Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
ließ sich dazu herab. Aber er wußte von solchen Dingen. Dies war das Zeichen eines gefährlichen Krauts, das Schamanen primitiver Kulturen in finsteren Zeiten verwendet hatten, um Kontrolle über Monster zu erlangen, die sich mit normaler Magie nicht herbeiriefen ließen.
Das war also das Vermächtnis, das Dhamari weitergeben wollte! Er wollte Keturahs Magie haben, verändert und übertragen auf ein Kind, das er kontrollieren und für sich beanspruchen konnte, ein Kind, das etwas vollbringen konnte, wozu er selbst nicht in der Lage war.
Weißglühender Zorn stieg in Basel auf.
Der Magier kehrte seinen Transportzauber um und begab sich wieder in Dhamaris Arbeitszimmer. Methodisch durchsuchte er die Bibliothek, wo er auf eine überraschende Fülle von Material über die Geschichte der Crinti und der Dunkelelfen sowie über Legenden vom Finsteren Feenvolk stieß.
»Ziemlich aufregende Lektüre für einen Mann, der Schmetterlinge sammelt«, murmelte Basel. »Mal sehen, was er noch vorhat.«
Basel fand das Zauberinventar des Magiers und prüfte es sorgfältig auf fehlende Schriftrollen, Bücher und Tränke. Die Liste an sich war schon abstoßend. Das Arsenal, das Dhamari auf seine »kleine Reise« mit Tzigone mitgenommen hatte, erschütterte Basel zutiefst.
Er stürmte aus dem Turm und hielt kurz am Tor an, wo er dem Diener einen Beutel Münzen in die Hand drückte. »Geh zum Hafen. Such nach einem Boot, das ein fernes Land zum Ziel hat, und reise dorthin.«
»Ich bin an meinen Dienst hier gebunden«, begann der Mann mit einer Erwiderung.
»Ja, ich kann mir gut vorstellen, wie Dhamari seine Diener an sich bindet. Sprich zu niemandem über das, was du hier gesehen hast, dann solltest du für die nächsten zehn Tage in Sicherheit sein.«
Der Wächter nickte vorsichtig. »Und danach, mein Lord?«
»Kein Gesetz und kein Zauber kann dich an einen toten Mann binden«, gab Basel schroff zurück.
Der Mann riß die Augen auf und strahlte plötzlich vor Dankbarkeit. »Möge Mystra Euch schnell voranbringen, mein Lord!«
Basel wiederholte dieses Gebet, während er zu seinem Turm in Halarahh zurückkehrte und Befehl gab, sein Himmelsschiff bereitzumachen. Er wußte, daß er Tzigone nicht aufspüren konnte. Ihre außergewöhnliche Magieresistenz hatte es ihm bereits in jenen Tagen unmöglich gemacht, ihren Verbleib in Erfahrung zu bringen, als sie beschlossen hatte, ihrem Studium nicht nachzukommen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er Dhamari nicht fand.
Und sein alter Freund Procopio Septus war genau der Mann, der ihm das Wie verraten würde.
* * *
Procopio Septus betrachtete seinen neuen Spieltisch und nahm die Landschaft in sein Gedächtnis auf, während er über die Möglichkeiten nachdachte, die Felsspalten, Klippen und Höhlen boten.
Jahrelang hatte er sich mit Kriegsspielen befaßt und berühmte Schlachten nachgestellt, um aus den Siegen und Niederlagen früherer Magierfürsten zu lernen. Doch dieser Tisch stellte einen wichtigen Abschnitt der östlichen Grenze dar, wie er jetzt aussah. Die Armee, die sich ihren Weg über die Gebirgspässe bahnte, war durch seine Abmachung mit dem mulhorandischen Magier auf den Weg gebracht worden. Procopio war der einzige Magier in Halruaa, der von dem kommenden Konflikt wußte.
Eine winzige Figur, ein Krieger auf einem geflügelten Pferd, löste sich aus der Schlacht und flog hoch über den Tisch, bis er um Procopios Kopf surrte, der verärgert nach dem außer Kontrolle geratenen Spielzeug schlug.
Er berührte es kaum, aber der kurze Kontakt durchfuhr ihn wie ein winziger Blitz. Procopio riß die Hand zurück und starrte ungläubig auf die rasch größer werdende Figur. Augenblicke später stampfte ein ausgewachsenes Pferd auf seinem calimshanischen Teppich, das seine den ganzen Raum ausfüllenden Flügel zusammenfaltete, mit dieser Bewegung den Kronleuchter zum Schaukeln brachte und hunderte winziger Figuren vom Spieltisch fegte.
Das geflügelte Pferd war ein gescheckter Brauner, doch seine Farbgebung unterschied sich von allem, was Procopio jemals gesehen hatte. Das Fell war fleckig braun und moosgrün, und die Mähne, die fast bis zu den Hufen reichte, hatte eine Farbe Wie Bergpinien. Die Federn der Flügel schimmerten in sanften Grün- und Brauntönen. Es war das seltsamste Reittier, das er je gesehen hatte, doch es paßte gut zu seiner Reiterin.
Sie war eine Waldelfe, sie hatte die kupferfarbene Haut und die bernsteinfarbenen Augen des Volks der Mhair. Ihr tief
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