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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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gekommen bin.«
    Nun war
Werner Hartleib völlig perplex und wartete einfach auf die Offenbarungen, die nun
folgen sollten. Er machte es sich auf dem Holzstuhl, der Generationen zum Verhör
gedient hatte, so bequem wie möglich, streckte die Beine aus und verschränkte die
Arme vor dem Bauch. »Okay, dann leg mal los.«
    Martin drehte
den Ledersessel zu Werner um und legte die Fingerspitzen aneinander. In seiner Stimme
lag noch ein leicht nasaler Ton, aber ansonsten war er erstaunlich fit. Eine intensive
Grippe im Kurzformat mit gutem alten Malt fortgespült. Es hatte wieder einmal funktioniert.
    »Der Erste,
der starb, war Professor Keller. Derjenige, der als Erstes ins Zimmer gekommen war
und den Professor gefunden hat, hat möglicherweise mit dem Luftstrom der Tür die
Feder vom Schreibtisch gepustet. Aber sie war da und ich hab sie gesehen.«
    »Wo?«, fragte
Werner aufgeregt.
    »Ich zeig’s
dir später. Sie ist auf einem Foto auf dem Boden zu sehen. Ganz klein, und ich hab
sie auch erst bemerkt, als ich mir die Vergrößerung auf dem Rechner angesehen habe.
Glaub mir, ich habe sie gesehen und hab sie doch nicht gesehen. Verstehst du, was
ich meine? Das ist ein so unwichtiges winziges Detail. Daran denkst du nicht, wenn
du direkt in einen halb weggeschossenen Schädel hineinschaust.«
    »Zufall.«
Werner lehnte sich vor, als ob er sich zu einem verbalen Angriff rüstete. »Das kann
auch Zufall gewesen sein. Was ist mit den anderen?«
    »Ursula
Seifert hatte eine Feder auf ihrem Kissen liegen. Wie eine kleine Daune von einem
Kissen aus dem Krankenbett. Nur mit dem Unterschied, dass eine Feder nichts in einem
OP zu suchen hat. Ein OP ist ein steriler Bereich, und eine Feder ist alles andere
als steril, oder?« Werner nickte stumm. Sein Mund war leicht geöffnet und er schob
die Zunge zwischen die Lippen. Martin fuhr fort: »Der erhängte Hausmeister war der
Nächste. Der ganze Boden im Keller war voller Dreck und es war dunkel. Die Neonröhre
neben seinem Kopf flackerte, weißt du noch? Er trug einen Blaumann wie jeder Arbeiter.
In seinen Taschen steckten ein Hammer, ein Zollstock, eine Zange und bei genauem
Hinsehen am Boden der rechten Tasche …«
    »Verdammt.
Sag nicht, eine Feder?«
    »Allerdings.
Klein und unschuldig. Beinahe unsichtbar und hundertprozentig beiläufig. So, und
der letzte Tote war Bernd Schäfer, der Typ, der mit einer Überdosis Schlaftabletten,
die er mit Whiskey runtergespült hatte, gefunden wurde. Für jeden sah es absolut
nach Selbstmord aus, und die Spusi wurde mit jedem Toten schlampiger, aber wenn
du dir die Fotos vom Tatort genauer ansiehst, wirst du feststellen, dass neben dem
Bett, ganz dicht am Nachttisch, eine kleine Feder liegt.«
    »Mann, wenn
das stimmt … Du bist echt verrückt.«
    »Nein, nicht
ich, aber der Typ, der die Leute umlegt, ist verrückt, und er war in meiner Wohnung
und hat eine Feder dagelassen. Entweder ist er total bescheuert oder so was wie
ein wahnsinniges Genie. Er muss doch damit rechnen, dass ich oder die Polizei die
anderen Federn auch gefunden haben und wir eins und eins zusammenzählen.«
    »Warum?
Er hinterlässt uns sein Markenzeichen, so wie Zorro sein Z oder Fantomas das F oder
viele andere Killer in irgendwelchen Filmen.«
    »Trotzdem.
Er hat mich am Leben gelassen. Ich glaube, er wollte mich auch umbringen,
so wie die anderen, weil wir ihm allmählich zu nahe kommen oder so etwas, aber er
hat mich nicht getötet, lässt aber trotzdem sein Markenzeichen da – klar und deutlich,
sodass man es finden muss. Wie eine Art Warnung. Oder ein Spiel. Warum tut er das?
Will er uns damit etwas sagen? Eine Message durch eine Feder?«
    »Was ist
so toll an einer Feder?«
    Martin hob
die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe ein Bild vor Augen, das ich kürzlich
mal irgendwo gesehen habe, aber ich kann mich nicht erinnern, wo. Hier in Deutschland,
das weiß ich genau.«
    »Was war
denn drauf?«
    »Eine Taube
mit einem Zweig im Schnabel. Kennst du diese Passage aus dem Alten Testament? Noah
baut seine Arche, ist nach der Sintflut 40 Tage und Nächte nur von Wasser umgeben
und schickt dann eine Taube los. Eine weiße Taube, und sie kommt mit einem Zweig
zurück, sodass alle auf dem Schiff wissen, dass die Taube Land gefunden hat.«
    »Okay. Jetzt
wird es echt philosophisch. Was will ein Killer mit einer Feder aussagen, nachdem
er ein paar Leuten das Leben genommen hat?«
    Martin schüttelte
kaum merklich den Kopf. »Irgendwie ist die Taube in dieser

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