Rashminder Nächte 3 (German Edition)
eine Decke über und strich sanft über seine Wange.
„Schlaf. Ruh dich aus. Ich hoffe, morgen wirst du meinem Befehl gehorchen, ohne erst halbtot geprügelt werden zu müssen.“
Er überlegte kurz, ob er jemanden schicken sollte, der Kaiden das Blut vom Leib wusch, doch die einen würden ihn grob behandeln, die anderen sich an seinem Körper vergreifen. Er müsste es selbst tun, wenn er beides vermeiden wollte.
Undenkbar. Er war Fürst Naxander, kein Diener!
Was macht er nur mit mir? Ich werde weich!, dachte er verwirrt und beeilte sich, den Raum zu verlassen. Zweifellos war das eine Nebenwirkung des Fluches, der ein viel zu weitreichendes magisches Band zwischen ihnen geschaffen hatte. Kaiden konnte ihm nicht mehr gleichgültig sein, er war dazu verdammt ihn zu hassen oder zu …
Naxander schloss energisch die Tür hinter sich. Morgen würde er Torgen befehlen, die Flüche aufzuheben. Ja, gleich morgen früh. Im Moment wollte er dieses Etwas in sich erforschen. Gefühle, die er verloren geglaubt hatte. Die er niemals zuvor besessen hatte …
Kaiden hob matt den Kopf, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich allein war. Dann rollte er sich seitlich zusammen und zog die Decke fest um sich. Naxander hatte ihn vor Neko beschützt, warum bloß? Wollte er wirklich vermeiden, dass seine, Kaidens, Seele Schaden nahm? Bislang hatte er es stets genossen zuzusehen, wenn …
Naxander hatte ihm vielleicht geglaubt, dass er ohnmächtig war. Zu tief erschöpft, um Nekos Tun spüren zu können. Vermutlich war ihm das zu langweilig gewesen. Oder er wollte tatsächlich sein Spielzeug nicht teilen.
Die schiere Gewalt dieses Alptraums, in dem er so viele Stunden gefangen gewesen war, hatte ihn fast zerstört. Aber jetzt, wo die Schmerzen fort waren, ging es ihm etwas besser. Wie damals bei Torgen war es ihm gelungen, sich während der Folter – Prügelstrafe war ein zu geringes Wort dafür – in Trance zu flüchten. Ein paar Stunden Schlaf, dann würde sein Körper sich von alledem erholt haben.
Ich will nach Hause, dachte er müde.
Wie sehr er wünschte, er hätte sich wenigstens von Eryk verabschieden können. So etwas von einem beinahe Fremden wie Torgen erfahren zu müssen – eben, dass sein Partner freiwillig mit dem Feind gegangen war – das musste einfach grausam sein.
Vergib mir. Ich wünschte, du wärst hier … Ich wünschte, ich könnte über diesen dummen Alptraum den Kopf schütteln … Ich wünschte, ich könnte mich bei dir anlehnen und all das Elend vergessen!
Kaiden ließ sich dahintreiben in einer Vielzahl schöner Erinnerungen. Momente des Glücks, die er mit Eryk teilen durfte. Ihre neckenden Streitereien. Gemeinsame Triumphe, wenn sie einen schwierigen oder gefährlichen Auftrag beendet hatte. So wie etwa der Mord an einem Grafen, bei dem sich die Täter mit einem Verwirrzauber geschützt hatten, wodurch jede Suchmagie nutzlos geworden war. Hier hatte sich Eryks Erfahrung als Gardist sowie ihre zahlreichen Kontakte in der gesamten Stadt bezahlbar gemacht. Nach wochenlangen Recherchen, schlaflosen Tagen und Nächten und Spurensuche durch das halbe Königreich hatten sie herausgefunden, dass der Graf bei einem Tavernenausflug versehentlich in Streitigkeiten von jungen Bardenlehrlingen geraten war. Es war kein geplanter Mord, sondern ein unglückseliger Sturz von einem Treppenabsatz, nachdem er angerempelt worden war. Den hatte der bedauernswerte Graf zunächst überlebt. Da die jungen Leute fürchteten, dass ihnen niemand glauben würde, hatten sie ihn erschlagen, das Ganze als Raubmord getarnt und sich von irgendwoher diesen Verwirrzauber besorgt.
Kaiden und Eryk hatten der Witwe erzählt, was geschehen war, die daraufhin Anklage erhob und Recht erhielt.
Das Gefühl nach Hause zu kommen, nachdem sie wochenlang nur auf diesen Auftrag fixiert gewesen waren, war einfach unbeschreiblich gewesen …
Kaiden schwelgte in Erinnerungen, wie sich seine Freundschaft zu Eryk langsam in Liebe und Begehren gewandelt hatte. Ohne Naxander hätten sie vielleicht nie zusammengefunden. Ein schmerzlicher Gedanke. Auch wenn sie ihre Liebe nicht leben durften, wollte Kaiden sie auf gar keinen Fall aufgeben.
Ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr …
~*~
„Setz dich da drüben hin, mach es dir bequem.“
Eryk folgte Larks Wink und ließ sich seufzend in den breiten, gepolsterten Lehnstuhl am Kamin niedersinken. Lark hatte vehement darauf bestanden, ihn mitzunehmen:
„Allein lassen können
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