lassen wir es dabei beruhen. Seid Ihr sicher, dass dieser Mann dort der Aufgabe gewachsen sein wird?“ Norwolts Ekel hatte etwas Amüsantes an sich, wenn man es näher bedachte. Eryk verkniff sich den Impuls, den Stadtmeister noch weiter zu reizen.
„Er ist und bleibt der Einzige und ich verbürge mich für ihn.“ Lark brauchte seine Stimme nicht zu heben, um den würdevollen alten Mann wie einen Straßenjungen dastehen zu lassen.
„Gut. Dann … dann sollten wir jetzt gehen. Ich denke, wir haben genug gesehen.“ Norwolt räusperte sich angestrengt, bevor er sich grußlos umwandte und mitsamt den Stadträten das Haus verließ. Auch die Magier nahmen Abschied, brachten dabei den einen oder anderen Rat oder aufmunternden Spruch hervor. Als sie endlich alle fort waren, abgesehen von Lark und Torgen, atmete Eryk erleichtert auf.
„Hatte dieses Schauspiel irgendeinen tieferen Sinn?“, fragte er kopfschüttelnd.
„Sie haben Angst. Sie alle haben Angst vor Naxander, und man kann es ihnen nicht verübeln. Sie wollten sehen, wer du bist, bislang kannten sie nur deinen Namen. Sie wollten wissen, ob sie hoffen oder verzweifeln sollen“, erwiderte Torgen.
„Und mit welchem Ergebnis?“
„Sie wissen jetzt, dass du genauso unberechenbar wie Naxander bist, was ihnen nicht gefällt. Aber du hast bewiesen, dass du gefährlich werden kannst.“ Lark klopfte ihm herzlich auf die Schulter. „Vergiss die Graubärte. Rüste dich mit allem, was du brauchst, und dann können wir nur noch warten, was geschieht.“
Was auch immer das sein mag, ich hoffe, es wird schnell gehen …“
~*~
Kaidens Kopf fühlte sich wenig gut an, als er die Augen aufschlug. In Naxanders schmales Gesicht blicken zu müssen, fühlte sich noch schlechter an. Die Vorstellung, dass er ihm womöglich bis an sein Lebensende nicht würde entfliehen können, war fast schrecklich genug, um aufzugeben. Genauso wie bei Torgen konnte er nichts von einer Bindung zu Naxander spüren. Sein Meister hatte allerdings erzählt, dass er dieses Band sehr deutlich spürte und lange Zeit nicht sicher gewusst hatte, ob er sich aus ehrlich empfundener Fürsorge um Kaiden kümmern wollte oder bloß, weil die Magie ihn dazu zwang. Ob es Naxander ähnlich erging? Vermutlich nicht. Magie konnte nichts erschaffen, was nicht bereits ansatzweise vorhanden war. Dieser Mann besaß einfach nicht genug Seele, um so etwas wie Fürsorge oder sogar Zuneigung empfinden zu können!
Ein rascher Rundblick enthüllte, dass Kaiden sich in einem mit dunklen Möbeln komfortabel eingerichteten Schlafraum befand. Er erinnerte sich schwach, wie er im Schein
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