Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
räusperte er sich. Als er wieder aufsah, hatte er sich gefaßt und lächelte leicht. Tzigone spürte, wieviel Mühe Basel das kostete, und fragte sich nach dem Grund.
»Wo hast du diesen Namen gehört, mein Kind?«
»In Akhlaurs Sumpf. Sie sagten, Keturah sei in der Kunst der Beschwörung begabt gewesen. Sie verglichen mich mit ihr.« Das war im wesentlichen wahr. Tzigone brachte ihr aufbegehrendes
Gewissen zum Schweigen und sah Basel Indoulur ins verschlagene Gesicht.
»Wer waren diese ›sie‹?«
Sie reagierte mit einem Achselzucken und einer vagen Geste. » Sie eben, Ihr wißt schon.«
»Tzigone.« Basels Stimme war untypisch ernst.
»Kiva.«
»Ach.« Basel Indoulur stieß das Wort zusammen mit einem Seufzer aus. »Nun ja, das paßt. Was hat Kiva sonst noch gesagt?«
»Nichts. Jedenfalls nicht, wenn man das Bewerfen mit Feuerkugeln nicht als Unterhaltung wertet.«
»Ich verstehe. Und von wem hast du diesen Namen gehört?«
Die Hartnäckigkeit des Magiers verwirrte Tzigone. »Von Andris. Dem Jordain, der den Entzug der Magie durch den Laraken überlebte.«
»Ach, ja, die Geschichte hat wirklich für Aufsehen gesorgt.« Basel stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und faltete die Hände. »Eine faszinierende Geschichte. Ein Jordain zeigt keine Anzeichen für latente Magie, und doch ruht die Magie – ein Echo eines fernen Elfenvorfahren – in ihm. Der Jordaini-Rat diskutierte, ob Andris nun über magische Kräfte verfügt oder nicht und ob er ein falscher oder ein wahrer Jordain war. Damit ist der Rat nicht allein. Ein Magier kann sein Gemach nicht mehr verlassen, ohne in eine philosophische Debatte über die Art der Magie und des Lebens zu geraten. Die Azuthaner werden dieses Rätsel nicht lösen, aber ich bin auf ihre Berichte gespannt, was Andris angeht. Doch zurück zum Thema.« Basel Indoulur sah Tzigone an. »Darf ich fragen, warum du dich für Keturah interessierst?«
Tzigone wies auf die Portraits, die an allen Wänden des Raums hingen und einen stets präsenten Kreis von Indoulur-Vorfahren bildeten. »Ihr entstammt einer langen Reihe von Beschwörern. Ich habe keine Familie. Niemand kann zu mir sagen: ›Mach dir keine Sorgen, deine Schwester hatte mit dem Zauber auch Probleme.‹ Ihr habt selbst gesagt, meine magischen Begabungen seien verwirrend. Vielleicht würde es mir helfen, mit jemandem zu reden, der auch nur ein wenig so ist wie ich.«
Basel lehnte sich zurück und fixierte einen weit entfernten Punkt, als betrachte er eines der Portraits an der Wand und ermesse den Wert von Verwandtschaft und Abstammung. »Ein gutes Argument«, sagte er schließlich. »Aber wäre es nicht sinnvoller, nach deiner eigenen Familie zu suchen anstatt nach einer Magierin, die ähnlich begabt ist?«
»Natürlich wäre es das«, sagte Tzigone rasch, da ihr klar war, daß eine Verneinung eine allzu offensichtliche Lüge gewesen wäre. »Ihr müßt nicht glauben, ich hätte das nicht versucht. Ich habe mich sogar eine Weile um Behir-Junge gekümmert, um zu lernen, wie man Abstammungsaufzeichnungen lesen muß. Bei den Kreuzungen, die die Züchter vornehmen, sind diese Aufzeichnungen fast so komplex wie die Tabellen der Magierbegabungen.«
»Sehr erfinderisch«, murmelte Basel. »Aber wenn deine Vorfahren nicht gerade achtbeinige Krokodile sind, führen dich solche Anstrengungen nicht weit.«
Tzigone zögerte, da sie überlegte, wieviel sie ihrem Meister anvertrauen konnte. »Ich habe auch versucht, Einblick ins Verzeichnis der Königin zu nehmen.«
Basel versteifte sich. »Und was hast du erfahren?« fragte er und klang eine Spur zu beiläufig.
Seine Reaktion veranlaßte Tzigone zum sofortigen Rückzug. »Ehe ich etwas herausfinden konnte, entdeckte mich Cassia, die Jordainin der Königin, und warf mich in einen verschlossenen Raum.«
»Dessen Tür sich auf mysteriöse Weise öffnete, wie ich annehme.«
»Das Leben ist voller Rätsel«, nickte Tzigone.
»Cassia wurde ermordet, bevor sie dich zu Fall bringen konnte«, fügte er an.
Über diesen Punkt wollte sie nicht so gern nachdenken. Kiva benutzte Cassia, um Tzigone in Akhlaurs Sumpf zu locken. Tzigone lebte mit dem Wissen, so gut sie konnte. Steckte noch mehr dahinter? Hatte Cassia irgendein Geheimnis gekannt, das für Kiva ein Grund gewesen war, sie zu töten?
Basel löste sich aus der nachdenklichen Stimmung. »Keturah verschwand eines Tages einfach. Niemand weiß genau, was aus ihr geworden ist. Da kein Halruaaner gerne über seine
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